AFRIKA/ZENTRALAFRIKA - „Nehmt euch das Gemeinwohl zu Herzen und gebt dem Land die Möglichkeit zu leben“, so die Missionare in einem Schreiben an die Teilnehmer der Friedensgespräche in Zentralafrika

Montag, 15 Dezember 2008

Bangui (Fidesdienst) – „Als Missionare versuchen wir seit jeher, den Menschen, die Opfer der Rebellen, der Banditen und der Regierungssoldaten sind, zu helfen. In diesem Sinn war es uns ein Anliegen, einen offenen Brief an die Teilnehmer dieses Treffens zu schreiben, damit auch die Stimme derer gehört wird, die keine Stimme haben“, so der als Gemeindpfarrer in Bozoum in der Zentralafrikanischen Republik tätige italienische Karmelitaner Missionar, P. Aurelio Gazzera, im Gespräch mit dem Fidesdienst. In der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik findet derzeit der so genannte „Dialogue inclusiv“ statt, eine Art Friedensgespräche, die zur Überwindung der chronischen politischen Instabilität im Land beitragen sollen. An den Gesprächen, die noch bis zum 20. Dezember dauern sollen, nehmen Teilnehmer der Regierung sowie Vertreter der Rebellen und der Zivilgesellschaft teil. Der Staatspräsident von Gabun, Omar Bongo, ist zusammen mit dem ehemaligen burundischen Staatsoberhaupt, Pierre Buyoya, mit der Vermittlung zwischen den beteiligten Parteien beauftragt.
P. Aurelio unterzeichnet das Schreiben an die Teilnehmer der Friedensgespräche zusammen mit P. Cipriano Vigo, Pfarrer in Bodaranga und P. Valentino Vallarino, Pfarrer in Ngaudaye. In ihrem offenen Brief betonen die Missionare, dass „das Land auf die Mitarbeit aller angewiesen ist: Regierung, Rebellen und Opposition müssen mit vereinten Kräften zu einer Wende beitragen. Nehmt euch das Gemeinwohl zu Herzen und gebt dem Land die Möglichkeit in der Einheit, in Würde und mit einer Arbeit zu leben. Sorgt dafür, dass diese Worte nicht verhallen und bedeutungslos werden!“
„Die Menschen mussten zuviel Leid ertragen“, so die drei Missionare, „Morde, Vergewaltigungen, Plünderungen, Brandanschläge. Sie können ihre Felder nicht bewirtschaften und ihre Produkte nicht verkaufen. Sie haben kaum Zugang zu Krankenhäusern oder Krankenstationen. Tausende Schüler können infolge der unsicheren Lage den Unterricht nicht besuchen. Viele Lehrer, die in Bozoum, Bocaranga, Koui, Ngaudndaye und Ndim unterrichten sollen, weigern sich, dorthin zu gehen, weil sie um ihr Leben und das ihrer Familie bangen“.
Wir bitten die Vertreter der verschiedenen Parteien, die Verantwortlichen der Regierung und die Anführer der Rebellenbewegungen, die Gelegenheit zu nutzen, die diese Gespräche bieten, um auch den Aufschrei der Brüder und Schwestern zu hören, die fordern: keinen Krieg, keine Gewalt!“.
Der ehemalige burundische Staatspräsident Pierre Buyoya, der die Gespräche des so genannten „Dialogue inclusive“ leitet, erklärte in einer Pressekonferenz, dass „nach einer schwierigen Debatte ein erster sehr lebhafter Austausch stattgefunden hat“. Zu den Punkten auf der Tagesordnung gehört die Bildung einer „Regierung der weitgehenden Übereinstimmung“ unter Leitung von Staatspräsident Francois Bozizé, der 2003 durch einen Staatstreich an die Macht gelangte und 2005 bei demokratischen Wahlen in diesem Amt bestätigt wurde. Doch nicht alle Teilnehmer verfolgen dasselbe Ziel: die Oppositionspartei fordert den Rücktritt des Präsidenten und die eine Übergangsregierung und die Vorbereitung von Neuwahlen für das Jahr 2010.
Unterdessen starben bei einem jüngsten Angriff von Regierungssoldaten im Norden des Landes in Bidou (600 Kilometer nordöstlich von Bangui) 12 Menschen. (Fidesdienst, 15/12/2008)


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