ASIEN/INDIEN - Bei den Wahlen gewinnt die Transparenz. Kongresspartei erzielt Wahlsieg. Ein Kommentar des Sprechers der Indischen Bischöfe

Donnerstag, 13 Mai 2004

New Delhi (Fidesdienst) - „Die indischen Bürger haben sich für Frieden und harmonisches Zusammenleben entschieden. Sie wollen sich weder vom Fundamentalismus überwältigen lassen, noch Politik und Religion vermischt sehen, Vielmehr haben die Wähler unter Beweis gestellt, dass sie ein Land wollen, das auf den säkularen Werten der Toleranz und der Freiheit basiert.“, so der Steyler Missionar, Pater Babu Joseph Karkombil, der Sprecher der indischen Bischofskonferenz, in der sich die katholischen Bischöfe des lateinischen, syro-malankarischen und syromalabarischen zusammenschließen. Im Gespräch mit dem Fidesdienst kommentierte er die jüngsten Wahlen, bei denen sich ein Sieg der Kongresspartei abzeichnet.
Im Gegensatz zu den Vorhersagen musste die Indische Volkspartei (Bharatiya Janata Party. BJP), die größte Partei der Koalition der Nationalen Demokratischen Allianz (NDA), die in Indien während der vergangenen Legislaturperiode regierte, ihre Wahlniederlage eingestehen. Der bisherige Premierminister Atal Behari Vajpayee, wird bald sein Rücktrittsschreiben einreichen müssen.
Die BJP hatte die ursprünglich für Oktober dieses Jahres vorgesehen Wahlen vorgezogen und wollte damit eine Reihe positiver Ergebnisse auf politischer (darunter den Beginn der Friedensverhandlungen mit Pakistan) und auf wirtschaftlicher (Wirtschaftswachstum) Ebene nutzen. Während der Wahlkampagne hatten nur wenige Beobachter daran gezweifelt, dass die BJP als Regierungspartei bestätigt werden würde. Das nationalistische geprägte Wahlprogramm hatten auch fundamentalistische Hindubewegungen befürwortet, die die so genannte Hindutva-Ideologie vertreten, deren Motto lautet „Ein Volk, eine Sprache, ein Land“. Unterdessen feiert die Kongresspartei bereits ihren, wenn auch erst teilweisen Wahlsieg.
Pater Babu Joseph Karakombil erklärt gegenüber dem Fidesdienst: „Der Sieg der Kongresspartei bedeutet eine Wende für die indische Politik: sie vertritt den gemäßigte Mitte des indischen Volkes und steht religiösem Nationalismus fern. Vielmehr engagiert sie sich für einen laizistischen Staatgedanken, der auf den von der Verfassung garantierten säkularen Werten gründet. Religiöse Minderheiten, darunter auch die Christen, begrüßen das Wahlergebnis, denn sie wissen, dass die Kongresspartei eine Politik der Toleranz und des Fortschritts vertritt und sich für ein harmonisches Zusammenleben der Religionen einsetzt und Spannungen vorbeugen möchte. Die indische Bevölkerung hat damit unter Beweis gestellt, dass sie ein Land wollen, das auf den säkularen Werten der Toleranz und der Freiheit basiert“. Die Christen zogen dabei auch in Betracht, dass die BJP in ihrem Wahlprogramm auch die Frage der so genannten „Zwangsbekehrungen“ erwähnt hatte, und in diesem Zusammenhang einen Gesetzesentwurf befürwortete, der die Genehmigung eines Richters im Falle eines Religionswechsels vorsieht.
Nach Ansicht des Sprechers der indischen Bischöfe, gibt es im Wesentlichen drei Gründe für die Niederlage der BJP: „Eine Wirtschaftspolitik, die Mittel- und Oberschicht bevorzugte, wobei Millionen von Bürgern weiterhin unterhalb der Armutsgrenze lebten und arbeitslos waren; die Politik hinsichtlich religiöser Minderheiten, die zu gesellschaftlichen Spannungen in verschiedenen Teilen des Landes geführt hat; die Spaltung innerhalb der Koalition, die aus mehreren regionalen Parteien mit sehr unterschiedlichen Interessen und politischer Agenda bestand.“ (PA) (Fidesdienst, 13/5/2004 - 42 Zeilen, 462 Worte)


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