AFRIKA/NIGERIA - Unruhen in Nordnigeria: „Muslimische Extremisten haben mindestens eine Kirche zerstört“. Dramatischer Bericht eines Beobachters

Mittwoch, 12 Mai 2004

Kano (Fidesdienst) - „Die Situation in der Stadt ist sehr angespannt. Der gestern proklamierte Waffenstillstand wurde heute Morgen wieder aufgehoben, doch die Menschen wollen ihre Wohnungen nicht verlassen, obschon die Polizei die Straßen bewacht“, so ein Beobachter aus Kreischen der Ortskirche in Kano im Norden Nigerias, wo muslimische Extremisten christliche Kirchen und Bürger angegriffen haben. Wie Beobachter gegenüber dem Fidesdienst berichten wurden dabei mindestens eine Kirche und das dazugehörige Pfarrhaus in Brand gesetzt und zerstört. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch anderen Kirchen und verschiedenen Wohnungen von christlichen Gläubigen beschädigt wurden“, vermutet der Beobachter.
„Es hat dabei mit Sicherheit auch Tote und Verletzte gegeben, deren genaue Anzahl bisher jedoch unbekannt ist. Auf den Straßen ist es gefährlich, weshalb man sich nur schwer ein eigenes Bild von der Lage machen kann. Am gestrigen 11. Mai wurden auch eine staatliche Universität und ein dazugehöriger Gebäudekomplex geplündert und zerstört“, so der Beobachter.
Erst vor kurzem war es auch im nigerianischen Bundesstaat Plateau zu Unruhen gekommen, bei denen mindestens 200 Menschen ums leben kamen. Dort bekämpfen sich größtenteils muslimische Viehzüchter aus dem Volk der Fulani und zumiest christliche Bauern aus dem Volk der Tarok. Christliche Extremisten werden beschuldigt, Massaker an muslimischen Viehzüchtern verübt zu haben (vgl. Fidesdienst vom 6. und 11. Mai). „Die muslimischen Extremisten, die in Kano Übergriffe auf Christen verübt haben, erklärten, sie wollten die ermordeten Muslime in Plateau rächen“, so der Beobachter. Die mit Äxten und Messern bewaffneten Angreifer hielten auf der Suche nach Nichtmuslimen Fahrzeuge auf der Straße an und zwangen die Insassen muslimische Gebete aufzusagen.
Der nigerianische Staatspräsident Olusengun Obasanjo appellierte an alle Nigerianer mit der Bitte, Ruhe zu bewahren und forderte die muslimischen Religionsführer auf, die Gemüter ihrer Gläubigen zu beruhigen. „Ich bitte euch darum unserer muslimischen Brüder aufzuhalten, denn wenn wir nach dem Prinzip Auge um Auge handeln, dann wird diese Land im Blut ertrinken“, so der Präsident in einem Gespräch mit muslimischen Religionsvertretern.
Seit 1999 starben rund 10.000 nigerianische Staatsbürger bei ethnischen und religiösen Konflikten. (LM) (Fidesdienst, 12/5/2004 - 31 Zeilen, 342 Worte)


Teilen: