AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - „Im Osten des Kongo findet unter den Augen aller ein stiller Völkermord statt“: Die Bischöfe des Landes wenden sich in einem dramatischen Appell an die internationale Staatengemeinschaft

Freitag, 14 November 2008

Kinshasa (Fidesdienst) – Die Bischöfe des Ständigen Ausschusses der Kongolesischen Bischofskonferenz (CENCO) äußern mit einem „Schrei des Schmerzes und des Protests“ die eigene „Erschütterung und Trauer angesichts der menschlichen Tragödie im Osten und Nordosten der Demokratischen Republik Kongo“.
In einer Botschaft mit dem Titel „Die Demokratische Republik Kongo trauert um ihre Kinder und ist untröstlich“, die dem Fidesdienst vorliegt, bekräftigen die Mitglieder des Ständigen Ausschusses der CENCO, dass im Osten des Landes „unter den Augen aller ein stiller Völkermord stattfindet“. „Die grundlosen Massaker an der Bevölkerung, die gezielte Ausrottung von Jugendlichen, systematische Vergewaltigung von Frauen als Kriegswaffe: dies ist eine Grausamkeit von unsagbarer Gewalt, zu der es erneut unter der einheimischen Zivilbevölkerung kommt, die sich nur auf würdige Weise in ihrem eigenen Land leben will. Welche Interessen verbergen sich hinter diesem Drama?“
Die Bischöfe kritisieren sowohl die Blauhelme der Vereinten Nationen („am schlimmsten ist, das die Gewalt unter den gleichgültigen Augen derer geschieht, die das Mandat erhalten haben den Frieden zu gewährleisten und die Zivilbevölkerung zu schützen“) sowohl die Zentralregierung („unserer Regierenden erweisen sich als machtlos angesichts des Ausmaßes der Situation und vermitteln den Eindruck, dass sie den Herausforderungen des Friedens, des Schutzes der Bevölkerung und der Integrität des Staatsgebiets nicht gewachsen sind“). Ein weiteres Mal unterstreichen sie die Tatsache, dass „die natürlichen Ressourcen der Demokratischen Republik Kongo die Begierde einiger Mächte wecken. In der Tat finden alle Konflikte in den wirtschaftlichen Korridoren oder in der Nähe der Mineralvorkommen statt“.
In der Botschaft erinnern die Bischöfe auch an„die Existenz eines Balkanisierungsplanes, auf die wir unermüdlich hinweisen“ „Es entsteht der Eindruck“, so die Bischöfe wörtlich, „als ob eine großes Komplizentum existierte, wobei jedoch keine Namen bekannt werden. Wir bitten die kongolesische Bevölkerung solchen Anwandlungen der Balkanisierung des Staatsgebiets zu widerstehen. Wir empfehlen, die internationalen Grenzen des Staates, die von der Konferenz von Berlin und den nachfolgenden Vereinbarungen festgelegt werden, nie in Frage zu stellen.“ Die Konferenz von Berlin (1884-85) führte zur Aufteilung Afrikas unter den europäischen Staaten jener Zeit und zur Festlegung der Grenzen zwischen den verschiedenen Kolonien, deren Velrauf als unantastbare Grenzlinien auch von den neuen unabhängigen Staaten der damaligen Organisation für die Einheit Afrikas (heute Afrikanische Union) 1963 anerkannt wurden.
Die Bischöfe appellieren an die internationale Staatengemeinschaft mit der Bitte um Beendigung des Konflikts und fordern gleichsam eine Aufstockung der humanitären Hilfen für die Menschen in den Flüchtlingslagern; die kongolesischen Bürger fordern sie zu einem „nationalen Aufbegehren auf, damit man als Brüder und Schwestern im ganzen Land solidarische und vereint zusammenleben kann; sie bitten die kongolesische Regierung um „die Ausübung der eigenen Macht zum Schutz der Bevölkerung und der Grenzen“ und appellieren an die internationale Staatengemeinschaft mit der Bitte um „ernsthaftes Engagement für den Schutz des internationalen Rechts“. (LM) (Fidesdienst, 14/11/2008)


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