AFRIKA/SOMALIA - „Meiner Ansicht nach handelt es sich bei den Entführern der beiden Ordensschwestern nur um einfache Banditen“, so der Bischof von Dschibuti im Gespräch mit dem Fidesdienst

Mittwoch, 12 November 2008

Rom (Fidesdienst) – „Ich kenne diese Region Kenias an der Grenze zu Somalia gut, und ich kannte auch die beiden Schwestern, die aus der Mission El Wak entführt wurden“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu (Somalia), Bischof Giorgio Bertin von Dschibuti. „Vor etwa acht Jahren war ich bevor ich nach Dschibuti versetzt wurde, in genau dieser Region Kenias tätig. Ich hatte sogar mit den Schwestern von El-Wak vereinbart, dass ich in der Mission geistliche Exerzitien leiten würde, doch dazu kam es nicht mehr, wegen meiner Versetzung nach Dschibuti.
Am 10. November wurden Schwester Caterina „Rinucci“ Giraudo und Schwester Maria Teresa Olivero von der kontemplativen Missionsbewegung von Pater de Foucauld aus Cuneo (Italien) aus ihrer Mission in El Wak im Nordosten Kenias an der Grenze zu Somalia entführt. „Es handelt sich um eine flache Wüstenregion, wo die Landesgrenze praktisch von allen ignoriert wird, weil es keine Kontrolle gibt und die Einwohner somalischer Herkunft sind“, so Bischof Bertin.
Über den Verbleib der Schwestern und ihrer Entführer gibt es keine neuen Informationen. Der Bischof von Dschibuti vertritt die Ansicht, dass es sich „um ganz einfaches Banditentum handelt. In der Region treiben viele Banditen ihr Unwesen, die normalerweise auf Viehdiebstahl spezialisiert sind. Ich denke, dass hier, wie es die somalischen Piraten vor den Küsten tun, auch Banditen am Werk sind, die beschlossen haben, westliche Staatsbürger zu entführen und Lösegeld zu fordern. In der vergangenen Woche wurden auch vier europäische Mitarbeiter eines humanitären Hilfswerks und die beiden kenianischen Piloten entführt, die sie auf der Reise in das Gebiet an der Grenze zu Äthiopien begleiteten. Es gibt zwei weitere Möglichkeiten, die ich aber für weniger wahrscheinlich halte: Die erste: es handelt sich um islamische Extremisten, die wie dies in jüngster Zeit geschah, die es auf die westliche und christliche Präsenz abgesehen haben. Oder es geht um die beiden somalischen Clans, die in der Region leben und um die bereits knappen Ressourcen kämpfen. Es könnte sein, dass einer der beiden Clans mit der Entführung der Schwestern die kenianischen Behörden auf die eigenen Belange aufmerksam machen wollte. Zudem hatte die Polizei in der vergangenen Woche bei einer Razzia die illegalen Waffen eines der beiden Clans beschlagnahmt. Es könnte sein, dass dies jemand nicht gefallen hat. Doch ich neige eher zu der Annahme des Banditentums.“
Unterdessen kapern somalische Piraten weiterhin ausländische Schiffe vor den Küsten des Landes (zuletzt ein Schiff unter philippinischer Flagge mit 23 Mann Besatzung) und radikale Milizen der so genannten „al-Shabaabal-Mujaheiddin“-Bewegung, die gegen die nationale Übergangsregierung kämpfen und von äthiopischen Truppen unterstützt werden, nahmen die rund 90 Kilometer südwestlich von Mogadischu gelegene strategisch wichtige Hafenstadt Merka ein, wo die bisher Schiffe des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen vor Anker gingen. Damit wird die Verteilung von Lebensmittel an die Bevölkerung des Landes gefährdet. (LM) (Fidesdienst, 12/11/2008)


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