AFRIKA/COTE D’IVOIRE - Wortgefechte zwischen dem Präsidenten und den Rebellenführern: Ein Missionar kommentiert für den Fidesdienst

Donnerstag, 29 April 2004

Abidjan (Fidesdienst) - „Wir müssen hoffen, dass es sich dabei nur um Äußerungen handelt, die Präsident Laurent Gbagbo zu einer Reaktion veranlassen sollen“, so ein im Norden von Cote d’Ivoire (Elfenbeinküste) tätiger Missionar gegenüber dem Fidesdienst in einem Kommentar zu den jüngsten Stellungnahmen des Anführers der Rebellenbewegung „Forces Nouvelles“ in der sich verschiedene Guerillagruppen zusammenschließen, die seit September den Nordwesten des Landes belagern.
Der Rebellenführer Guillaume Soro hatte seine Männer zur Bildung einer unabhängigen Sicherheits- und Zollpolizei aufgerufen. Nach Ansicht von Beobachtern könnte dies der erste Schritt zu einer Baldigen Sezession der von den „Forces Nouvelles“ belagerten Region vom Rest de Landes bedeuten. „Eine Sezession scheint mir offen gesagt sehr unwahrscheinlich“, so der Missionar. „Es ist zum Beispiel völlig unklar, woher ein neuer Staat die Gelder zur Finanzierung einer Verwaltung nehmen sollte. Es stimmt zwar dass Soro seine Soldaten aus den Erträgen seiner grenzüberschreitenden Geschäfte und vielleicht mit Unterstützung einer ausländischen Regierung bezahlt, doch für die Finanzierung eines ganzen Staatsapparats sind weit mehr finanzielle Mittel notwendig“. „Was das internationale Recht anbelangt“, so der Missionar weiter, „würde die internationale Staatengemeinschaft einen solchen Staat, der aus der Abspaltung der nördlichen Gebiete von Cote d’Ivoire entstanden ist, niemals anerkennen. Außerdem verlangen die Vereinbarungen von Marcoussis, von denen Soro behauptet, dass er sie respektieren will, ausdrücklich die Achtung der territorialen Integrität Cote d’Ivoires“.
Die Vereinbarungen von Marcoussis legten fest, dass Präsident Laurent Gbagbo bis Ende seines Mandats im Amt bleiben wird, gleichzeitig sollte eine Regierung der nationalen Einheit geschaffen werden, der alle Parteien angehören, und die bis zum Jahr 2005 Neuwahlen vorbereiten soll, die im Text des Abkommens als „glaubwürdige und transparent“ bezeichnete werden.
„Viele sind der Ansicht, dass es sich nur um ein weiteres Wortgefecht zwischen den Rebellen und Präsident Gbagbo handelt, der seinerseits die Schaffung eines internationalen Strafgerichts fordert“, so der Missionar. Präsident Gbagbo erklärte außerdem er werde sich selbst einem solchen Gericht stellen würde. „Ich wünsche mir, dass ein solches Gericht in allen Ländern geschaffen wird, in denen Bürgerkriege herrschen. In Sierra Leone existiert es bereits. Ich hoffe, dass es ein solches Gericht bald auch in Liberia und Cote d’Ivoire geben wird“, so das Staatsoberhaupt wörtlich in einem Interview mit einer einheimischen Tageszeitung.
„Der Präsident muss glaubwürdige Beweise für von den Forces Nouvelles begangene Kriegsverbrechen besitzen, wenn er mit solchem Nachdruck ein internationales Strafgericht fordert“, so der Missionar.
Der verbale Grabenkampf zwischen Soro und Präsident Gbagbo ließ die Spannung im Norden des Landes wachsen. „Die in den von den Forces Nouvelles kontrollierten Gebieten stationierten französischen Soldaten sind vorsichtiger geworden“, so der Missionar. Paris hat 4.000 Soldaten in das afrikanische Land entsandt, außerdem werden derzeit UN-Friedenseinheiten stationiert. „Zu diesen erneuten Spannungen kommt es zeitgleich mit der Bekanntgabe der Stationierung der Blauhelme der Vereinten Nationen bis Ende Mai. Vielleicht soll damit die Ankunft der UN-Soldaten hinausgezögert werden, damit die Rebellenführer weiterhin ihre lukrativen Geschäfte fortsetzen können. Würde es den UN-Soldaten gelingen, die staatliche Verwaltung wieder herzustellen, dann würde es das Ende dieser illegalen Geschäfte bedeuten“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 29/4/2004 - 48 Zeilen, 515 Worte)


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