AFRIKA/UGANDA - Der nordugandische Verwaltungsdistrikt Gulu ist Hauptschauplatz der Kämpfe zwischen Regierung und Guerilla

Donnerstag, 29 April 2004

Gulu (Fidesdienst) - Der rund 332 Kilometer von der Landeshauptstadt Kampala entfernte Verwaltungsdistrikt Gulu wird traditionell als Hauptstadtdistrikt Nordugandas betrachtet. Der Distrikt hat eine Ausdehnung von 11.732 Quadratkilometern und 479.496 Einwohner (Volkszählung von 2002), von denen 85% der Volksgruppe der Acholi angehören. Außerdem leben im Distrikt Langi, Madi und Alur. Im Distrikt werden folgende Sprachen und Dialekte gesprochen: Luo, Englisch, Swahili, Madi, Lugbara, Luganda, Acholi und Kinubi.
Der Distrikt Gulu ist seit Jahren Hauptschauplatz des Guerillakampfes der Lord’s Resistance Army (LRA). Die LRA, der vor allem Mitglieder aus der Volksgruppe der Acholi angehören, kämpft seit 1989 gegen den ugandischen Präsidenten Yoweri Museveni, der 1986 durch den Sturz einer vor allem aus Vertretern der Acholi bestehenden Militärjunta an die Macht gelangt war. Die Ehemaligen Soldaten dieses Volksstammes flüchteten in den Sudan, von wo aus sie verschiedenen Rebellenbewegungen gründeten, darunter auch die LRA.
In der von der LRA vertretenen Ideologie vermischen sich religiöser Elemente aus dem Christentum und dem Islam mit Elementen der afrikanischen Stammesreligionen. Aus diesem Grund engagieren sich auch die Religionsführer der Region im Rahmen der ARLPI durch Verhandlungen mit den Guerillaeinheiten aktiv für den Frieden, darunter auch Erzbischof John Baptist Odama von Gulu (Hauptstadt des Distrikts).
In einem Interview mit dem Fidesdienst erläuterte Erzbischof Odama im September 2003 den Stand der Friedensverhandlungen Ich bin Mitglied der Acholi Religious Leaders Peace Initiative, in dem sich die Religionsführer der Region (Katholiken, Protestanten, Orthodoxe und Muslime) zur gemeinsamen Friedensarbeit zusammenschließen. In dieser Eigenschaft und mit Zustimmung der Regierung habe ich den stellvertretenden Führer der LRA, Otti Vincent, in der Zeit vom Juli bis zum September letzten Jahres insgesamt sechsmal getroffen. Beim ersten Treffen war die Atmosphäre zu Beginn sehr angespannt, doch dann haben wir uns sechs Stunden lang unterhalten, von 16.00 Uhr am Nachmittag bis 22.00 Uhr abends. Dabei waren auch andere Religionsvertreter und mehrere Parlamentarier anwesen. In dieser Zeit war auch ein intensiver Schriftwechsel zwischen der Regierung und den Rebellen zustande gekommen, bei dem wir als Boten fungierten. Dies hat dazu geführt, dass man uns „the bridge“ (Die Brücke) nannte. Leiter wurden die Verhandlungen im September 2002 unterbrochen. Die Regierung hatte mir mitgeteilt, die Rebellen hätten die Absicht mich zu ermorden und es wurde mir geraten, die Kontakte nur noch per Telefon abzuwickeln.“ Wie Erzbischof in einem jüngsten Interview bestätigte (vgl. Fidesdienst vom 28. April 2004) werden die Kontakte weiterhin aufrechterhalten.
Die katholische Kirche war selbst mehrmals Zielscheibe der Ausschreitungen der Guerillakämpfer. Am 11. Mai 2003 wurde eine Gruppe von Schülern aus dem Seminar in Lachor entführt und im Laufe der vergangenen Jahre wurden unzählige Priester Opfer der Gewalt. (LM) (Fidesdienst, 29/4/2004 - 38 Zeilen, 439 Worte)


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