AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - In Nordkivu riskieren 1,6 Millionen Menschen den Hungertod“, so ein Missionar aus Bukavu

Donnerstag, 6 November 2008

Kinshasa (Fidesdienst) – „Die humanitäre Tragödie in der Region Nordkivu wird noch lange dauern. Die Regenzeit hat gerade begonnen und die Felder, auf denen nun die Aussaat beginnen sollte, bleiben unbewirtschaftet. Das Überleben von rund 1,6 Millionen Menschen hängt von internationalen Hilfsmitteln ab. In drei Monaten wird man zwar wieder aussäen können, doch es wird weitere drei Monate dauern, bis man ernten kann. Unterdessen wird man fast die gesamte Bevölkerung in Nordkivu mit Lebensmitteln versorgen müssen, sonst riskieren sie den Hungertod. Ich frage mich, ob das Augenmerk der internationalen Staatengemeinschaft anhalten wird und ob man den Vertriebenen dieses Krieges auch künftig helfen wird“, so ein Missionar aus Bukavu, der Hauptstadt von Südkivu im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Hier in Bukavu befürchtet man, dass die Tragödie von Goma sich auch in der eigenen Region wiederholen könnte. Bis jetzt ist die Lage hier noch ruhig“, so der Missionar. Goma ist die Hauptstadt der Region Nordkivu und derzeit von Rebellen unter Laurent Nkunda belagert. Hier halten sich auch die meisten Flüchtlinge auf, die ihre Dörfer auf der Flucht vor den Unruhen verlassen mussten.
„Nkunda hat die humanitäre Situation dadurch verschlimmert, dass er die Flüchtlinge dazu gezwungen hat nach Goma zu fliehen. Er selbst hütet sich davor die Stadt einzunehmen, und wartet bis die Lebensbedingungen der Bevölkerung sich so sehr zuspitzt, dass die Regierung in Kinshasa und die internationale Staatengemeinschaft sich zu Verhandlungen mit ihm bereit erklären“, so der Missionar. „Dies wird leider von den kongolesischen Truppen begünstigt, die ihre Verteidigungspositionen verlassen haben und selbst unter der Bevölkerung ihr Unwesen treiben und plündern.“
Die humanitäre Tragödie dürfe jedoch nicht von den eigentlichen Gründen des Krieges ablenken. „Nkunda hat seine Offensive in dem Moment gestartet, als der „Amani“-Plan umgesetzt werden sollte“, so der Missionare. Der „Amani“-Plan ist Teil der Vereinbarungen von Goma und sieht vor, dass die verschiedenen bewaffneten Bewegungen in Goma in verschiedenen Schutzgebieten gesammelt werden sollten, um die Entwaffnung und die Entmobilisierung, sowie die Eingliederung in die staatliche Armee umzusetzen. „Doch anstatt sich auf den Frieden einzulassen, hat Nkunda den Krieg neu entfacht. In seinen Reihen engagieren auch Männer, die sich zur Wahl aufstellen ließen und dabei nur schlechte Ergebnisse erzielten. Diese Personen greifen nun wieder zu den Waffen, um an die Macht zu gelangen“, so der Missionar. „In der Region gibt es auch seit jeher Forderungen nach einem sezessionistischen Staat in Nord- und Südkivu, zu dem auch die Aktionen der Einheiten unter Nkunda beitragen sollen. Doch die Menschen hier wollen nicht in einem solchen Staat leben. In den vergangenen Jahren hat die Demokratische Republik Kongo enorme Fortschritte gemacht, was Frieden und Demokratie anbelangt. Aus diesem Grund darf man nicht zulassen, dass ein solches Vorhaben mit Gewalt durchgesetzt wird“, so der Missionar abschließend. (LM) (Fidesdienst, 06/11/2008)


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