AFRIKA/ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK - Trotz des Aufstands der Söldner aus dem Tschad ist die Situation in den anderen Teilen der Landeshauptstadt ruhig. Ein Missionar im Gespräch mit dem Fidesdienst

Freitag, 23 April 2004

Bangui (Fidesdienst) - „Aus dem Quartier PK 11, wo sich Präsident Francois Bozizé aufhält, hört man immer noch vereinzelte Schüsse, doch in den anderen Stadtteilen ist die Situation relativ ruhig“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche in Bangui im Gespräch mit dem Fidesdienst. Am gestrigen 22. April kam es am Abend zu Unruhen in dem am nördlichen Stadtrand der Landeshauptstadt Bangui gelegenen Quartier PK 11. „Hier wohnt Präsident Bozizé zusammen mit seiner Leibwache, doch es sind hier auch rund 300 Söldner aus dem Tschad stationiert, die dem Präsidenten vor einem Jahr zur Machtübernahme verholfen haben. Es war zu Auseinandersetzungen zwischen diesen Söldnern und den regulären Soldaten gekommen.“, so der Beobachter. „Die Söldner aus dem Tschad wurden bisher nicht in die regulären Streitkräfte integriert und fordern nun die Zahlung eines Ausgleichs, wie dies ihren Angaben zufolge mit dem Präsidenten vereinbart worden war“.
„Bei den Auseinandersetzungen sind sechs oder sieben Menschen gestorben. Gegenwärtig scheint es zu einem Stillstand gekommen zu sein. Wir haben Kontakt zu den Dominikanerinnen, deren Kloster sich in der Nähe befindet. Den Schwestern geht es gut, sie haben keinen Schaden erlitten, doch sie können ihr Kloster zurzeit nicht verlassen“, so der Beobachter.
„Es wird nicht einfach sein, eine Lösung zu finden. Diese Söldner können nicht in den Tschad zurückkehren, denn dort werden sie vom dortigen Präsidenten Idriss Déby nicht gerne gesehen. Deshalb wird man auch nach der Zahlung eines Ausgleichs nicht wissen, was diese Männer tun sollen und wohin sie gehen sollen, wenn die Krise bewältigt ist“, so der Beobachter. „Das Problem der Söldner aus dem Tschad ist nicht neu: seit sie im März 2003 bei Ende des Bürgerkriegs sich selbst überlassen wurde, leben sie mehr oder weniger in den Tag hinein; damit sie überleben können, erpressen sie Zivilisten; sie sind für die meisten nächtlichen Überfälle in Bangui verantwortlich. Es besteht die Gefahr, dass diese Männer ein Faktor der permanenten Instabilität werden, wenn sie nicht in die zentralafrikanische Gesellschaft integriert werden können.“
„Dies ist keine einfache Aufgabe“, so der Beobachter weiter, „den das Land hat sich noch nicht vom Bürgerkrieg erholt. Die Institutionen der internationalen Finanz zögern weiterhin, wenn es darum geht, dem Land Kredite zu gewähren, weil es immer noch keine stabile Regierung gibt. Doch ohne internationale Hilfe ist es kaum möglich, dass es im Land einen Fortschritt geben wird.“
Der Bürgerkrieg war im Oktober 2002 nach dem gescheiterten Putschversuch des ehemaligen Oberbefehlshabers der Streitkräfte, Bozizé, ausgebrochen, der den damaligen Präsidenten Ange-Félix Patassé stürzen wollte. Bozizé hatte sich in den Norden des Landes zurückgezogen und dort seine Einheiten neu organisiert. Nach monatelangen Gefechten hatte Bozizé am 15. März 2003 die Hauptstadt erobert, Patassé zur Flucht gezwungen und sich selbst zum neuen Interims-Präsidenten ernannt. Am 7. April 2003 wurde eine Übergangsregierung unter Abel Goumba gebildet. Die Regierung setzt sich aus 28 Vertretern aller politischen Parteien des Landes zusammen.
Nach Angaben der Regierung soll die Übergangszeit von einem bis zu drei Jahren dauern, danach sollen Neuwahlen organisiert werden. (LM) (Fidesdienst, 23/4/2004 - 41 Zeilen, 513 Worte)


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