ASIEN/INDIEN - Untersuchungskommission zur Gewalt in Orissa ist nach Ansicht von Erzbischof Cheenath unwirksam und parteiisch: „Es steht die Zukunft der Demokratie in Indien auf dem Spiel“

Mittwoch, 22 Oktober 2008

Bhubaneshwar (Fidesdienst) – Mit den Ermittlungen zur antichristlichen Gewalt in Orissa sollten unabhängige und objektive Richter betraut werden, die eine ernsthafte und tief greifende Untersuchung durchführen ohne dabei Fakten oder Schuldige zu verheimlichen: dies bekräftigt Erzbischof Raphael Cheenath von Bhubaneshwar in einer Stellungnahme, die dem Fidesdienst vorliegt. Bhubaneshwar ist die Hauptstadt Unionsstaat Orissa, wo es mehrfach zu Gewalt gegen christliche Gemeinden kam und immer noch kommt.
In der Stellungnahme beklagt der Erzbischof, dass einige Richter beauftragt wurden, ohne zuvor die Gemeinden oder Vertreter der Opfer der Gewalt befragt wurden: dies sei jedoch notwendig, wenn man zuverlässige Personen einsetzen wolle, die über den Parteien stehen und unabhängig von der Regierung handeln.
Anhand der unterdessen von den Kommissionen zur Gewalt im Dezember 2007 und im August 2008 durchgeführten Ermittlungen gehe hingegen hervor, dass die Kommissionen „eher daran interessiert sind, Fehler der Regierung des Staates und der Sicherheitskräfte zu decken“, als „Organisationen und Individuen zu identifizieren, die sich hinter der Aggression verbergen“.
Es sei, so der Erzbischof, extrem schwierig mit den Opfern der Gewalt zu sprechen und sie als Zeugen zu hören – wie dies die Kommissionen gerne tun würden – da viele Christen in die Wälder fliehen mussten und in diejenigen, die in Aufnahmecamps leben, immer noch bedroht und eingeschüchtert werden.
„Die Bevölkerung in Orissa kennt die Schuldigen bestens. Es ist kein Geheimnis. Was wir brauchen ist deshalb keine Kommission, die eine Wahrheit feststellt, die bereit bekannt ist.“, so der Erzbischof, „Es ist vielmehr der politische Wille zur Gerechtigkeit im Einklang mit den Prinzipien der Indischen Verfassung und der in unserem Land geltenden Gesetze notwendig“.
Bei dieser Kampagne, so der Erzbischof weiter, „werde ich von allen religiösen Gemeinden in Indien unterstützt“, einschließlich der Muslime und Hindus. „Ich bin fest davon überzeugt, dass alle, die die Christen im Namen der hinduistischen Religion, angreifen, im Grunde zutiefst anti-hinduistisch und anti-indisch sind“.
In seiner Verlautbarung äußert der Erzbischof auch die Verbitterung darüber, dass die indische Regierung „nicht in der Lage zu sein scheint, entschlossen und mutig, leidenschaftlich um mit Nächstenliebe zu handeln, damit radikale Kräfte, die das Land spalten wollen, bekämpft werden“.
„In Orissa stehen nicht zur die Zukunft der Christen, deren Sicherheit und Unversehrtheit, auf dem Spiel“, so Erzbischof Cheenath abschließend, „sondern die Zukunft unserer Demokratie“. (PA) (Fidesdienst, 22/10/2008)


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