ASIEN/VIETNAM - Die Bewohner der vietnamesischen Bergregionen flüchten weiterhin nach Kambodscha, wo das UNHCR sich jedoch gezwungen sieht, ein Aufnahmelager zu schließen

Freitag, 16 April 2004

Ho Chi Minh City (Fidesdienst) - Zahlreiche größtenteils christliche Einwohner flüchten aus den Bergregionen Vietnams, nachdem es während der jüngsten Osterfeiertage und in der Karwoche erneut zu einer Welle der Unterdrückung gekommen war. Doch auf Drängen der kambodschanischen Behörden war das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) gezwungen, seine Niederlassung in der im Nordosten des Landes gelegenen Provinz Ratanakriri zu schließen, was zu einer Verschlechterung der Lage der vietnamesischen Flüchtlinge führt.
Wie die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) berichtet, hatten bei einer Gebetsversammlung am 10. April in Buon Ma Thout in Buon Ma Thuot, der Hauptstadt der Provinz vietnamesischen Daklak, rund 150.000 Montagnards, wie die Einwohner der Bergregionen heißen, friedlich gegen die Unterdrückung der Religionsfreiheit protestiert. Die Versammlung war von den vietnamesischen Behörden abgebrochen worden. Dabei wurden zahlreiche Menschen getötet, verhaftet oder festgenommen.
Unterdessen wurde die Region auch für Ausländer unzugänglich gemacht: Flüge wurden gestrichen und Straßen gesperrt. Viele Teilnehmer der Kundgebung suchten in den Wäldern der Region oder im benachbarten Kambodscha Zuflucht. Im vergangenen Monat waren bereits 40 Montagnards in die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh geflüchtet, wo es ein Aufnahmelager der Vereinten Nationen gibt.
Nach der Schließung der UN-Niederlassung durch die kambodschanischen Behörden wird eine Aufnahme dieser Flüchtlinge schwieriger werden. Die Niederlassung des UNHCR war 2001 eingerichtet worden, nachdem damals innerhalb weniger Monate rund 900 Flüchtlinge aus den Bergregionen Vietnams nach Kambodscha gekommen waren.
Da immer wieder Menschen aus Vietnam in Kambodscha Zuflucht suchten, beschloss das UNHCR das Büro in Ratanakiri weiterhin geöffnet zu lassen. Die Mitarbeiter der Einrichtung wurden jedoch beschuldigt, sie würden geheim in den Grenzgebieten arbeiten und Montagnards aus Vietnam auf „geheimem Weg“ in das Land holen. Dies wurde von den Vereinten Nationen dementiert. Unterdessen werden Hilfe suchende vietnamesische Flüchtlinge vom Hauptstadtbüro des UNHCR in Phnom Penh betreut. Das UN-Büro ließ wissen, man habe sich stets an die Vereinbarungen mit Kambodscha gehalten und ausschließlich im Rahmen des eigenen Mandats entsprechend der Prinzipien der Flüchtlingskonvention des Jahres 1951, zu deren Unterzeichnerländern auch Kambodscha gehört, gehandelt. „Die Arbeit des UNHCR in Kambodscha“, heißt es in einer Verlautbarung, „geschah stets im Zeichen der Transparenz und im Geist der Zusammenarbeit, dies wird auch in Zukunft so sein“.
Ein Großteil der Montagnards sind protestantische Christen, Seit Jahren werden sie verfolgt oder ihr Landbesitz wird beschlagnahmt. Die vietnamesische Regierung missachtet die Rechte dieser Menschen, die sie als „Staatsfeinde“ betrachtet: zur Zeit des Vietnamkriegs hatten sich die Montagnards mit den Vereinigten Staaten verbündet.
Bei der 60. Versammlung der Menschenrechtskommission, die zurzeit in Genf tagt, hatte ein Vertreter der Montagnards berichtet: „Seit rund dreißig Jahren zwingt die vietnamesische Regierung die Eingeborenen, ihre Heimat zu verlassen, sie verstößt gegen Grundrechte und stürzt diese Menschen in äußerste Armut, wobei alle Empfehlungen der Vereinten Nationen missachtet werden“. (PA) (Fidesdienst, 16/4/2004 - 47 Zeilen, 474 Worte)


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