ASIEN/IRAK - Christen nahmen zahlreich an den Osterfeierlichkeiten teil. Es gab auch Gesten der Solidarität mit den sunnitischen Einwohnern in Falludscha, wo es weiterhin zu Gefechten kommt

Mittwoch, 14 April 2004

Bagdad (Fidesdienst) - „Trotz eines gewiss nicht harmonischen Klimas nahmen zahlreiche Christen an den Osterfeierlichkeiten teil“, so der irakische Pfarrer Nizar Semaan aus Mossul. „Leider konnte die Osternachtsmesse aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden, doch an den Osterfeiertagen waren die Kirchen übervoll. Unter den Gläubigen herrschte gewahr eine gewisse Anspannung, doch die von den Christen selbst organisierten Sicherheitsmaßnahmen sorgten dafür, dass alles ohne Komplikationen verlief.2
„An Ostern schickten die irakischen Christen im Zeichen der Solidarität mit der unschuldigen Zivilbevölkerung Medikamente und Lebensmittel für die dort in der Mehrheit lebenden Sunniten nach Falludscha, wo ein dramatisches Kräftemessen zwischen den irakischen Guerillakämpfern und den amerikanischen Truppen stattfindet“, so Pfarrer Nizar. Die Lkws mit den Hilfsgütern wurden jedoch von Unbekannten aufgehalten und zurückgeschickt.
„Es tut mir Leid, dass aus meinem Land weiterhin von Gewalt und Tod berichtet wird“, so der irakische Priester. „In den vergangenen Tagen kam es zudem wiederholt zu Entführungen von Bürgern westlicher Länder. Dies ist für den Irak sehr ungewöhnlich, weshalb ich vermute, dass sich dahinter ausländische Kräfte verbergen“.
Zur politischen Lage erklärt Pater Nizar: „Mit Bedauern muss ich feststellen, dass die westlichen Medien mit einer gewissen Oberflächlichkeit über die Situation im Irak berichten. Ich bin überzeugt davon, dass es keine Allianz zwischen Schiiten und Sunniten gegen den Westen geben wird, wie viele vermuten. In Wirklichkeit sind die Schiiten auch untereinander uneinig. Der radikale Schiiten-Führer Muktada al-Sadr hat relativ wenige Anhänger. Die Mehrheit der Schiiten halten ihn für gefährlich und sind der Ansicht, dass er dem Land und der schiitischen Glaubensgemeinschaft nur Schaden zufügen wird. Die Menschen erfahren dies bereits am eigenen Leib. Die in diesen Tagen ausgebrochene Gewalt hält den Wiederaufbau der Infrastrukturen im mehrheitlich von Schiiten bewohnten Südirak auf. Im Norden, zum Bespiel auch in Mossul, ist die Situation anders und die Arbeiten schreiten voran“.
„In Bagdad herrscht in den schiitischen Stadteilen Chaos, doch in den restlichen Stadtteilen ist die Situation relativ ruhig, obwohl die Menschen Angst haben“, so Pfarrer Nizar. „Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die Verhandlungen zur Lösung der Situation beitragen und es in den kommenden Tagen neue Entwicklungen geben könnte“. (LM) (Fidesdienst, 14/4/2004 - 34 Zeilen, 373 Worte)


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