„GEHETZT ABER DOCH NICHT VERLASSEN“ Erläuterungen zum Thema des 12. Tages zum Gedenken an die ermordeten Missionare

Samstag, 20 März 2004

Auch in Jahr 2003 wurde die Liste der Märtyrer länger. Viele unserer Brüder und Schwestern, die als Missionare tätig wurden gewaltsam getötet und haben damit ihr Blut für die Verkündigung des Evangeliums und das Zeugnis von der christlichen Nächstenliebe hingegeben: das einzige Zeichen der Hoffnung inmitten so viel Mühe und Leid. Sie hatten sich keine andere Schuld zukommen lassen, als ihr Christsein und dafür wurden sie getötet. Doch das was die Welt als Tod, Verfolgung und Gewalt empfindet ist in Gott nicht das Zeichen des Verlassensseins sondern der Beginn neuen Lebens. Gerade deshalb sind sie eine Parabel für die Welt von heute!
Diese Zeugen erinnern uns an die Ursprünge des Christentums. Die Apostelgeschichte berichtet von einer verfolgten Kirche. Petrus und Paulus werden verfolgt, alle anderen müssen aus der Mutterkirche in Jerusalem flüchten und werden früher oder später dem Tod begegnen. Stefanus, der von missionarischem Eifer erfüllt ist, wird zu Beginn seiner Evangelisierungstätigkeit gesteinigt und getötet. Selbst Paulus, der Völkerapostel und dominierende Gestalt der Mission wird mehrmals vor Gericht gestellt und misshandelt. „Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe; dreimal wurde ich ausgepeitscht, einmal gesteinigt, dreimal erlitt ich Schiffbruch, eine Nacht und einen Tag trieb ich auf hoher See. Ich war oft auf Reisen, gefährdet durch Flüsse, gefährdet durch das eigene Volk, gefährdet durch Heiden, gefährdet in der Stadt, gefährdet in der Wüste, gefährdet auf dem Meer, gefährdet durch falsche Brüder. Ich erduldete Mühsal und Plage, durchwachte viele Nächte, ertrug Hunger und Durst, häufiges Fasten, Kälte und Blöße.“ (2 Kor 11, 24-27).
Auch heute verkörpert die Kirche immer noch das Bild vom Gottesknecht, dem leidenden Diener, der vom Propheten Jesaia wohlwissend geschildert wird (vgl. 53,1-3; 42,7). Aus dem Martyrium auf dem Berg Golgota setzt sich das Opfer des Erlösers in dem seiner Söhne und Töchter in verschiedenen Teilen der Welt fort. Auch die Missionare und Missionarinnen, die für das Evangelium ermordet wurden verkörpern das Bild vom leidenden Knecht und von Christus, der sich für alle hingibt. Sie sind mit dem Leben der Menschen und mit allen Grenzsituationen vertraut und werden mit ihrem Opfer auf dem Altar der Welt zur lebendigen Parabel für den heutigen Menschen, ein Versprechen neuen Lebens, des Heils und der Hoffnung, die Gott in Jesus Christus jedem Menschen anbietet, und damit beschleunigen sie die Ankunft „eines neuen Himmels, und einer neuen Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt“ ( 2 Petr 3,13).
Die Mission ist allein das Werk einer armen und verfolgten Kirche, die an der Seite von Kleinen und Armen geht und das Schicksal der Unterdrückten teilt. In der Tat stimmt die außergewöhnlichste und fruchtbarste Zeit der Mission auch mit den Augenblicken des größten Leides und der Verfolgung überein. Der Martyrertod der Missionare ist im Unterschied zu Morden an Persönlichkeiten aus Politik oder an anderen bekannten Persönlichkeiten, normalerweise kein Skandal. Doch sie sind wie der Sauerteig und der Humus der Erde: man sieht ihn nicht, aber er macht das Ackerland fruchtbar für die neue Saat. Deshalb werden sie von Gott und von der Gemeinschaft der Glaubenden nicht verlassen, von der Kirche, die sie als Hoffnung für eine erneuerte Welt betrachtet, als das Zeichen dafür, das Gott die Menschheit nie verlässt und dass die Erde nur in ihm Frieden und Harmonie finden kann. In ihnen erkennt die Kirche ihr Licht, das das Leben und den Glauben in der heutigen Zeit erleuchtet.
„Das Martyrium“, schreibt Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben Incarnationis Mysterium, „ist der bedeutsamste Beweis für die Wahrheit des Glaubens, die auch dem gewaltsamsten Tod ein menschliches Gesicht zu verleihen weis und ihre Schönheit auch in Zeit der schlimmsten Verfolgung zum Ausdruck bringt“ (vgl. Nr. 13).
Deshalb hat die Kirche den 24. März als Tag des Gedenkens an die ermordeten Missionare und der Feiern für ihre Märtyrer ausgewählt. Im Jahr 1980 wurde genau an diesem Tag Erzbischof Oscar Romero von San Salvador in Kolumbien ermordet, während er eine heilige Messe feierte. Das Gedenken an die Märtyrer und die Feier ihres Opfers bedeutet das Wiederentdecken des Glaubens an Jesus, den einzigen Erlöser und stärkt die Hoffnung auf eine gerechtere und brüderlichere Welt und es bedeutet gelebte Nächstenliebe gegenüber den Ärmsten und Schwächsten.
Pfarrer Giuseppe Pellegrini
Geistlicher Begleiter der Jugendmissionsbewegung der Päpstlichen Missionswerke
(Fidesdienst, 20/3/2004 - 52 Zeilen, 703 Worte)


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