VATIKAN - Ansprache von Papst Benedikt XVI. bei der Eröffnung der Bischofssynode: „Evangelisierung, Verkündigung des Evangeliums und Mission sind nie kirchlicher Kolonialismus, mit dem wir andere in unsere Gruppe eingliedern wollen. Es geht viel mehr darum, aus den Grenzen der einzelnen Kulturen herauszutreten in eine Universalität, die alle verbindet, alle vereint, uns alle zu Brüdern macht“

Dienstag, 7 Oktober 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Bei der Eröffnung der XII. Bischofsynode mit dem gemeinsamen Stundengebet am Morgen hielt Papst Benedikt XVI. eine Ansprache mit Bezug auf einige Verse aus dem Psalm 119 und den „Lobgesang auf das Wort Gottes“.
An erster Stelle gehe es im Psalm um die Beständigkeit des Wortes Gottes, so der Papst: „Es ist beständig, es ist die wahre Realität, auf die wir unser Leben gründen sollen…“Das Wort Gottes ist die Grundlage aller Dinge, sie es ist die wahre Realität…Am Ende der Bergpredigt geht es um zwei Möglichkeiten, wie wir unser Haus bauen können: auf Sand oder auf Fels. Auf Sand baut, wer nur auf sichtbare und greifbare Dinge baut, auf Erfolg, Karriere, Geld. Auf den ersten Blick ist die die wahre Realität. Doch dies alles wird eines Tages vergehen. Das sehen wir jetzt mit dem Zusammenbruch großer Banken: das Geld verschwindet, es ist nichts. Und so geht es mit all diesen Dingen, die die wahre Realität zu sein scheinen, auf die wir bauen, die jedoch nur eine Realität zweiter Ordnung sind … Nur das Wort Gottes ist Grundalge der ganze Realität, denn es ist beständig, wie der Himmel und noch mehr als der Himmel, es ist die Realität. Deshalb müssen wir unser Konzept vom Realismus neu überdenken. Realist ist der, der das Wort Gottes kenn, in einer offensichtlich so zerbrechlichen Realität.“
Indem er den Vers „Omnia serviunt tibi“ zitierte, betonte der Papst: „alle Dingen kommen vom Wort und sind ein Produkt des Wortes… Alles ist aus dem Wort entstanden und alles soll dem Wort dienen. Dies heißt, dass die ganze Schöpfung im Grunde dafür geschaffen wurde, um einen Ort der Begegnung Gottes mit seinen Geschöpfen zu schaffen, einen Ort, wo die Geschichte der Liebe zwischen Gott und seinen Geschöpfen stattfindet … Die Geschichte des Heils ist kein kleines Ereignis, das zufällig auf einem einsamen Planeten geschieht. Sie ist das Motiv für alles, das Motiv der Schöpfung. Alles wurde geschaffen, damit es diese Geschichte, die Begegnung zwischen Gott und seinen Geschöpfen gibt. In diesem Sinn ist die Heilsgeschichte, der Bund der Schöpfung vorausgegangen …Indem wir Gott dienen verwirklichen wir die Daseinsberechtigung, die Berechtigung unserer eigenen Existenz“.
Dabei betonte Papst Benedikt XVI. jedoch: „Wenn wir uns auf den Buchstaben beschränken, dann haben wir das Wort Gottes nicht notwendiger Weise wirklich verstanden. Es besteht die Gefahr, dass wir nur die menschlichen Worte sehen und darin nicht den eigentlich Handelnden erkenne, den Heiligen Geist. Wir erkennen in den Worten nicht das Wort… So gelangen wir nicht zur inneren Bewegung des Wortes, das mit menschlichen Worten göttliche verbirgt und öffnet. Die Exegese, die wahre Lektüre der Heiligen Schrift ist deshalb nicht nur ein literarisches Phänomen, es geht nicht nur um das Lesen eines Textes. Es ist die Bewegung der eigenen Existenz. Es ist das sich durch menschliche Worte auf das Wort Gottes hin bewegen“.
Schließlich erinnerte der Papst daran, dass alle menschlichen Dinge vergänglich sind, „nur Gott ist unendlich. Und deshalb ist auch sein Wort universal und grenzenlos. Wenn wir in das Wort Gottes eindringen, so dringen wir deshalb wirklich in das göttliche Universum ein. Dann gehen wir aus den Schranken unserer eigenen Erfahrung heraus und gelangen in eine wirklich universale Realität. Wenn wir die Gemeinschaft mit dem Wort Gottes erlangen, dann gelangen wir in die Gemeinschaft der Kirche, die das Wort Gottes lebt. Wir treten nicht in eine kleine Gruppe ein, in die Regel einer kleinen Gruppe, sondern wir treten aus unseren eigenen Schranken heraus. Wir gelangen hinaus ins Weite, in die wahre Weite der einzigen Wahrheit, der großen Wahrheit Gottes. Wir sind wirklich im Universalen. Und auf diese Weise gelangen wir zur Gemeinschaft mit allen Brüdern und allen Schwestern, mit der ganzen Menschheit, denn unserem Herzen verbirgt sich der Wunsch nach dem Wort Gottes, das eines ist. Deshalb sind Evangelisierung, Verkündigung des Evangeliums und Mission nie kirchlicher Kolonialismus, mit dem wir andere in unsere Gruppe eingliedern wollen. Es geht viel mehr darum, aus den Grenzen der einzelnen Kulturen herauszutreten in eine Universalität, die alle verbindet, alle vereint, uns alle zu Brüdern macht“. Abschließend betonte der Papst: „Das Wort Gottes ist wie eine Leiter, auf der wir hinaufsteigen können und Mit Christus auch hinab in die Tiefe seiner Liebe. Es ist eine Leiter zum Wort der Worte… Das Wort hat ein Gesicht, es ist eine Person: Christus.“ (SL) (Fidesdienst, 07/10/2008)


Teilen: