ASIEN/OSTTIMOR - Versöhnung und harmonisches Zusammenlaben als Mission des neuen Bischofs von Dili. Der Fidesdienst im Gespräch mit dem neu ernannten Bischof Alberto Ricardo da Silva, der am 2. Mai die Weihe empfangen wird

Dienstag, 30 März 2004

Dili (Fidesdienst) - „Ich möchte mich noch mehr für die Versöhnung engagieren: die Kirche hat sich seit jeher aktiv dafür eingesetzt, vor allem in den schwierigen Zeiten der Krise. Heute bedarf es weiterer Anstrengungen, damit die junge timoresische Demokratie eine solide Basis für Harmonie und Frieden hat“, erklärt der neu ernannte Bischof Alberto Ricardo da Silva, der das Bistum Dili leiten wird. Dili ist die Hauptstadt des kleinen Staates Osttimor, der offiziell vor erst zwei Jahren nach der Trennung von Indonesien gegründet wurde.
Der Papst hatte Alberto Ricardo da Silva am 27. Februar dieses Jahres zum neuen Bischof von Dili ernannt. Er wird am kommenden 2. Mai bei einem feierlichen Gottesdienst im Dom von Dili die Weihe empfangen.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst nannte er seine Prioritäten: „Das neue Pastoralprogramm werde ich zusammen mit allen Priestern und engagierten Laien der Diözese erarbeiten. Neben der Versöhnung halte ich vor allem die Fortbildung für äußerst wichtig: der Sinn des Glaubens muss vertieft werden, denn dies führt zu einem echten Zeugnis vom christlichen Glauben im Alltagsleben.“
„Für die Zukunft Osttimors“, so der neu ernannte Bischof, „habe ich große Hoffnung, trotz der Schwierigkeiten, denen das Land in dieser schwierigen Phase gegenübersteht. Die Menschen sind zuversichtlich und dies gilt insbesondere für die jungen Menschen, die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen. Auch die Kirche wächst, was vor allem an den vielen neuen Priester- und Ordensberufen zu erkennen ist. Dies macht uns Mut.“
Insgesamt 95% der Einwohner des Landes, das nach einer Volksabstimmung im September 1999 unabhängig wurde, sind Katholiken. Dies ist ein Erbe aus der portugiesischen Kolonialzeit. Wie Beobachter aus Kreisen der Ortskirche gegenüber dem Fidesdienst berichten freuen sich die Gläubigen des Landes über die Ernennung von zwei Bischöfen für ihr Land: neben Ricardo da Silva, der bisher als Rektor das große Seminar in Dili leitete, wurde auch der bisherige Apostolische Administrator von Baucau und Dili, Basilio do Nascimento, zum Bischof von Baucau ernannt.
Die Ernennung des neuen Bischofs macht auch jenen Bürgern Osttimors mut, die als Flüchtlinge in dem zu Indonesien gehörenden westlichen Teil der Insel leben. Tausende Menschen hatte Osttimor infolge der Unruhen verlassen, die im September 1999 nach der Volksbefragung zwischen Unabhängigkeitskämpfern und pro-indonesischen Milizen ausgebrochen waren. Viele von ihnen kehrten seither nach Osttimor zurück, doch es gibt immer noch Bürger des Landes, die aus Angst vor Rache wegen ihrer Sympathie für pro-indonesische Gruppen nicht in ihre Heimat zurückkehren. Dies erschwert das Vorankommen des Friedensprozesses: Die Verantwortliche der Massaker stehen derzeit vor einem Sondergericht. Von dem neuen Bischof erwarten sich deshalb vielen einen Beitrag zum Versöhnung und Befriedung des Landes.
Die Demokratische Republik Osttimor wurde offiziell am 20. Mai 2002 nach Ablaufen einer Übergangsverwaltung durch die Vereinten Nationen gegründet. Mit 95% katholischen Gläubigen ist Osttimor das asiatischen Land mit dem größten Anteil an Katholiken unter der Gesamtbevölkerung. Aus diesem Grund spielt die Kirche auch eine wichtige Rolle bei der Bewusstseinsbildung der timoresischen Bürger. Das Land engagiert sich heute im Rahmen des „nationalen Dialogs“ für Gerechtigkeit und Versöhnung. An diesem Dialog nehmen das Parlament, die Gewerkschaften und Vertreter der katholischen Kirche teil. Die Ortskirche betonte dabei stets die Notwendigkeit der „Vergebung auf der Grundalge der Wahrheit und der Gerechtigkeit“ als Voraussetzung für die Stärkung der nationalen Einheit.
Neben der pastoralen Betreuung der über 665.000 Katholiken der Diözesen Dili und Baucau engagiert sich die Kirche in Osttimor auch im Gesundheitswesen und in der Entwicklung der Landwirtschaft. Zu den Herausforderungen, denen die junge Nation gegenübersteht gehören vor allem der Wiederaufbau von Infrastrukturen, Schulen und Krankenhäusern und einer funktionierenden Bürokratie in den verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens. (PA) (Fidesdienst, 30/3/2004 - 52 Zeilen, 621 Worte)


Teilen: