ASIEN/SRI LANKA - Mit Blick auf die jüngsten Episoden der Gewalt im Vorfeld der Wahlen fordern Religionsvertreter erneut zur Ruhe für das Wohl des Volkes auf

Montag, 29 März 2004

Colombo (Fidesdienst) - Nach den jüngsten Episoden der Gewalt im Vorfeld der Wahlen vom 2. April fordern die Religionsführer in Sri Lanka zu Ruhe und friedlichem Verhalten auf. Man befürchtet, dass mit dem Herannahen des Wahltermins erneut zu Störungen im Zusammenleben zwischen den verschiedenen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften der Insel kommen könnte.
Am 27. März wurde bei einem Attentat der Minister für religiöse und kulturelle Angelegenheiten der Hindus, Thiyagarajah Maheswaran, vor einem hinduistischen Tempel verletzt in der Landeshauptstadt Colombo verletzt. Dies führte zu Protestkundgebungen und Spannungen. Maheswaran ist der einzige Kandidat aus der Volksgruppe der Tamilen, der im Hauptstadtwahlbezirk von der Partei des Premierministers Ranil Wickremesingeh, der United National Party (UNP), aufgestellt wurde, die dort gegen die People’s Alliance der Staatspräsidentin Chandrika Kumaratunga antritt. Auch der Vorstand der Gemeindeverwaltung im Distrikt Batticaloa, Ratnam Manoguruswamy wurde bei einem Attentat verletzt.
In einem jüngsten Hirtenwort zu den bevorstehenden Wahlen hatten die katholischen Bischöfe des Landes bereits ihre Sorge hinsichtlich der zunehmenden interreligiösen Spannungen und der geäußert, die „das grundlegende Recht auf Religionsfreiheit gefährden“.
Die Bischöfe wünschen sich freie, transparente und gleichberechtigte Wahlen, die nicht von Vorurteilen, Gewalt oder Einschüchterungsmaßnahmen beeinträchtigt werden. Alle wahlberechtigten Bürger sollen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, da dies für ein demokratisches System von ausschlaggebender Bedeutung sei und es den Bürgern ermögliche, ihre eigenen Vertreter frei zu bestimmen. Die Stimmabgabe sei vor allem „in diesem für das Land kritischen Moment“ von besonderer Bedeutung, damit es in Sri Lanka wieder würdige und verdienstvolle Führungskräfte gebe.
Politiker werden aufgefordert „ethnische und religiöse Differenzen nicht als Instrument für Spaltung und kurzfristige politische Zwecke zu benutzen“. Der Samen des Hasses und der Intoleranz könne in einer bereits zersplitterten Gesellschaft irreparable Schäden hervorrufen, warnen die Bischöfe.
Auch die Konferenz der Religionsführer, in der sich Vertreter der Buddhisten, Christen, Hindus und Muslime zusammenschließen, darunter auch Erzbischof Oswald Gomis von Colombo, forderte die Politiker auf, die Wähler nicht zur Gewalt aufzurufen und dafür Sorge zu tragen, dass die bevorstehenden Wahlen in einem friedlichen Klima stattfinden können.
Die Religionsführer betonten auch die Notwendigkeit der Wiederherstellung eines Klimas der harmonischen Konfrontation. Dabei sollen vor allem Konflikte zwischen staatlichen Institutionen, gesellschaftlichen Gruppen und Religionsgemeinschaften überwunden werden.
Die politische Lage auf der Insel hatte sich verschlechtert, nachdem infolge von Unstimmigkeiten zwischen den Premierminister Ranil Wickremashinghe und der Staatspräsidentin Chandrika Kaumaratunga gekommen war, und die Präsidentin am 7. Februar das Parlament auflöste und Neuwahlen anberaumte. Kernpunkt der Krise waren die Beziehungen zu den Tamil-Rebellen, mit denen die Regierung Verhandlungen aufgenommen hatte, nachdem mit einem Waffenstillstandsabkommen vom Februar 2002 ein zwanzigjähriger Bürgerkrieg beendet worden war.
Am 2. April sind 13 Millionen Srilanker (davon rund 4 Millionen Tamilen) zur Stimmabgabe aufgerufen. Sie werden die insgesamt 255 Abgeordneten des Parlaments wählen. (PA) (Fidesdienst, 29/3/2004 - 47 Zeilen, 470 Worte)


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