ASIEN/INDIEN - „Eine interreligiöse Mission soll Frieden und Versöhnung nach Orissa bringen“: Interview mit Bischof Raphy Manjaly von Varanasi

Donnerstag, 18 September 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Während es in verschiedenen Teilen Indiens, darunter Orissa, Karnataka, Madhya Pradesh, Kerala weitere Episoden antichristlicher Gewalt gibt, soll eine interreligiöse Delegation aus der Diözese Varanasi, der Vertreter der Hindus, Sikh, Muslime, Buddhisten und verschiedener christlicher Konfessionen angehören, sich in Orissa um Frieden und Aussöhnung bemühen. Die Delegation möchte versuchen erneut ein harmonisches Zusammenleben zu ermöglichen. Dies betont Bischof Raphy Manjaly von Varanesi in einem Interview mit dem Fidesdienst. Der Bischof nimmt an dem von der Kongregation für die Evangelisierung der Völker veranstalteten Fortbildungsseminar für Bischöfe teil, die in den vergangenen zwei Jahren in den Missionsländern ernannt wurden.
Der Bischof wurde am 30. April 2007 geweiht und leitet das Bistum Varanasi (oder Benares) in Uttar Pradesh, dem bevölkerungsreichsten Staat Indiens, im Nordwesten des Landes. In der Region leben viele Religionen zusammen und sie wird insbesondere von den Hindus als heilige Stätte betrachtet.

Können Sie uns Ihre Diözese beschreiben?
In meinem Bistum leben rund 19 Millionen Menschen, davon 18.000 Katholiken. Es gibt 135 Priester, 41 Pfarrgemeinden und 436 Ordensschwestern. Die Diözese Varanasi ist ein Bistum, in dem der Heilige Geist wirkt. Die Gläubigen beten viel, wie auch die Krise Bhata-Bewegung unter Beweis stellt: hier schließen sich Menschen zusammen, die Gott suchen und sein Wort hören möchten. Anlässlich des Paulusjahres sollen weitere solcher Zentren entstehen. Außerdem möchten wir in Varanasi auch ein Bibelinstitut einreichten, dass bei der Übersetzung und Verbreitung der Heiligen Schrift mitwirken soll.

Wie lebt die katholische Kirche in einem Umfeld des religiösen Pluralismus?
Wir haben zwei Handlungsrichtlinien: wir möchten den interreligiösen Dialog pflegen und gute Beziehungen zu den Medien herstellen. Was den Dialog anbelangt, so organisieren wir Begegnungen und nehmen gegenseitig an den Festen der jeweils anderen Religionen teil. In unserer Diözese haben wir das „Maitri Bhavan-Center“ eingerichtet, das den interreligiösen Dialog fördert und sich um gute Beziehungen zu den Vertretern und Gläubigen anderer Glaubensgemeinschaften bemüht. Auch wenn es Unfälle oder Episoden gibt, die zu interreligiösen Auseinandersetzungen führen könnten, gelingt es uns dem vorzubeugen und eventuelle Unruhen zu stoppen, da gute Beziehungen zwischen den Religionsvertretern bestehen.
Auf der anderen Seite kennen die Menschen durch unsere guten Beziehungen zu den Medien auch unsere Arbeit und unseren Dienst am Menschen und unsere Tätigkeit unter den Armen. Dies wirkt der Desinformation oder der Verbreitung von falschen Vorwürfen entgegen, die manchmal gegen Christen in Umlauf gebracht werden.

Wie steht es in ihrer Diözese um die Beziehungen zu den Hindus in einem Moment großer Spannungen in verschiedenen Teilen des Landes?
Die Beziehungen sind im Allgemeinen gut. Varanasi hat eine lange Tradition des friedlichen Zusammenlebens zwischen Christen und Hindus. Aus diesem Grund haben wir auch eine Delegation zu einer Friedensmission nach Orissa entsandt. Die Delegation besteht aus Vertretern der verschiedenen Religionen und möchte mit den Menschen guten Willens in Orissa sprechen, dort beten und sich um Aussöhnung bemühen, indem man den Bedürftigen hilft, Gewalt verurteilt und für die Opfer betet.
Die meisten Hindus sind offen und gegenüber den Christen positiv eingestellt. Oft kommt es Seitens extremistischer Gruppen zu Gewalt, wenn sie Massenbekehrungen beobachten. In Varanasi verkünden wir zwar das Wort Gottes, doch wir wollen keine Massenbekehrung. Es gibt zwar Taufen, doch diese finden diskret und erst nach einer ernsthaften Vorbereitung des Einzelnen statt. Wenn jemand sich der Kirche nähert und um das Sakrament der Tauf bittet, dann nehmen wir ihn auf, aber ohne großes Aufsehen. (AR-PA) (Fidesdienst, 18/09/2008)


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