ASIEN/INDONESIEN - In Ambon entsteht ein Observatorium gegen interethnische und interreligiöse Gewalt. Flüchtlingsproblem und Episoden der Zwangsislamisierung bleiben weiterhin ein ungelöstes Problem

Donnerstag, 25 März 2004

Ambon (Fidesdienst) - Die indonesische Staatspräsidentin Megawati Sukarnoputri hatte die Stadt bei ihrem letzten Besuch mit Bezug auf eine alte Tradition als „süßes Ambon“ bezeichnet. Nach Jahren der Zerstörung und des Bürgerkriegs ist die Hauptstadt der Molukken wieder zu ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgekehrt: die Stadtgrenzen sind für Ausländer und Besucher wieder offen und es entstehen neue wirtschaftliche und politische Beziehungen zu anderen Teilen Indonesiens und Australiens.
Wie Beobachter aus Kreisen der Ortskirche gegenüber dem Fidesdienst berichten ist die Lage auf den Molukken derzeit relativ ruhig, abgesehen von vereinzelten Episoden der Gewalt. Die Öffnung der Hauptstadt Ambon für Touristen und Ausländer soll nicht zuletzt auch ein Zeichen für die Rückkehr zur Normalität nach dem Bürgerkrieg der Jahre 1999-2001 sein.
Dabei stehen vor allem Versöhnung und Wiederaufbau im Vordergrund. Zur Förderung der Beziehungen zwischen verschiedenen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften soll ein Observatorium entstehen, das eventueller Gewalt und Spannungen bereits im Entstehen entgegenwirken soll. Dem Observatorium sollen Vertreter der muslimischen, protestantischen und katholischen Glaubensgemeinschaft sowie Delegierte der Provinzregierung angehören.
Wiederaufbaumaßnahmen betreffen vor allem die Infrastrukturen: Universitäten, Schulen, Krankenhäuser und Straßen. Die Provinzregierung plant in diesem Zusammenhang unter anderem die Einrichtung eines Computernetzwerks in verschiedenen Schulen. Unterdessen wurde auch die Partnerschaft mit der australischen Stadt Darwin wieder aufgenommen, die 1999 durch den Konflikt unterbrochen worden war. Die beiden Partnerstädte planen bereits gegenseitige Besuche und kulturellen Austausch.
Die Ortskirche in Ambon weist jedoch darauf hin, dass trotz der Rückkehr zahlreicher im Jahr 1999 geflüchteter Christen, immer noch tausende Flüchtlinge auf einen neuen Wohnsitz warten. In diesem Zusammenhang erhofft sich der Bürgermeister von Ambon, M.J. Papylaya, Unterstützung von der Europäischen Union.
Ein weiteres noch ungeklärtes Problem sind die mutmaßlichen Zwangsislamisierungen und die Folterung von 800 Christen auf der Insel Kasui (südöstlich von Seram), auf die die Öffentlichkeit nicht zuletzt auch von Bischof Petrus Mandagi aufmerksam gemacht worden war. Nach Ansicht von Vertreter der muslimischen Glaubensgemeinschaft handelte es sich dabei um Übertreibungen, weshalb man vom Bischof eine offizielle Entschuldigung erwartet und den Christen, die die Insel verlassen haben, die Rückkehr verwehrt.
„Wir haben uns immer für das Wohl der Menschen und den sozialen, politischen und religiösen Frieden eingesetzt und werden dies auch weiterhin tun“, so der Bischof von Amboina gegenüber dem Fidesdienst. Man werde sich weiterhin um die Versöhnung auf den Molukken bemühen und versuchen „Frieden, Stabilität, gegenseitige Freundschaft, Respekt und Vertrauen zwischen Muslimen und Christen“ zu konsolidieren. (PA) (Fidesdienst, 25/3/2004 - 42 Zeilen, 408 Worte)


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