ASIEN/IRAK - „Die Bedrohung des Islam der Talibane können wir besiegen“, wenn die internationale Staatengemeinschaft uns weiterhin hilft und die Unterstützung irakischer Integralisten unterbunden werden kann“. Der irakische Pfarrer Nizar Semaan im Gespräch mit dem Fidesdienst.

Montag, 22 März 2004

Rom (Fidesdienst) - Angesichts der jüngsten Attentate in Spanien und der wiederholten Morde im Irak beschäftigt man sich wieder zunehmend mit dem Problem des islamischen Extremismus. Symbol dieses Extremismus sind die Talibane. Und man erinnert sich wieder an die Buddhastatuen, die im Frühjahr 2001 in Afghanistan gewaltsam zerstört wurden. Dies wurde damals nicht nur als Gewalt gegen eine andere Religion sondern auch als Gewalt gegen das Kunsterbe der Menschheit betrachtet.
„Die zerstörten Buddhastatuen erinnern mich auch an das, was heute im Kosovo passiert, wo orthodoxe Kirchen in Brand gesteckt werden“, so der katholische Pfarrer Nizar Semaan aus der irakischen Diözese Ninive. „Die Zerstörung von heiligen Symbolen anderer Religionen, die Ermordung unschuldiger Zivilisten, sind Ausdruck extremistischer Intoleranz, die es auch in der heutigen Zeit weiterhin gibt. Doch Bewegungen wie die der Talibane sind nichts Neues. Ebenso wenig die Zerstörung von heiligen Monumenten. Wenn Sie wüssten, wie viele Kirchen in unseren Dörfern zerstört wurden. Die Neuheit besteht in den Techniken der Zerstörung und vor allem in der Vernetzung von Organisationen, die zu Gewalt und Terror anregen“.
„Es handelt sich dabei um etwas Paradoxes“, so der irakische Priester weiter. „Talibane und andere, die ähnliche Positionen vertreten, lehnen die Modernität ab und haben Angst vor ihr. Doch sie lehnen es nicht ab, modernste Techniken einzusetzen, die sie aus dem Westen importieren, um diejenigen zu treffen, die sie als Feinde betrachten: nämlich den Western und alle, die eine Modernisierung islamischer Länder begrüßen“.
„Für die Talibane ist die Demokratie das Gegenteil ihrer Vorstellung vom Staat. Diese Integralisten lehnen Demokratie und Freiheit ab und bedienen sich eher der Gewalt als der Gegenüberstellung von Positionen“, so Pater Nizar. „Wir sollten jedoch alle unterstützen, die versuchen, die Modernität mit dem Islam zu vereinbaren. Es darf nicht zugelassen werden, das der Islam in den Händen derjenigen bleibt, die nur eine sehr eingeschränkte und oberflächliche Auffassung vom eigenen Glauben haben. Dies gilt zudem für alle Religionen.“
Doch Pfarrer Nizar nennt in diesem Zusammenhang auch die auftretenden Schwierigkeiten. „Leider habe ich noch nie von einer Islamischen oder Arabischen Liga und von den einzelnen Staatschefs arabischer Länder gehört, dass sie den Terrorismus unterschiedslos und ohne komplizierte Formulierungen uneingeschränkt verurteilen“.
„Der Terrorismus ist ein Übel, das nur schwer ausgerottet werden kann“, so Pfarrer Nizar weiter, „Doch man darf sich auch nicht von der Angst überwältigen lassen. Wäre dies der Fall, dann hätte der Terrorismus bereits gesiegt“.
Zur Lage im Irak erklärt Pfarrer Nizar: „In meinem Land geschehen schreckliche Dinge. Doch wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Ich bin mir meiner Mitbürger und ihrer Intelligenz sicher und deshalb davon überzeugt, dass sie sich nicht vom integralistischen Gruppen überwältigen lassen. Doch dafür brauchen sie weiterhin die Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft und es muss dafür gesorgt werden, dass diejenigen nicht weiter unterstützt werden, die im Irak den Bürgerkrieg wollen“. (LM) (Fidesdienst, 22/3/2004 - 45 Zeilen, 497 Worte)


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