EUROPA/KOSOVO - „Bildung und wirtschaftliche Entwicklung sind die Prioritäten im Kosovo, die auch zur Überwindung von ethnischer und religiöser Gewalt beitragen“. Der Leiter der Abteilung für humanitäre Projekte im Kosovo beim AVSI im Gespräche mit dem Fidesdienst

Montag, 22 März 2004

Pristina (Fidesdienst) - „ Wir müssen uns für die Bildung und das kulturelle Wachstum der Bevölkerung einsetzen; außerdem muss im Kosovo ein Wirtschaftssystem aufgebaut werden, damit eine wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt stattfinden kann, der zur Reduzierung von Arbeitslosigkeit und Armut beiträgt. Darum bitten wir auch die Vereinten Nationen“, so Gabriele Bertrani, Leiter der Abteilung für humanitäre Projekte im Kosovo beim AVSI (Verband für Internationale Freiwilligenarbeit), im Gespräch mit dem Fidesdienst, nach der jüngsten erneuten Gewalt zwischen Serben und Albanern im Kosovo.
Zur gegenwärtigen Lage sagt Bertrani, dass „die Situation von den NATO-Einheiten wieder unter Kontrolle gebracht wurde“. „Gewiss, im Kosovo hatte es bereits im vergangnen Monat Anzeichen gegeben, die auf eine prekäre Situation hindeuteten: das Bombenattentat auf die Wohnung des Präsidenten Rugova, die Bombe die vor dem Generalquartier der Vereinten Nationen in Pristina entschärft wurde, die Autobombe, die vor dem Umweltministerium gezündet wurde, wiesen darauf hin, dass die Situation bereits sehr angespannt war und es schließlich zu den jüngsten Vorfällen kommen würde.“
Nach Ansicht von Bertrani, wurde die Gewalt von albanischen Extremistengruppen organisiert: „Die Gewalt hat sich im ganzen Kosovo ausgedehnt, nachdem sie von der Nachricht über den angebliche Mord an zwei albanischen Kindern ausgelöst worden war, so dass viele Menschen ihre Wohnungen verlassen mussten. Insgesamt wurden bisher 300 Wohnungen in Brand gesteckt und rund 30 Kirchen zerstört. Dies lässt auf ein geplantes Vorgehen extremistischer Gruppen schließen, weshalb eine einfache Reaktion des Volkes eigentlich ausgeschlossen werden kann. Wir engagieren uns auch für den Dialog zwischen den Volksgruppen und Religionen und können deshalb bestätigen, dass es keine Elemente gab, die eine solche Eskalation der Gewalt rechtfertigen würden“.
„Damit es im Kosovo eine Zukunft gibt“, so Bertrani im Gespräch mit dem Fidesdienst, „müssen wir vor allem für die wirtschaftliche Entwicklung und die Bildung der zukünftigen Generationen Arbeiten. Die Region darf nicht von externer Hilfe abhängig bleiben: es muss eine eigenständige Wirtschaft entstehen und darauf konzentrieren sich zurzeit die Kräfte des AVSI, wobei wir vor allem versuchen den Agrarsektor zu fördern.“
Der VErband für Internationale Freiwilligen Arbeit, wurde 1972 als Nichtregierungsorganisation gegründet und führt Projekte der internationalen Entwicklungszusammenarbeit in über 35 Ländern auf der ganzen Welt durch (Lateinamerika, Afrika, Nahost, Osteuropa). Im Rahmen von insgesamt 86 mehrjährigen Projekten engagiert sich AVSI vor allem in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung, Erziehung und Berufsausbildung, Stadtrandsanierung, Umweltschutz, Landwirtschaft und Nothilfen. Im Kosovo betreut AVSI unter anderem auch Kriegswaisen und 160 Kinder durch Fernbetreuung. (PA) (Fidesdienst, 22/3/2004 - 42 Zeilen, 437 Worte)


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