AFRIKA/NIGERIA - Der nigerianische Staatspräsident schlägt ein Gipfeltreffen zur Situation im Nigerdelta vor, wo sich die größten Ölreserven des Landes befinden

Freitag, 4 Juli 2008

Lagos (Fidesdienst) – Der Vorschlag des nigerianischen Staatspräsidenten Umaru Musa Yar’Adua, der ein Gipfeltreffen aller beteiligten Parteien zur Lösung der Krisensituation im Nigerdelta veranstalten möchte (vgl. Fidesdienst vom 3. Juli 2008) führt in dem afrikanischen Land zu einer heftigen Debatte.
„Der Staatspräsident ist der Ansicht, dass ein Gipfeltreffen notwendig ist, damit sich alle Parteien bindend verpflichten und die Gewalt und die Kriminalität beenden, die dazu führen, dass das Nigerdelta für verschiedene Bauunternehmen nicht mehr zugänglich ist, deren Arbeit notwendig wäre, um die Infrastrukturen in der Region zu verbessern“, so der Sprecher des Präsidenten.
Da in der Region verschiedene Guerillagruppen und lokale Verbrecherbanden ihr Unwesen treiben, kam die Entwicklung zum Stillstand: Diebstahl von Geräten, Entführungen, bewaffnete Überfälle und Attentate auf die Pipelines machen es den Firmen die Tätigkeit in der Region sehr schwer. Verbrecherbanden und Guerillaeinheiten agieren vor dem Hintergrund einer weit verbreiteten Armut unter der einheimischen Bevölkerung, die eine Beteiligung an den Gewinnen aus der Erdölförderung fordern. Die Unsicherheit in der Region führt hingegen zu einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation, da diese nicht nur die Tätigkeit der multinationalen Erdölfirmen behindert, sondern auch die einheimischen Unternehmen, die die Infrastrukturen in der Region ausbauen sollen.
Nach Schätzungen gehen in Nigeria 4 bis 18 Millionen Dollar durch Erdöldiebstähle aus den Pipelines verloren. Die Händler des Schwarzmarkts haben inzwischen ein internationales Netwerk aufgebaut, das bis nach Osteuropa reicht.
Die vom Staatspräsidenten vorgeschlagene Gipfelkonferenz soll der erste Schritt eines umfassenden Programms zu Befriedung und Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region sein.
Doch der Vorschlag wird nicht von allen begrüßt. Kritik übt auch Kardinal Anthony Olubunmi Okogie von Lagos: „Meiner Ansicht nach“, so der Kardinal, „gab es bereits viele Ausschüsse und Diskussionsrunden, doch es wurde nie gehandelt. Es gibt immer wieder neue Ausschüsse und auch diese kosten Geld“
Andere Kritiker weisen darauf hin, dass die Regierung auf der einen Seite den Wunsch nach Frieden bekundet, auf der anderen Seite aber eine militärische Offensive gegen die Guerillagruppen gestartet hat.
Die Verlangsamung der nigerianischen Erdölproduktion wirkt sich auch auf die internationalen Erdölpreise aus. Dies ist dem Präsidenten des Parlaments, Dimeji Bankole, bekannt: „Bei der Situation im Nigerdelta geht es nicht mehr nur um eine regionales Problem, sondern um eine globale Angelegenheit. Inzwischen richtet sich das Augenmerk aller auf uns und wir müssen mit gemeinsamen Kräften eine Lösung finden“. (LM) (Fidesdienst, 04/07/2008)


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