VATIKAN - Papst Benedikt XVI. in S. Maria di Leuca und Brindisi - „Die Kirche ist heilig und missionarisch, was zwei Seiten von ein und derselben Medaille sind: denn nur als heilige Kirche, und das heißt voll der Gottesliebe, kann sie ihre Mission erfüllen“

Dienstag, 17 Juni 2008

Brindisi (Fidesdienst) - Papst Benedikt hat an diesem Sonntag, den 15. Juni, eine Messe im Hafen von Brindisi gefeiert. Mit dem Papst konzelebrieren verschiedene Bischöfe und zahlreiche Priester aus Apulien. Bei der Feier war auch der orthodoxe Metropolit Gennadios anwesend, an den sich der Papst mit einem besonderen Gruß wandte, womit er auch „alle orthodoxen Gläubigen und anderen Christen erreichen“ wollte.
„Die Bibeltexte, die wir an diesem elften Sonntag im Jahreskreis gehört haben, helfen uns“, so der Papst, „die Wirklichkeit der Kirche zu verstehen. Die Erste Lesung erinnert uns an den geschlossen Bund am Sinai bei der Flucht (des Volkes Israel) aus Ägypten. Das Evangelium besteht aus der Berufung und der Mission der Apostel. Wir finden hier sozusagen die „Verfassung“ der Kirche vor: wie kann man die darin ausgedrückte Einladung nicht verstehen, die an jede Gemeinschaft gerichtet ist - ihrer eigenen Berufung zu folgen, und mit eigenem missionarischem Schwung!“
Mit Bezug auf die Lesungen erläuterte der Papst auch die Bedeutung des Bundes Gottes mit Moses und dem Volk Israel auf dem Sinai: „Es handelt sich um eine der wichtigsten Etappen in der Heilsgeschichte, einen jener Momente, die die Geschichte selber betreffen, in der die Grenze zwischen Altem und Neuem Testament verschwindet und sich stattdessen der Plan des Gottes des Bundes zeigt: Der Plan der Befreiung aller Menschen durch die Heiligung des Volkes“. Sodann die Berufung der Apostel durch Jesus: Die Zwölf müssen mit Christus zusammenarbeiten, um das Reich Gottes zu schaffen... Konkret bedeutet dies, dass die Kirche wie Christus und mit ihm gerufen ist, für das Reich des Lebens zu arbeiten und die Herrschaft des Todes zu besiegen, damit in der Welt Gott als Sieger dasteht. Möge Gott siegen, der die Liebe ist.“
„Das ist der Plan Gottes“, so der Papst weiter, „in der Menschheit und dem gesamten Kosmos seine Liebe zu verbreiten, die Leben schafft. Ein Projekt, das allerdings der Herr einzig durch den Respekt unserer Freiheit gewährt, weil die Liebe an sich nicht ein Zwang ist. Die Kirche ist deshalb, in Christus, der Begegnungs- und Besprechungsraum der Liebe Gottes. In dieser Sicht zeigt sich die Kirche offenkundig als heilig und missionarisch, was zwei Seiten von ein und derselben Medaille sind: denn nur als heilige Kirche, und das heißt voll der Gottesliebe, kann sie ihre Mission erfüllen, und es ist gerade dadurch, dass Gott sie ausgewählt hat und als sein Eigentum geheiligt hat. Auf das Verhältnis „Heiligkeit und Mission“ wird eure Ortskirche, liebe Brüder und Schwestern, im Augenblick geprüft, bei der Diözesansynode.“
In diesem Zusammenhang erinnerte der Papst daran, „dass auch die zwölf Apostel nicht perfekt waren und dass sie keineswegs wegen ihrer tadellosen moralischen und religiösen Seiten ausgewählt wurden. Sie waren sicherlich Gläubige, voll des Enthusiasmus und Eifers, doch gekennzeichnet durch die Grenzen ihrer Menschlichkeit, die manchmal sehr schlimm waren. Jesus rief nicht, weil sie bereits Heilige waren, sondern damit sie es werden konnten. Das gilt auch für uns. Für uns Christen alle. In der Zweiten Lesung haben wir die Zusammenfassung des Apostels Paulus gehört: „Gott zeigt uns seine Liebe - als wir noch Sünder waren, ist Christus für uns gestorben.“ Die Kirche ist die Vereinigung der Sünder, die aber an die Liebe Gottes glauben und sich von ihm verändern lassen, und somit werden sie heilig und heiligen die Welt.“
Sodann bestätigte der Papst „mit Freude den Weg eurer Kirche. Es handelt sich um einen Weg des Heiligseins und der Mission“. „Das heutige Evangelium sagt uns, wie die Mission aussehen sollte“ erklärte Papst Benedikt XVI. ,“das heißt die innere Ansicht, die sich dann im gelebten Sein widerspiegelt. Das kann nur von Jesus kommen: der Stil des „Mitleides“. …Das christliche Mitleid hat nichts zu tun mit Frömmelei, mit der Ausnutzung. Vielmehr ist es ein Synonym für Solidarität und Teilen und ist von der Hoffnung getragen.
„Von der Hoffnung getragen, in der ihr gerettet worden seid, auch ihr, Brüder und Schwestern dieser alten Kirche von Brindisi, seid Zeichen und Mittel des Mitleids, der Barmherzigkeit Christi“, so der Papst abschließend. Denn „die Mission Jesu kann für das Volk Gottes auf verschiedene Arten geschehen, und zwar durch die Gnade der Taufe und der Firmung... Alle in der Wahrheit der Charismen und der Dienste sind dazu gerufen, im Weinberg des Herrn zu arbeiten.“ (SL) (Fidesdienst 17/06/2008)


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