ASIEN/BANGLADESCH - Die Kirche in Bangladesch im Dienst des Landes mit Blick auf die Mission Fides-Interview mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz von Bangladesch, Erzbischof Paulinus Costa von Dacca

Dienstag, 10 Juni 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) – „Dank der Blüte der Priester- und Ordensberufungen können wir auch eine Missionskirche sein, eine Kirche, die Missionare in solche Kirchen entsendete, die diese brauchen“, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Bangladesch, Erzbischof Paulinus Costa von Dacca, im Gespräch mit dem Fidesdienst. Der Erzbischof hält sich vom 9. bis 14. Juni im Rahmen des Ad-limina-Besuchs seiner Bischofskonferenz in Rom auf.

Welche Rolle spielt die katholische Kirche in einem Land mit nur 300.000 katholischen Gläubigen?
Wir sind bengalische Staatsbürger und fühlen uns damit als Teil des bengalischen Volkes, doch als Christen sind wir berufen, den Mitmenschen unserer Werte zu vermitteln, die Werte des Evangeliums. Wir versuchen uns ganz in das gesellschaftliche Gewebe einzufügen. Deshalb haben wir auch unsere Bildungsarbeit für alle zur Verfügung gestellt: katholische Schulen sind im Land sehr zahlreich und bekannt und werden von allen geschätzt. Sie gelten im Land als die besten Schulen überhaupt. Neben dem Bildungswesen, mit dem wir uns in den Dienst des ganzen Landes stellen, haben wir auch im Gesundheitswesen und im sozialen Bereich hoch entwickelte Einrichtungen. Unsere Krankenstationen versorgen tausende Menschen, vor allem Sterbenskranke und solche derer sich sonst niemand annimmt.

Wie steht es um die Evangelisierung? Gibt es ein Wachstum für die Kirche?
Seit 1999 und der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens „Ecclesia in Asia“ haben wir das Thema der Verkündigung und der Evangelisierung ernsthaft in Betracht gezogen. Es ist unsere Aufgabe, die Botschaft Christi unter allen Völkern zu verkünden. Doch wir müssen bei den Beziehungen zu den Muslimen vorsichtig sein: fundamentalistische Gruppen betrachten Christen als eine Gefahr. Viele Menschen, vor allem unter den einheimischen Volksstämmen und unter den Animisten, wollen sich uns jedoch anschließen. Es gibt viele Bekehrungen und vor allem wächst die Nachfrage nach seelsorgerischer Betreuung in entlegenen christlichen Dörfern stetig. Die Zahl der Getauften steigt jedes Jahr.

Gibt es auch Berufungen zum Priester- und Ordensleben?
Die Zahl der Berufungen ist für uns ein Zeichen der Hoffnung. Dank der Blüte der Priester- und Ordensberufungen können wir auch eine Missionskirche sein, eine Kirche, die Missionare in solche Kirchen entsendete, die diese brauchen“. Vor allem steigt die Zahl der Berufungen zum Ordensleben: wir haben erst vor kurzem ein Klausurkloster in der Diözese Mymenshigh eröffnet und ein weiteres befindet sich in der Diözese Dianajpur im Bau. Für uns besteht nun die größte Herausforderung darin, die jungen Menschen, die sich für das Priester- und Ordensleben entscheiden gut auszubilden. Allein in der Erzdiözese Dacca haben wir dieses Jahr 8 Priesteramtskandidaten.

Wir steht es um die Beziehungen zum Islam?
Wir erleben den Dialog mit den Muslimen jederzeit und in allen Lebensbereichen: in der Schule, auf dem Markt, im öffentlichen Leben, auf der Straße, bei Geschäften. Deshalb ist ein Klima der Freundschaft und ein „Dialog des Lebens“ entstanden, vor allem auch bei der Zusammenarbeit in Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens. Der Dialog findet dabei auf allen Ebenen statt: unter Religionsführern und unter normalen Menschen in den Pfarrgemeinden. Wir sind Teil desselben Volkes und müssen gemeinsam die Würde und die Rechte der Menschen schützen. Viele Muslime arbeiten auch im karitativen Bereich und in unseren Krankenhäusern und Krankenstationen mit uns zusammen.

Ist die Kirche auch im Bereich der Medien tätig?
Obschon es uns an Infrastrukturen und technischem Gerät fehlt, versuchen wir unser Bestes bei der Verkündigung der Wahrheit. Die Bischofskonferenz versucht deshalb auch im Bereich der Medien neue Impulse zu geben: insbesondere durch die Veröffentlichung neuer Zeitschriften und mit Hilfe anderer Kommunikationsmittel: wichtig ist für uns dabei die Vermittlung einer richtigen Vision und eines richtigen Bildes von der Kirche. Gegenwärtig sind wir im Gespräch mit „Radio Maria“: man wird uns helfen einen neuen Radiosender in unserem Land einzurichten.

Mit welchen Erwartungen sehen Sie dem Ad-limina-Besuch entgegen?
Wir freuen und sind sehr dankbar. Wir durften dem Heiligen Vater bereits begegnen und er war sehr freundlich und nett zu uns. Wir haben ihm die Lage in unserem Land erklärt und unsere Probleme dargelegt und wir sind sicher, dass der Heilige Stuhl durch die eigenen Dikasterien auch uns helfen wird. (PA) (Fidesdienst, 10/06/2008)


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