AFRIKA/DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO - Offensive gegen die „negativen Kräfte“ hat nach Angaben einheimischer Beobachter noch nicht begonnen

Montag, 9 Juni 2008

Kinshasa (Fidesdienst) – „Derzeit ist die Lage ruhig und es gibt noch keine Anzeichen der angekündigten Offensive gegen die so genannten negativen Kräfte“, so ein Beobachter aus Kreisen der Ortskirche im Südkivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo gegenüber dem Fidesdienst. In den vergangenen Tagen war in der Region der Großen Seen eine Offensive angekündigt worden, mit denen die Aktivitäten der so genannten „negativen Kräfte“ beendet werden sollten. Unter den „negativen Kräften“ versteht man vor allem die Guerillagruppen, die grenzübergreifend im Osten der Demokratischen Republik Kongo, im Norden Ugandas und im Südsudan ihr Unwesen treiben. Dabei sollen vor allem zwei vorwiegend im Kongo agierende Gruppen Gegenstand der gemeinsamen Offensive sein: die Demokratischen Kräfte für die Befreiung Ruandas (FDLR), der vorwiegend ehemaligen Soldaten der ruandischen Armee und der Interhamwe-Milizen angehören, die für den Völkermord im Jahr 1994 verantwortliche waren angehören, und die Lord’s Resistance Army (LRA), die seit 20 Jahren den Norden Ugandas dominieren und im Garamba-Wald im Osten des Kongo ihre Basislager haben (vgl. Fidesdienst vom 05/06/2008).
Zweifel äußert der Gesprächsparntner an der Kompetenz der kongolesischen Armee, wenn es darum geht, die in der Region agierenden Guerillagruppen zu besiegen. „Es scheint mir, dass die meisten kongolesischen Soldaten keine vollständige Ausbildung besitzen. Ein Großteil der Soldaten im Osten des Kongos sind zudem ehemalige Angehörige der Rebellen-Bewegung unter Leitung von Nkunda, der den kongolesischen Behörden in letzter Zeit großes Kopfzerbrechen bereitete. Und viele könnten ihrem ehemaligen Kommandanten treu geblieben sein.“
„Wir haben keine genauen Elemente, doch diese ehemaligen Milizionäre der Interhamwe und der ugandischen Guerillakämpfer der LRA, die sich heute im Kongo aufhalten, lassen viele Fragen offen. Wie kann e sein, dass diese Bewegungen, die auf dem Index der ganzen internationalen Staatengemeinschaft stehen, weiter straffrei agieren und sich wie im Fall der LRA sogar zu einer regionalen Kraft entwickeln, die in der Lage ist Uganda, den Osten Kongos, den Südsudan und Teile Zentralafrikas zu bedrohen? Ich frage mich, wer diese Gruppen mit Waffen beliefert oder ob die von ihnen ausgehende Bedrohung nicht überschätzt wird“, so der Beobachter.
Diese Fragen scheinen berechtigt, angesichts der „anhaltenden Gerüchte…im Hinblick auf eine Trennung des Kivu vom Rest der Demokratischen Republik Kongo“. In diesem Fall wäre die Präsenz der so genannten „negativen Kräfte“ vielleicht sogar ein Vorwand für das Eingreifen ausländischer Kräfte im Kivu mit dem Ziel eine Abspaltung dieser an Bodenschätzen reichen Region von der Demokratischen Republik Kongo. (LM) (Fidesdienst, 09/06/2008)


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