ASIEN/PHILIPPINEN - Gespräche zwischen Regierung und muslimischen Rebellen aufgeschoben: Missionar erläutert im Gespräch mit dem Fidesdienst die Hindernisse auf dem Weg zum Frieden

Montag, 16 Februar 2004

Manila (Fidesdienst) - Die ursprünglich für den 16. Februar geplanten Gespräche zwischen der Regierung und den muslimischen Rebellen wurden aus „administrativen Gründen“ verschoben, wie der Vorsitzende der Kommission für die Koordinierung der Einstellung der Gefechte, der Armeegeneral Rodolfo Garcia, der auch das Waffenstillstandabkommen zwischen den beteiligten Parteien formulierte und dessen Einhaltung kontrolliert, bekannt gab. Diese wiederholte Verschiebung der Gespräche (auf deren Beginn man nunmehr seit Juli 2003 wartet) ist nicht sehr ermutigend, obschon die beteiligten Parteien weiterhin bekräftigen, die Hoffnungen auf den Frieden würden davon nicht beeinträchtigt.
Der Fidesdienst bat Pater Eliseo Mercado, omi, der das Büro für „Gerechtigkeit und Frieden“ der Oblaten Missionare von der Unbefleckten Jungfrau Maria leitet, um einen Kommentar, Pater Mercado unterrichtete lange Zeit als Professor an der Notre Dame University in Cotabato (Mindanao, Südphilippinen) und ist heute unter anderem Berater der Kommission für die Verhandlungen zwischen der Regierung und der Moro Islamic Liberation Front (MILF).
„Die Friedensgespräche werden nicht fortgesetzt werden können“, so Pater Mercado gegenüber dem Fidesdienst, „so lange die Buliok-Frage nicht geklärt ist. Buliok ist die Hochburg der MILF in der von den Rebellen belagerten Region Maghindanao. Die Rebellen fordern den Rückzug der Regierungstruppen aus diesem Gebiet. Außerdem fordern sie von der Regierung, dass sie Anschuldigungen hinsichtlich der Beteiligung der MILF an Bombenattentaten im vergangenen Jahr zurückzieht. Diese Probleme behindern den Beginn der Gespräche. Deshalb sollten vorbereitende Gespräche sich im Wesentlichen mit diesen konkreten Fragen befassen, und dabei die Hindernisse auf dem Weg zum Frieden beiseite schaffen. Ich würde es begrüßen, wenn, wie bereits in der Vergangenheit zwei Unterkommissionen geschaffen würden, von denen sich die eine mit politischen Angelegenheiten befassen sollte (Verfassungsänderungen, Autonomie, Entwicklungsprojekte, usw.) und die andere sich mit Problemen beschäftigen sollte, die eine kurzfristige Lösung erforderlich machen, wie zum Beispiel die Buliok-Frage.“
Pater Mercado, ein Experte des Konflikts auf Mindanao und Kenner der muslimischen Glaubensgemeinschaft auf den Philippinen, nennt im Gespräch mit dem Fidesdienst die dringlichsten Bereiche, bei einer Lösung für den Konflikt berücksichtigt werden sollten: „Regierung und Autonomie; Wiederaufbau; Gewaltenteilung und Bürgerbeteiligung; Vertretung und Teilhabe der Nation in den Reihen der Regierung; Gesetze für die Bereiche Kultur und Religion; Verwaltung und Justiz; Kultur und Erziehung; Jurisdiktion zur Landverteillung. Damit dieser Weg schrittweise gegangen werden kann, muss zunächst das gegenseitige Vertrauen aufgebaut werden und ein für Verhandlungen günstiges Klima geschaffen werden. Außerdem sollte unter der Bevölkerung die Zustimmung zum Friedensprozesse gefördert werden, indem auch gesellschaftliche Fragen, wie Rehabilitation, Wiederaufbau und die Frage der Vertriebenen, berücksichtigt werden.“
Nach Ansicht von Pater Mercado „sollte auch die Tätigkeit von Nichtregierungsorganisationen in das Mosaik der Maßnahmen integriert werden, damit diese nicht eigenständig handeln: ihre Aktivitäten sind sehr wichtig, da sie die Stimme des Volkes vertreten und Initiativen fördern, die von der Basis der Gesellschaft auf Mindanao kommen, doch dabei sollte ihr Wirken mit dem Friedensprozess abgestimmt werden“.
In der derzeitigen Wahlkampagne wird die Frage des Friedens auf Mindanao nach Ansicht von Pater Mercado auch von Politikern instrumentalisiert , „die versuchen ihre eigenen Interessen zu vertreten und sich bei den Wählern beliebt zu machen, und denen es dabei nicht so sehr um das Wohl der Menschen auf der Insel geht.“ „Die föderalistischen Vorschläge, die vom Senator Pimentel und von Nur Misuari (ehemaliger Anführer der Moro national Liberation Front) gemacht werden, bedeuten eine Art Autonomie und Dezentralisierung, doch es sollte erst geprüft werden, ob solche Vorschläge tatsächlich umsetzbar sind: dabei müsste man sehen, wie sie verwirklicht werden sollen und ob sie den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen auf Mindanao entsprechen“.
(PA) (Fidesdienst, 16/2/2004 - 51 Zeilen, 592 Worte)


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