ASIEN/SRI LANKA - „Im Land herrscht politische Ungewissheit und eine gefährliche Vermischung von Politik und Religion“. Ein Missionar im Gespräch mit dem Fidesdienst

Freitag, 13 Februar 2004

Colombo (Fidesdienst) - „Das Land hätte diese Wahlen nicht gebraucht. Die Wähler teilen sich fast gleichmäßig unter den beiden größten Parteien auf, die einerseits die Staatspräsidentin Kumaratunga und andererseits den Premierminister Wicremeshinghe unterstützen. Wenn sich diese Situation auch im Parlament widerspiegeln wird, dann wird die politische Krise anhalten. Doch unterdessen schadet diese Ungewissheit auch der Wirtschaft und dem Friedensprozess und außerdem werden soziale und religiöse Konflikte davon beeinflusst, die es derzeit in ganz Sri Lanka gib“, so ein Pater Oswald Firth, Provinzial der Oblaten Missionare von der Makellosen Jungfrau Maria (OMI) in Sri Lanka, im Gespräch mit dem Fidesdienst zur Nachricht über die auf den 12. April vorverlegten Wahlen.
Der Missionar äußerte sich besorgt zur ungewissen politischen Lage im Land. Die Spaltung zwischen der Staatspräsidentin und dem Premierminister hat in Sri Lanka einen politischen Stillstand herbeigeführt; dabei geht es vor allem um unterschiedliche Ansichten zum Friedensprozess und der Beendigung des Bürgerkriegs zwischen den regulären Streitkräften und den Tamilen im Norden des Landes. Nachdem bereits vor zwei Jahren ein Rahmenabkommen unterzeichnet wurde, konnten sich die beteiligten Parteien noch nicht über die Autonomie der nördlichen Regionen Sri Lankas einigen.
„In diesem Moment wird vor allem der Einfluss der buddhistischen Bewegungen ausschlaggebend sein, von denen sich weite Teile der überwiegen buddhistischen Wählerschaft angesprochen fühlen“, erklärt Pater Firth, „Ein Teil der Bewegung unterstützt die Staatspräsidentin und deren Forderung nach einer singhalesischen und buddhistischen Identität des Staates; ein anderer Teil befürwortet Kompromisse mit den Tamilen und begrüßt weitgehende administrative Zugeständnisse, wobei dieser Standpunkt jedoch eher zurückhaltend vertreten wird.“ Die Staatspräsidentin Kumaratunga vertritt in der gegenwärtigen Phase die Interessen des nationalistischen Flügels und auch der Premierminister fordert in seinem Wahlkampf ein Gesetz zu so genannten „nicht ethischen Bekehrungen“, die mit Geld erwirkt werden. „Davon wäre auch die christliche Glaubensgemeinschaft betroffen“, so der Missionar, „Dieses Gesetz würde gegen die Gewissensfreiheit verstoßen“.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst erwähnt Pater Firth auch die jüngsten Spannungen zwischen Christen und Buddhisten, von denen in den vergangenen Monaten auch die katholische Kirche betroffen war (es wurden Brandanschläge auf verschiedene Kirchen verübt): „Protestantische Sekten“, bedauert der Missionar, „gefährden die traditionell guten Beziehungen zwischen Christen und Buddhisten“.
Unter den dringlichsten Problemen des Landes nennt Pater Firth: „..die Fortsetzung des Friedensprozesses; die Förderung der Wirtschaft durch die Öffnung für Kapital aus dem Ausland; eine transparente Regierungsführung; eine Lösung in der schwierigen Frage der Anti-Bekehrungs-Gesetze“. (PA) (Fidesdienst, 13/2/2004 - 39 Zeilen, 408 Worte)


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