AFRIKA/SUDAN - Über 50.000 Menschen fliehen aus Abyei: um die Stadt mit ihren zahlreichen Erdölvorkommen streiten sich der Norden und der Süden des Sudan

Mittwoch, 21 Mai 2008

Khartum (Fidesdienst) - Bei den Auseinandersetzungen zwischen der sudanesischen Armee und den Soldaten SPLM/A in der Umgebung von Abyei handelt es sich um den schwersten Verstoß gegen die Friedensvereinbarungen, die die beiden Parteien im Januar 2005 in Nairobi unterzeichneten. Vor den Gefechten flohen seit Anfang letzter Woche rund 50.000 Menschen aus der wegen ihrer reichen Erdölvorkommen umkämpften Region.
Abyei ist eine kleine Stadt in Südkhordofan an der Grenze zum Süden Darfurs. Im Verlauf der Geschichte des Landes wurde der Ort zu einer Brücke zwischen dem Norden und dem Süden des Landes, zwischen dem arabisierten und islamistischen Teil und dem afrikanischen von Christen und Animisten bewohnten teil des Landes. Abyei gehört unterdessen zu den Fragen, die bei den Verhandlungen im Vorfeld des Friedensabkommens des Jahres 2005, mit dem ein 20jäheriger Bürgerkrieg beendet wurde, nicht gelöst wurden. Auf der Grundalge dieser Vereinbarungen wurde eine autonome Verwaltung eingesetzt und im Rahmen einer Volkbefragung soll 2011 über die Unabhängigkeit von Khartum entschieden werden. Es wurden jedoch keine Vereinbarungen im Hinblick auf verschiedene Regionen an der Grenze zwischen den beiden Teilen des Landes getroffen, so dass heute nicht klar ist, ob sie zum Süden oder zum Norden gehören. Abyei ist eine dieser Regionen. Formell gehört die Stadt zum Nordsudan, doch unter den Einwohnern sind rund 280.000 Mitglieder von Volksstämmen aus dem Süden, die während der Zeit des Krieges gegen das Regime in Khartum kämpften.
Das so genannte „Protokoll von Abyei“ war auch Auslöser der (inzwischen beigelegten) Regierungskrise Anfang 2008, die mit einem Rücktritt einiger Vertreter der SPLM/A aus der Regierung der Nationalen Einheit endete. Die „Protokolle von Abyei“ wurden auf Druck der USA 2004 in Naivasha (Kenia) unterzeichnet, noch vor dem Friedensvertrag von 2005 und sollten eines der Haupthindernisse für eine Einigung zwischen den Parteien aus dem Weg schaffen. Das Dokument sieht eine Sonderverwaltung für die Region bis 2011 vor. Festgelegt wurde auch die Definition des Grenzverlaufs und Bestimmungen zur Aufteilung der Gewinne aus der Erdölförderung, sowie ein weiteres Referendum im Jahr, das im Einzelnen darüber entscheiden soll, ob die Region zum Norden oder zum Süden des Landes gehört.
Obschon eine Kommission auf der Grundlage des Protokolls den Grenzverlauf festlegte, wurde dieser Beschluss von der Regierung abgelehnt. Bei dem Streit geht es um die Kontrolle der Erdölvorkommen in der Region: 2006 verdiente der Sudan 670 Millionen Dollar mit Erdölexporten aus der Region (13% des Gesamtgewinns aus dem Erdölexport).
Trotz der Friedensvereinbarungen rüsten sowohl die sudanesische Armee als auch die SPLM/A weiterhin auf. Dies halten viele internationale Beobachter als Grund für Befürchtungen im Hinblick auf eine weitere eine Destabilisierung des Landes. (LM) (Fidesdienst, 21/05/2008 - 37 Zeilen, 446 Worte)


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