AFRIKA/SUDAN - „Pater, was bedeutet Frieden? Eine Pause zwischen zwei Gefechten?!“ Neue Herausforderungen für die Kirche im Sudan: Die Menschen müssen nach 20 Kriegsjahren wieder lernen, was Frieden ist

Freitag, 6 Februar 2004

Rom (Fidesdienst) – „Der Friede stellt die Kirche neuen Herausforderungen gegenüber“, so Missionare mit langjähriger Erfahrung im Sudan im Gespräch mit dem Fidesdienst. „Wenn alles gut geht, dann werden die Regierung und die Guerillaeinheiten in den kommenden Monaten ein Friedensabkommen unterzeichnen, das einen 20jährigen Krieg beenden wird. Wenn es Frieden geben wird, dann werden Hunderttausende oder vielleicht auch Millionen Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehren. Humanitäre Hilfswerke sprechen bereits von einem Exodus von biblischen Ausmaßen. Diese Menschen werden in Dörfer zurückkehren, in denen es nichts mehr gibt; der Krieg hat die Entwicklung im Südsudan nicht nur zum Stillstand gebracht, der hat diese Gegend um hunderte von Jahren in die Vergangenheit zurückversetzt“, so die Missionare. „Deshalb muss die internationale Staatengemeinschaft sofort handeln, damit diesen Menschen eine würdige Rückkehr gewährleistet werden kann. Die Kirche, die bereits in weiten Teilen des Südens die Rolle staatlicher Einrichungen übernimmt, wird versuchen materielle und geistliche Hilfe zu leisten“, bekräftigen sie.
„Auf geistlicher Ebene steht die Kirche vor allem der Herausforderung gegenüber, dass der Friede in die Herzen der Menschen zurückkehren soll. Ein Großteil der Einwohner des Südens sind noch keine 15 Jahre alt und wissen nicht was Frieden ist. Ich kann mich erinnern, dass ein Junge mich fragte: „Pater, was bedeutet Frieden? Eine Pause zwischen zwei Gefechten?!“, erklärt ein Missionar.
Während der Jahre des Kriegs haben verschiedene christliche Konfessionen den Menschen im Südsudan gemeinsam geholfen: „Es hat sich eine tiefe Zusammenarbeit zwischen den Schwesterkirchen und vor allem mit der protestantischen Kirchen entwickelt“, bekräftigen die Missionare.
Durch die Präsenz zahlreicher christlicher Flüchtlinge in den vorwiegend von Muslimen bewohnten nördlichen Landesteilen ist eine neue Situation entstanden. „Die Kirche hat nunmehr auch im Norden ihre Wurzeln“, so die Missionare. „Nicht nur Katholiken, sondern auch orthodoxe und protestantische Gläubige verändern das soziale und religiöse Panorama in der Umgebung der Hauptstadt. Wo es früher nur wenige Christen gab, ist die zahl der christlichen Gemeinden heute gestiegen“, berichten die Missionare.
Hierzu ein Beispiel: In der Diözese Khartum lebten in den 80iger Jahren rund 120.000 Katholiken. Im Jahr 1999 waren es 900.000.
„Auch Papst Johannes Paul II. wollte die Christen im Sudan ermutigen und ein Zeichen der Hoffnung setzten, indem er den Erzbischof von Khartum, Gabriel Zubeir Wako, die Kardinalswürde verliehen hat.“, so die Missionare abschließend. (LM) (Fidesdienst, 6/2/2004 – 39 Zeilen, 399 Worte)


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