MISSIONSGEBETSMEINUNG - „Für die Christen Indiens mit ihrer reichen Tradition dass Gottes Geist ihre Vielfalt zur Einheit führt und vollendet“ Kommentar zur Missionsgebetsmeinung des Heiligen Vaters für den Monat Juni 2003 von Erzbischof Telesphore P. Toppo von Ranchi (Indien), Vorsitzender der Konferenz der Katholischen Bischöfe Indiens (CCBI)

Montag, 26 Mai 2003

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Im Monat Juni, der vor allem der Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu gewidmet ist, beten wir für die Christen in Indien. Es gibt in Indien rund 23,4 Millionen Christen, doch bei einer Gesamtbevölkerung von einer Milliarde Menschen, beträgt ihr Anteil nur 2,3%. Deshalb müssen sie sich als Sauerteig und Salz der Erde betrachten.
Diese Christen gehören verschiedenen Traditionen an. Spuren ihres Glaubens reichen zurück bis in die Zeit, als der hl. Apostel Thomas in dieser Region gepredigt hat, dessen Grab sich in Mylapore in der Nähe von Chennai (Madras) befindet. Andere haben ihren Glauben von den portugiesischen Missionaren erhalten, die im 16. Jahrhundert von Goa aus, wo die sterblichen Überreste des hl. Franz Xaver aufbewahrt werden, hierher kamen. Zahlreiche Vertreter verschiedener protestantischer Glaubensbekenntnisse kamen nach den Anglikanern seit dem 17. Jahrhundert nach Indien; im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wirkte die katholische Mission unter den eingeborenen Völkern im Osten Indiens Wunder und zwar dank des Feuers, das vom Diener Gottes Constant Lievens SJ entzündet wurde, dessen sterbliche Überreste wir in der Kathedrale von Ranchi (Jharkhand) verehren, und dessen Motto lautete „das Feuer muss brennen“.
Es ist also offensichtlich, dass die Christen in Indien verschiedenen Traditionen angehören, die sich zum Teil sehr voneinander unterscheiden, was sich zweifelsohne auf das jeweilige Zeugnis auswirkt. Doch alle glauben in ihrem Herzen daran, dass Jesus der Herr und Erlöser ist, und verkünden dies mit Worten. Dies ist es, was sie vereint, zum Teil vollständig, manchmal teilweise. Sein Geist wirkt unter ihnen.
Wir wissen dass „Gott unser Retter ist, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Denn: Einer ist Gott, Einer auch Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Jesus Christus, der sich als Lösegeld hingegeben hat für alle“ (vgl. 1Tim 2, 4-6). Jesus kannte die Liebe Gottes und seinen Heilsplan. Er wusste auch, wie wichtig die Jünger für die Vollbringung des Göttlichen Plans sein würden. Er wusste zudem, dass jeder Mangel an Einheit und Gemeinschaft zwischen ihnen schädlich sein würde und dass das Bestehen von Einheit und Gemeinschaft im Gegenteil unter Beweis stellen würde, wie sehr sie einander lieben. Dieses Zeugnis sollte zweifelnde Beobachter davon überzeugen, dass Jesus wirklich vom Vater gesandt war. Nur die Einheit und die Gemeinschaft in der Liebe wird die Welt überzeugen können.
Dies alles zeigt uns, dass wir für die Christen in Indien mit ihren reichen Traditionen beten müssen, damit ihre Einheit vollendet werden kann. Erst dann werden sie gemeinsam Zeugnis von der vollen Einheit und Gemeinschaft ablegen können. Ohne dieses Zeugnis wird Indien in Jesus nicht das Ziel und die Antwort auf ein antikes Gebet finden können, das tief in den Menschen verwurzelt ist und stark empfunden wird: „Führe mich aus der Irrealität in die Realität, aus dem Finsteren führe mich in das Licht, vom Tode zur Unsterblichkeit“. Durch dieses Zeugnis wird Indien die vollkommene Fülle des Lebens erlangen.
Die Missionsgebetsmeinung für den Monat Juni kann in gewissem Sinn auch als Fortsetzung des Nachsynodalen Schreibens „Ecclesia in Asia“ betrachtet werden, die Papst Johannes Paul II am 6. November in Neu Delhi unterzeichnet und persönlich den Vertretern aus ganz Asien zur Umsetzung überreicht hat. Das fünfte Kapitel (Nummern 24-31) ist ganz der Gemeinschaft und dem Dialog gewidmet. Das sechste Kapitel handelt vom Dienst an der menschlichen Förderung. Beides soll die Verkündigung begleiten und die Annahme des Geschenks Jesu an Indien, China und an alle Völker des asiatischen Kontinents erleichtern. Indem wir uns dem Heiligen Vater im Gebet anschließen, tragen wir zum Erfolg der Mission der Liebe und des Dienstes Jesu in Indien bei.
Die Christen in Indien befinden sich aufgrund ihrer reichen Tradition in einer bevorzugten Position, wenn es darum geht, zu zeigen, dass „im Herzen des Geheimnisses der Kirche, ein Band der Gemeinschaft besteht, dass Christus, den Bräutigam, mit allen Getauften verbindet… verbunden mit dem Sohn durch das Band der Liebe des Geistes sind die Christen auch mit dem Vater verbunden und aus dieser Gemeinschaft geht die Gemeinschaft hervor, die die Christen durch Christus im Heiligen Geist miteinander teilen“ (vgl. Ecclesia in Asia, 24). Dieses Zeugnis wird mit Sicherheit viele an das Licht führen, weshalb es sich auch gewiss lohnt, dafür zu beten. Deshalb bitte ich alle Christen „sich dem Weg des Gebets und des Dialogs anzuschließen, in dessen Rahmen neue ökumenische Strukturen und Verbände erörtert werden können, die die Einheit der Christen fördern“ (vgl. Ecclesia in Asia 30). + Telesphore P. Toppo
(Fidesdienst, 26/5/2003 – 60 Zeilen, 778 Worte)


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