VATIKN - Papst empfängt die ungarischen Bischöfe in Ad-limina-Audienz: „Die Krise der Familie stellt für die Kirche eine enorme Herausforderung dar. Es stehen die eheliche Treue und im Allgemeinen die Werte auf dem Spiel, auf denen die Gesellschaft gründet“

Dienstag, 13 Mai 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Die erste Realität, die leider unter der weit verbreiteten Säkularisierung leidet, ist die Familie, die auch in Ungarn eine schwere Krise erlebt. Ein Zeichen dafür ist der beachtliche Rückgang der Zahl der Ehen und der beeindruckende Anstieg der Zahl der Scheidungen, die oft schon sehr früh stattfinden. Es gibt immer mehr so genannte de facto-Lebensgemeinschaften. Zu Recht übt ihr Kritik an der öffentlichen Anerkennung der so genannten gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft, denn sie widerspricht nicht nur der Lehre der Kirche, sondern auch der ungarischen Verfassung. Diese Situation hat zusammen mit dem Mangel an Unterstützung für kinderreiche Familien zu einem drastischen Geburtenrückgang geführt, was noch dramatischer wird angesichts der weit verbreiteten Praxis der Abtreibung“, so Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache an die ungarischen Bischöfe, die er am 10. Mai in Ad limina-Audienz empfing.
„Natürlich stellt die Krise der Familie für die Kirche eine enorme Herausforderung dar“, so der Papst in seiner Ansprache, „Es stehen die eheliche Treue und im Allgemeinen die Werte auf dem Spiel, auf denen die Gesellschaft gründet. Es ist deshalb offensichtlich, dass abgesehen von der Familie auch die Jugendlichen unter dieser Situation leiden. In den Städten sind diese von den neuen Formen der Unterhaltung fasziniert und auf dem Land fühlen sie sich oft sich selbst überlassen“. Der Heilige Vater dankte sodann für die Initiativen der Kirche, „trotz der beschränkten Mittel, über die sie verfügt, die Welt der Jugendlichen mit Angeboten der Bildung und der Freundschaft bereichert, die unter diesen die eigenen Verantwortlichkeit anregen“. In diesen Bereich erwähnte der Papst auch die Chöre, zur die zur Verbreitung der Kirchenmusik beitragen und die Förderung des katholischen Bildungswesen und der Katholischen Universität Budapest, sowie die Evangelisierung der Kultur auch mit Hilfe der Medien, in deren Bereich die Kirche bedeutende Fortschritte gemacht habe.
In seiner Ansprache erinnerte der Papst daran, dass „die lange Zeit des kommunistischen Regimes die ungarische Bevölkerung schwer gekennzeichnet hat, so dass auch heute noch die Folgen spürbar sind: insbesondere haben viele Menschen Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen, was typisch für Menschen ist, die lange in einem Klima der Verdächtigung gelebt haben. Das Gefühl der Unsicherheit wird auch von der schwierigen Konjunkturlage verstärkt, die auch durch ein übertriebenes Konsumdenken nicht verbessert wird. Die Menschen, einschließlich der Katholiken, leiden im Allgemeinen unter dieser „Schwäche“ des Denkens und des Willens, die in unserer Zeit weit verbreitet sind“. „In diesem Kontext“, so Papst Benedikt XVI. weiter, „muss die Kirche gewiss als Lehrerin auftreten, doch sie muss sich auch immer und zuallererst als Mutter erweisen, so dass das Entstehen des gegenseitigen Vertrauens und der Hoffnung gefördert wird.“
Der Papst erinnerte auch an das Engagement der der Bischöfe im Bemühen darum, „den Glauben des Volkes lebendig zu erhalten“. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die „Wallfahrten und die verschiedenen Ausdrucksformen der Verehrung der ungarischen Heiligen“. Sein Bedauern äußerte der Papst hinsichtlich des „Priestermangels und der daraus folgenden Überlastung der zur Verfügung stehenden Seelsorger“.
„Trotz der Säkularisierung“, so der Papst weiter, „fühlen sich auch heute noch viele Ungarn der katholischen Kirche zugehörig oder sie ist zumindest für viele ein wichtiger Bezugspunkt. Deshalb ist es wünschenswerter denn je, dass die Beziehungen zu den staatlichen Behörden vor dem Hintergrund des bilateralen Abkommens von einer respektvollen Zusammenarbeit gekennzeichnet sind…Dies wird zum Wohl der ganzen ungarischen Gesellschaft gelangen, insbesondere im Bereich der Bildung und der Kultur.“ (SL) (Fidesdienst, 13/05/2008 - 49 Zeilen, 586 Worte)
Vollständiger Wortlaut der Ansprache des Papstes in Ungarisch und Italienisch


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