Asien/Sri Lanka - Dritter Brandanschlag auf eine katholische Kirche: buddhistischer Fanatismus eskaliert

Mittwoch, 28 Januar 2004

Colombo (Fidesdienst) – Innerhalb weniger Tage wurde in Sri Lanka zum dritten Mal ein Brandanschlag auf eine katholische Kirche verübt. Nach Aussage des Vorsitzenden von Caritas Sri Lanka, Pater Damien Fernando, ist die katholische Glaubensgemeinschaft alarmiert. Am 26. Januar verübten rund 20 Buddhisten in dem östliche der Landeshauptstadt Colombo gelegenen Dorf Mathegoda einen Brandanschlag auf eine katholische Kirche. Die Attentäter plünderten zunächst das Kirchengebäude, wobei sie auch Statuen und Fensterscheiben und andere Gegenstände zerstörten. Danach gossen sie Benzin auf den Fußboden der Kirche und steckten das Gebäude in Brand. Das Gotteshaus brannte dabei vollständig ab. Bei dem Attentat gab es keine Verletzten. Unterdessen sind die Täter noch unbekannt.
Bei einer Welle der Gewalt gegen christliche Gemeinden wurden in den vergangenen Tagen Brandanschläge auf zwei katholische Kirchen verübt: Am 18. Januar wurde in Pannipitiya die katholische St. Antonius-Kirche in Brand gesteckt und bereits am 15. Januar war ein ähnlicher Anschlag auf die St. Michaels-Kirche in Homagama verübt worden. Beide Orte befinden sich in der Nähe der Hauptstadt Colombo. Bereits in der Weihnachtszeit hatte die Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity Worldwide in einem Bericht 20 übergriffe auf Christen dokumentiert, bei denen insgesamt 15 Menschen ums Leben kamen. Am 28. Dezember wurde ein Anschlag auf die Kathedrale „Unserer lb. Frau von Lourdes) verübt.
Im Gespräch mit dem Fidesdienst sagt Pater Fernando: „Wir bitten die internationale Presse um mehr Interesse: die Katholiken in Sri Lanka sind angesichts der jüngsten Ereignisse erschüttert. Auch unsere Arbeit im sozialen Bereich steht im Kreuzfeuer. Man wirft und „betrügerische Bekehrungen“ (durch Bestechung oder im Tausch gegen Vorteile) und vermutet, dass wir mit unserem Engagement im Grunde andere Ziele verfolgen. Doch alle, die wir in unseren Einrichtungen betreuen und unter ihnen vor allem die Nichtchristen, wissen, dass das nicht stimmt und schätzen unsere Arbeit sehr.“
Um fundamentalistische Gruppen zu isolieren versuchen die Katholiken nach Aussage des Caritas-Präsidenten vor allem „die guten Beziehungen zu den Buddhisten in den verschiedenen Dörfern zu stärken und ihnen zu erklären, wie die Dinge wirklich stehen“.
Feindselige Gefühle und Proteste waren die Reaktion auf den plötzlichen Tod eines hohen Vertreters der Buddhisten, Gangodawila Soma Thero, der den buddhistischen Nationalismus unterstützte und bei einem Besuch in Russland gestorben war. Obschon die Autopsie einen natürlichen Tod (Herzinfarkt) bestätigte, spekulierte die Presse über den „geheimnisvollen Tod des Mönchs“, hinter dem eine christliche Konspiration vermutet wurde. Gangodawila Soma Thero war auch Gründer der Sasana Sevaka Sangamaya gegründet, eine buddhistische Lobby, die katholische karitative Einrichtungen als „ein teuflisches Machtinstrument zur Bekehrung singhalesischer Buddhisten zum Christentum bezeichnete“.
In einem Interview mit dem Fidesdienst erklärte Erzbischof Gomis: „Der Grund für die Gewalt ist das Vorgehen einiger protestantischer Sekten, die Bekehrungskampagnen durchführen, die von den Buddhisten nicht gerne gesehen werden. Nichtchristen unterscheiden oft nicht zwischen Protestanten und Katholiken, weshalb auch Anschläge auf katholische Kirchen verübt wurden. Doch der von den Buddhisten aufgeworfene Vorwurf der „Proselytenmacherei“ ist meiner Ansicht nach zutreffend. Wir haben versucht, mit protestantischen Religionsvertretern zu reden, doch sie wollen nicht auf uns hören. Die katholischen Gläubigen befürchten nun einen plötzlichen Ausbruch der Gewalt“.
„Der Fundamentalismus nimmt sowohl unter Buddhisten als auch unter Christen zu“ betonte der Erzbischof im Gespräch mit dem Fidesdienst weiter, „und es nicht einfach, ihn zu bremsen. Die aggressive Proselytenmacherei lässt sich nicht mit dem Dialog vereinbaren: doch wir müssen wieder zum Weg des Dialogs zurückfinden. Meine Beziehungen zu den Buddhisten waren immer ausgezeichnet, nun wurden sie durch die jüngsten Vorfälle beeinträchtigt. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese unsere Beziehungen ruinieren“
Unterdessen verurteilten alle Bischöfe des Landes in einer gemeinsamen Verlautbarung die Proselytenmacherei wobei sie jedoch betonten, jeder Einzelne müsse aus freiem Willen die Religion wechseln können. (PA) (Fidesdienst, 28/1/2004 – 56 Zeilen, 607 Worte)


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