Asien/Philippinen - „Tötet keine Unschuldigen!“: Ein Appell des Gefängniskaplans P. Robert Olaguer – „Nein“ der Kirche zur Todesstrafe

Freitag, 23 Januar 2004

Manila (Fidesdienst) – „Wir sind gegen die Todesstrafe. Die für Ende Januar geplante Vollstreckung von zwei Todesurteilen muss verschoben oder aufgehoben werden. Einer der beiden ist unschuldig und bei dem anderen gründet das Urteil nur auf Verdacht“, so P. Robert Olaguer der als Gefängnis Kaplan die Häftlinge in der Landesvollzugsanstalt in Manila betreut. In den Todeszellen befinden sich zusammen mit tausend anderen Häftlingen, die auf die Vollstreckung ihres Urteils warten Robert Lara und Roderick Licayan, die wegen der Beteiligung an einer Entführung im Jahr 1998 zum Tode verurteilt wurden. Das Urteil gegen die beiden soll am 30. Januar mit einer tödlichen Spritze vollstreckt werden: dies wäre die erste Vollstreckung von Todesurteilen nach der Aufhebung eines Moratoriums (das seit 2000 in Kraft war) durch die Staatspräsidentin Macapagal Arroyo im Dezember letzten Jahres.
Im Zusammenhang mit der geplanten Hinrichtung kam es auf den Philippinen zu einer öffentlichen Debatte. Nach Ansicht von Beobachtern hat die Präsidentin mit ihrem Beschluss dem Druck einflussreicher Lobbys nachgegeben, die die Interessen wohlhabender Geschäftsleute vertreten, die oft Opfer von Entführungen werden. Doch die Entführungen sind auf den Philippinen ein sehr häufiges Verbrechen, von dem auch arme Familien mit Angehörigen im Ausland betroffen sind.
Gegenüber dem Fidesdienst erklärt Pater Olaguer: „Die beiden Kandidaten für die Vollstreckung könnten unschuldig sein. Wir haben Beweise, Dokumente und Zeugenaussagen gesammelt, die dies bestätigen. Diese Unterlagen habe ich dem Staatsanwalt vorgelegt, der nach einer Einsichtnahme das Oberste Gericht um eine Verschiebung der Vollstreckung gebeten hat, damit neue Beweise eingebracht werden können, die die Angeklagten entlasten. Nach Ansicht des Staatsanwaltes Persida Rueda-Acosta sollte der Fall neue aufgerollt werden. Wenn solche Zweifel bestehen, kann man nicht zwei Menschen töten!“. Pater Olaguer kennt die Verurteilten aus Gesprächen in seiner Eigenschaft als Gefängniskaplan persönlich. „Sie sind verbittert und füllen sich allein gelassen, sie dürfen nicht einmal ihre Angehörigen sehen. Ich versuche sie zu ermutigen und erzähle ihnen von unserem Engagement für die Rettung ihres Lebens. Es gibt noch Hoffnung“, so Pater Olaguer gegenüber dem Fidesdienst.
Unterdessen veranstaltet auch die Coalition Against the Death Penalty, in der sich zahlreiche weltliche und kirchliche Organisationen zusammenschliessen, Gebetswachen und Kundgebungen, wobei auch sie die Hoffnung auf einen Aufschub nicht aufgibt.
Derzeit tagen im Rahmen ihrer Vollversammlung auch die philippinischen Bischöfe, von denen man sich eine offizielle Stellungnahme zur Sache Lara und Licayan erhofft. In den vergangenen Tagen hatte der Weihbischof von Manila, Socrates Villegas, anlässlich des dritten Gründungsjubiläums der Bewegung People Power II. sich erneut offiziell gegen die Todesstrafe ausgesprochen. Bereits im Dezember veröffentlichten die Bischöfe ein Dokument, in dem sie den Beschluss der Staatspräsidentin ablehnten und den Positionen der Kirche zum Schutz des Lebens Ausdruck verliehen. (PA) (Fidesdienst 23/1/2004 – 42 Zeilen, 450 Worte)


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