VATIKAN - Die Nutzung von Agrarprodukten für den „Non-Food“-Sektor führt zu einem nie da gewesenen Preisanstieg … und hat negative Auswirkungen auf die Armutssituation: Rede des Vertreters des Heiligen Stuhls bei der FAO-Regionalkonferenz für Lateinamerika und die Karibik

Freitag, 25 April 2008

Vatikanstadt (Fidesdienst) - „Mit seiner Anwesenheit möchte der Heilige Stuhl seine Wertschätzung für die Tätigkeit der FAO zum Ausdruck bringen, die diese in Zusammenarbeit mit verschiedenen Regierungen in Kampf gegen Hunger und Unterernährung ausübt, indem er im wesentlichen unter den ihm eigenen ethischen Gesichtspunkten jene politischen und sozialen Entscheidungen unterstützt, die auf konkrete und konsequente Art den heutigen Erfordernissen entsprechen“, so der Ständige Beobachter beim Heiligen Stuhl, Mgr. Renato Volante, in seiner Ansprache bei der 30. Sitzung der Regionalkonferenz der FAO für Lateinamerika und der Karibik, die in Brasilia vom 14. bis 18. April tagte. „Es ist klar, dass der Mangel an angemessener Ernährung nicht nur die Entwicklung der Persönlichkeit von Frauen und Männern behindert, sondern auch eine offensichtliche Verweigerung ihrer Rechte darstellt, angefangen beim grundlegenden Recht auf Leben, für das Ernährung eine unverzichtbare Komponente ist.“
„Diese Konferenz“, so der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls weiter, „zeigt eine weiteres Mal, dass die Hauptanstrengung darin liegt, die Energie und die Daten, die die Technik, die Technologie und die moderne wissenschaftliche Forschung für die Umsetzung bei der landwirtschaftlichen Tätigkeit und damit bei der Lebensmittelproduktion zur Verfügung stellen, in eine effektiv menschliche Dimension zu verwandeln. Das Engagement besteht deshalb darin, sich mit jenen Strategien auseinanderzusetzen, die auf weltweiter Ebene zur Bekämpfung der Armut erarbeitet werden“.
Mit Bezug auf das Hauptthema auf der Tagesordnung, nämlich die Verbesserung der Lebensmittelsicherheit, betonte Mgr. Volante, dass „dies für viele Länder der Region bedeutet, nicht nur die Schwierigkeiten bei der Agrarproduktion, die durch Umweltfaktoren oder territoriale Probleme verursacht werden, in Betracht zu ziehen, sondern auch jene, die aus besonders ungünstigen Handelspraktiken entstehen… In vielen Ländern hängt die Volkswirtschaft fast ausschließlich vom Export einer beschränkten Anzahl von typischen Produkten ab, und andererseits die Lebensmittelsicherheit wiederum von der Einfuhr vieler Nahrungsmittel.“
Das Niveau der Lebensmittelsicherheit, das vor allem in der Karibik Anlass zu Sorge sei, werde von einer Reihe von Faktoren bestimmt, deren Ursprung und Endpunk die beschränkte wirtschaftliche Grundlage und die eingeschränkten Arbeitsmöglichkeit seien. „In einem solchen Kontext“, so Mgr. Volante weiter, „ist auch die Zunahme der Nutzung von Agrarprodukten im „Non-Food“-Bereich zu berücksichtigen, die für andere Zwecke, darunter die Herstellung von Biotreibstoffen, eingesetzt werden. Diese Tendenz ist zwar eine Möglichkeit zum Schutz der Umwelt und der biologischen Vielfalt, die in ihr besteht, sie wird jedoch heute auch als Hauptgrund für den im Vergleich zum vergangenen Jahrzehnt nie da gewesenen Preisanstieg bezeichnet, und als Grund für einen Wandel bei der Nutzung des Ackerlands hin zu einer Intensivbewirtschaftung, die den Boden verarmen lässt. Dies alles hat weltweite Folgen, die zwar für die Landwirte von Vorteil sind, jedoch negative Folgen für die Armutssituation in den von Lebensmittelimporten abhängigen Ländern und für den Erhalt des Ackerbodens mit sich bringen.“
Der Ständige Beobachter beim Heiligen Stuhle erinnerte auch an die Pflicht der Staaten, sich dafür einzusetzen, dass die Verwirklichung des Rechts auf Nahrung geschützt wird, „weshalb die Reduzierung der Menge der Landwirtschaftsprodukte nicht denkbar ist, die auf den Lebensmittelmarkt gebracht werden oder die als Reserven für mögliche Notsituationen vorgesehen sind, zugunsten von anderen Zwecken die zwar akzeptierbar sind, jedoch nicht ein grundlegendes Recht erfüllen, wie das Recht auf Ernährung“.
Offen bleibe auch die Frage der Agrarreform: „Jede Agrarreform“, so der Vertreter des Heiligen Stuhls, „muss auf kleine Bauern und Indiogemeinden Rücksicht nehmen und ihre Traditionen berücksichtigen, die oft weit von der institutionellen Dimension entfernt sind und von den Vorteilen neuer Produktionskriterien oder Konsummodelle, die es in den städtischen Gebieten gibt und die nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe betreffen. Es geht um ein wichtiges Ziel, dem die Kirche ein großes Augenmerk widmet“. (SL) (Fidesdienst, 25/04/2008 - 54 Zeilen, 622 Worte)


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