ASIEN/INDIEN - FALSCHE PROPAGANDA UND GEWALT GEGEN CHRISTLICHE PERSONEN UND EINRICHTUNGEN IM GANZEN LAND – OFT ALS „UNFÄLLE“ GETARNT HANDELT ES SICH MEIST UM ORGANISIERTES VORGEHEN VON EXTREMISTEN

Freitag, 9 Januar 2004

New Delhi (Fidesdienst) – Während sich die indischen Bischöfe in Trichur im indischen Unionsstaat Kerala mit dem Thema „Kirche und Medien“ befassen und in diesem Zusammenhang auch auf falsche Propaganda gegen die Kirche und eine dementsprechende Beeinflussung der öffentlichen Meinung hingewiesen haben, kam es erneut zu Episoden, die unter Beweis stellen, wie begründet die Befürchtungen der katholischen Kirchenvertreter und christlicher Laienverbände sind.
Der Global Council of Indian Christians zeigte sich zutiefst bestürzt über eine Stellungnahme von Madan Dilaver, Minister im indischen Unionsstaat Rajasthan und Mitglied der Baratiya Janata Party, der eine mögliche bevorstehende Schließung christlicher Waisenhäuser und Sozialeinrichtungen androhte. Der Minister hatte die umgehende Schließung von katholischen Einrichtungen gefordert, drunter auch Waisenhäuser, in denen rund 6.000 Kinder betreut werden, sowie Obdachlosenheime, Krankenhäuser und Leprastationen. Seine Forderung begründete er unter anderem damit, dass diese Einrichtungen antistaatliche Aktivitäten und Geschäfte mit Spenderorganen betreiben sollen.
Die All India Catholic Union (AICU) forderte den indischen Premierminister Atal Behari Vajpayee unterdessen auf, Maßnahmen zur Bekämpfung der religiösen Intoleranz zu ergreifen, die in verschiedenen Teilen Indiens und insbesondere in den Staaten Bihar, Assam und Maharashtra zunimmt. Nach Angaben der AICU soll es weitere Episoden körperlicher Gewalt und Drohungen gegen Christen gegeben haben. Ebenso komme es zu religiöser Intoleranz im Vorfeld von Wahlen, wie zum Beispiel in Madhya Pradesh und Rajasthan.
Auch im indischen Unionsstaat Orissa zeigten sich die Christen alarmiert, wie Bischof Lucas Kerketta von Sambalpur im Zusammenhang mit Übergriffen auf Christen und kirchliches Personal sowie auf heilige Stätten erklärte. Nach Angaben der Ortskirche werden solche Episoden oft als „Unfälle“ getarnt, wobei es sich jedoch in Wirklichkeit um ein organisiertes Vorgehen extremistischer Gruppen handelt, die die nationalistische Hindutva-Ideologie vertreten (nach dem Motto „ein Land, eine Kultur, eine Religion“).
Angesichts dieser besorgniserregenden Situation baten die Bischöfe bereits um ein Eingreifen der christlichen Abgeordneten des indischen Parlaments. Bei einem jüngsten Treffen hatte Erzbischof Vincent Concessao von Delhi hatte gegenüber den christlichen Abgeordneten auf die gegenwärtigen Schwierigkeiten hingewiesen und dabei auch die zunehmende antichristliche Haltung im Vorfeld der Wahlen in fünf indischen Unionsstaaten erwähnt. Bei den Gesprächen wurde unter anderem die Schaffung einer zentralen Koordinierungsstelle für die verschiedenen kirchlichen Schulen, Internate und Forschungseinrichtungen der Kirche in Indien in Erwägung gezogen. Katholische Einrichtungen, die sich oft auch in ländlichen Gebieten befinden, bieten vor allem auch armen Bevölkerungsteilen die Möglichkeit des kostenlosen Unterrichtsbesuchs an. (PA) (Fidesdienst, 9/1/2004 – 41 Zeilen, 408 Worte)


Teilen: