AMERIKA/GUATEMALA - „Die Kirche versucht konkrete auf die Erfordernisse der Menschen einzugehen: sie hilft Bauern, unterstützt die Förderung der Frau und engagiert sich für Bildung“: Interview mit dem Apostolischen Vikar von El Peten

Dienstag, 11 März 2008

Rom (Fidesdienst) - P. Ottavio Sassu OP ist Provikar des Apostolischen Vikariats von El Peten, das der Kongregation für die Evangelisierung der Völker untersteht. Anlässlich des Ad-limina-Besuchs der Bischöfe Guatemalas im Vatikan (vgl. Fidesdienst vom 7. März 2008) erläutert er im Gespräch mit dem Fidesdienst die Tätigkeit der Kirche in seinem Vikariat sowohl im gesellschaftlichen als auch im kirchlichen Aufgabenbereich.
Das Vikariat El Peten umfasst etwa ein Drittel des Staatsgebiets von Guatemala. Bis vor 40 Jahren gehörte El Peten zu den vergessenen Regionen des Landes. Es galt vor allem als grüne Lunge Lateinamerikas. In den vergangenen 20-30 Jahren fand in der Region ein großes Wachstum statt, insbesondere seit viele arme Bauern auf der Suche nach Landbesitz sich hier ansiedelten. Dies ging jedoch nicht ohne Schäden für die Umwelt, die vor allem durch die Waldrodungen und den Schwarzhandel mit Edelhölzern verursacht wurden. Wie P. Sassu betont gehört auch der Drogenhandel zu den Hauptproblemen des Vikariats. Als weitere Herausforderung nennt er die Landbesitzfrage. Infolge von Straflosigkeit, Korruption breiten sich zudem Gewalt und organisiertem Verbrechen mehr und mehr in der Region aus.
„Als Apostolisches Vikariat versuchen wir konkret auf diese Probleme einzugehen“, so P. Sassu. „Wir sind vor allem auch im sozialen Bereich tätig. Zu den Prioritäten unseres Pastoralprogramms gehört vor allem „die Anregung zum hoffnungsvollen Engagement für das Leben in den verschiedenen kritischen Bereichen“. Ein Beispiel dafür ist die Grundbesitzfrage, für die wir uns auf zwei Ebenen einsetzen: auf der einen Seite versuchen wir den Menschen eine gewisse Sicherheit auf juridischer Ebene zu geben und dafür haben wir ein Büro für Rechtsberatung eingerichtet. Auf der anderen Seite unterstützen wir das Grundbuchprojekt auf nationaler Ebene. Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich ist die Förderung der Landwirtschaft. Es hilft nichts wenn wir den Menschen zu Besitz verhelfen und sie dann nicht das nötige Wissen und die nötigen Geräte besitzen und sich mit nachhaltigem Anbau nicht auskennen.“
„Zudem engagieren wir uns auch für den Schutz der Rechte der Frau“, so Pater Sassu weiter, „sowohl in El Peten als auch in ganz Guatemala ist eine maschilistische Mentalität noch weit verbreitet. Deshalb begleiten wir die Frauen, wenn es darum geht, sich der eigenen Würde und der eigenen Rechte bewusst zu werden. Damit sollen sie selbst maßgeblich zur eigenen Entwicklung beitragen“.
„Ein weiteres Aufgabenfeld ist die Bildung im Allgemeinden und die Vermittlung von Wissen im Gesundheitsbereich“, erklärt der Apostolische Provikar, „hier ist der Staat völlig abwesend. Was das Gesundheitswesen anbelangt, so gibt es zahlreiche Programme in unseren Gemeinden. Damit möchten wir den Erfordernissen in unserem Vikariat konkret entsprechen.“
„Unsere Kirche ist sehr lebendig und engagiert“, betont P. Sassu, „Ein Problem ist dabei die große Ausdehnung und die im Vergleich dazu geringe Anzahl von Pastoralarbeitern. Gegenwärtig gibt es bei uns 22 Priester, davon 6 Einheimische. Wir zählen bei unserer Arbeit auch auf die Mithilfe der Ordensschwestern. Wie im ganzen Land ist auch die Tätigkeit der Katechisten sehr wichtig, die sozusagen das Rückgrat unserer Diözesen bilden. Wir setzen uns als Kirche auch für die Inkulturation des Glaubens ein. Dies gilt insbesondere für die Indio-Gemeinden. Die Hälfte unserer Einwohner gehört dem Volk der Kekchi an. Durch die Zusammenarbeit zwischen Priestern, Ordensleuten und Laien versuchen wir vor allem im Zeichen der Gemeinschaft, der Teilhabe und der Mitverantwortung tätig zu sein.“ (RG) (Fidesdienst, 11/03/2008 - 46 Zeilen, 567 Worte)


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