ASIEN/TÜRKEI - NACHBARSCHAFTLICHE BEZIEHUNGEN ZU ANDEREN RELIGIONSGEMEINSCHAFTEN, SOLIDARITÄT UND DIALOG KENNZEICHNEN DAS CHRISTLICHE WEIHNACHTSFEST IN DER TÜRKEI

Freitag, 19 Dezember 2003

Istanbul (Fidesdienst) – „In diesem Jahr spüren wir vor Weihnachten noch mehr als in den anderen Jahren das Klima der nachbarschaftlichen Beziehungen zu Juden und Muslimen und die Solidarität unter den verschiedenen religiösen Gemeinschaften: Grund dafür sind die jüngsten Attentate in Istanbul“, so der Sprecher der Türkischen Bischofskonferenz, Pater George Marovich, im Gespräch mit dem Fidesdienst.
Über die Atmosphäre in der Vorweihnachtszeit in Istanbul sagt Pater George: „Weihnachten ist auf dem türkischen Kalender ein normaler Arbeitstag, doch das Fest wird von allen respektiert. An manchen Orten sieht man auch Weihnachtsdekorationen, doch es handelt sich vor allem um ein Fest, das die Christen in den Familien, im Gebet und durch Solidarität feiern. Die Caritaszentralen und die verschiedenen Pfarrgemeinden bereiten Hilfsmittel für die ärmsten Familien vor und wollen damit die Liebe des auf die Erde gekommenen Christus konkret zeigen. Viele muslimische Gläubige, die sich von den Weihnachtsliedern angezogen fühlen, die sie im Fernsehen hören, kommen zahlreich zu unseren liturgischen Feiern.“
Weiter im Osten an der Grenze zu Syrien, in Antiochia, hat das Weihnachtsfest vor allem ökumenischen Charakter. P. Domenico Bertogli, ein in Antiochia tätiger Kapuzinermönch, erklärt im Gespräch mit dem Fidesdienst, dass „die Katholiken an Heiligabend eine Messe in der so genannten ‚Grotte des hl. Petrus’ feiern wird, eine Art Höhle in den Bergen über Antiochia, die als erste christliche Kirche in der Region bekannt ist. Danach werden sie an einer Feier in der Kirche des griechisch-orthodoxen Patriarchats teilnehmen. Die Atmosphäre ist entspannt und man hat keine Angst vor dem Fundamentalismus. Die Familien feiern Weihnachten im engen Kreis“.
Pater Bertogli berichtet auch, dass Vertreter der zivilen Behörden den Christen traditionsgemäße einen Besuch abstatten und ihre Glückwünsche zum Weihnachtsfest übermitteln: „Eine Geste, die das herzliche Verhältnis unter Beweis stellt“, so Pater Bertogli.
„Außerdem“, so der Kapuzinermönch weiter, „veranstalten wir in Zusammenarbeit mit der Caritas eine Wohltätigkeits-Tombola, während unsere Pastoralarbeiter den ärmeren Familien Lebensmittel und Kleider bringen.“
Weihnachten ist in Antiochia auch Anlass zur Evangelisierung: eine von der Mission veröffentlichte Schrift beschreibt die Geschichte und die großen Persönlichkeiten, die in der Stadt gelebt haben (wie zum Beispiel der hl. Ignatius). Die Veröffentlichung wird sowohl als Druck Ausgabe als auch auf CD-Rom erhältlich sein und soll vor allem an Pilger verteilt werden.
Antiochia ist die Wiege der ersten christlichen Gemeinden, von denen die Apostelgeschichte erzählt. An diesem Ort wurden die Jünger Jesu erstmals als „Christen“ bezeichnet.
(PA) (Fidesdienst, 19/12/2003 – 38 Zeilen, 406 Worte)


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