AMERIKA/GUATEMALA - Interview mit dem Weihbischof von Guatemala City: Familie, Option für die Armen, Sekten, Jugendliche, christliche Bildung gehören zu den größten Herausforderungen, denen die Kirche gegenübersteht

Freitag, 7 März 2008

Rom (Fidesdienst) - Der Weihbischof von Guatemala City, Raul Martinez Parades, hält sich derzeit zum Ad-limina-Besuch der Bischofe von Guatemala in Rom auf. In einem Interview mit dem Fidesdienst spricht er über die wichtigsten Herausforderungen und Problemen, mit denen die Kirche des Landes konfrontiert wird und über die missionarische Lebendigkeit in seiner Erzdiözese.

Welchen großen Herausforderungen steht die Kirche in Guatemala heute gegenüber?
Zu den größten Herausforderungen gehört weiterhin die Option für die Armen, denn es gibt viele Menschen mit wenig Geld in unserem Land, und dies erfordert eine Antwort und eine besondere Verbundenheit vor allem seitens der Kirche. Eine weitere große Herausforderung, mit der die Bischöfe sich konfrontiert sehen, sind die Sekten: viele sind sehr aggressiv, vor allem an bestimmten Orden und dies ist eines der größten Probleme, das wir in unserem Land derzeit haben.
Auf pastoraler Ebene gehört auch die Familie zu unseren Schwerpunkten. In der Tat haben wir bereits erste Schwierigkeiten, die aus der Bildungspolitik der Regierung resultieren. Es handelt sich um eine aggressive Bildungspolitik zu gewissen Themen, wie zum Beispiel zur reproduktiven Gesundheit. Außerdem wird oft das Rechte der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder nicht berücksichtigt. Dies ist zum Beispiel eine große Herausforderung und wir überlegen uns, wie wir darauf reagieren können.

Und wie steht es um die Jugendlichen?
In Guatemala gibt es viele junge Menschen uns sie sind ein wahrer Reichtum, doch dies bringt auch Verantwortung mit sich und es ist deshalb ein angemessenes Augenmerk der Bischöfe erforderlich. Guatemala ist ein junges Land und rund 65% der Einwohner sind jünger als 18 Jahre alt. Das BEvölkerungswachstum ist groß, obschon in den vergangenen Jahren eine Politik der Geburtenkontrolle und die Förderung der Verhütung zunehmend eine Gefahr darstellen.
In Guatemala gibt es auch viele BErufungen und in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Priester- und Ordensberufe sogar noch gewachsen. Doch wir müssen dabei darauf Acht geben, dass diese Berufungen die richtige Orientierung bekommen, damit sie auch andauern.
Eine weitere große Herausforderung ist die christliche Glaubensbildung. An einigen Orten ist dies ein Problem, denn wir haben nicht genügend Pastoralarbeiter und können nicht alle Orte erreichen. Doch es gibt viele Katechisten, die uns in den Pfarreien im ganzen Land zur Seite stehen und die ist für uns eine kostbare Hilfe.

Wie groß ist die missionarische Lebendigkeit der Kirche in Guatemala? Wie bereitet man sich auf den CAM 3 und die große Kontinentalmission vor?
Zuallererst muss gesagt wirden, dass der CAM 2 in Guatemala zu einem Wiedererwachen des Missionsbewusstseins im ganzen Land und in allen Pfarreien geführt hat. Seither sind in vielen diözesen Jugend- und Kindermissionsgruppen entstanden, die sehr lebendig und präsent sind. Die Zahl der Mitglieder dieser Kinder- und Jugendgruppen wächst und sie fühlen sich mitverantwortlich für das Leben der Kirche. Viele Kinder und Jugendliche möchten sogar missionarische Erfahrungen in benachbarten Diözesen oder Pfarrgemeinden machen. Dieses Erbe hat uns der CAM 2 hinterlassen: ein großes missionarisches Interesse und das Gefühl der Verantwortlichkeit für Menschen in der Nähe und in der Ferne. Vielleicht ist es uns Bischöfen nicht immer gelungen, die Menschen zu motivieren, doch der Wunsch der Jugendlichen ist ganz offensichtlich und regt die Bischöfe zu weiteren Initiativen an.
Die Bischöfe Guatemalas bemühen sich auch um die Umsetzung der Inhalte des Dokuments von Aprarecida und der Großen Kontinentalen Mission. Wir versuchen die Kontinentalmission in allen Diözesen konkret und im Detail bekannt zu machen: sie ruft uns auf, vor allem Missionare und Jünger Christi zu sein. (RG) (Fidesdienst, 07/03/2008 - 54 Zeilen, 549 Worte)


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