AFRIKA/MADAGASKAR - DIE VERURTEILUNG DES EHEMALIGEN PRÄSIDENTEN BESTÄTIGT DIEJENIGEN, DIE GERECHTIGKEIT FÜR DIE VERGANGENHEIT FORDERN. DIE NATIONALE AUSSÖHNUNG BLEIBT WEITERHIN PROBLEMATISCH

Freitag, 19 Dezember 2003

Antananarivo (Fidesdienst) – „Dieses Urteil bestätigt diejenigen, die Gerechtigkeit für die Verbrechen der Vergangenheit fordern“, so Pater Cosimo Alvati, Leiter von Radio Don Bosco in Madagaskar, gegenüber dem Fidesdienst in einem Kommentar zum Urteile gegen den ehemaligen Präsidenten des Landes, Didier Ratsiraka, der sich derzeit in Frankreich im Exil aufhält. Ratsiraka wurde zu nun zu fünf Jahren Haft verurteilt, nachdem bereits im August dieses Jahres zu 10 Jahren Zwangsarbeit wegen Veruntreuung verurteilt worden war. Das jüngste Urteil bezieht sich auf die Unterstützung der Proklamation Unabhängigkeit von sechs Provinzen der Insel während der Auseinandersetzungen zwischen Ratsiraka und dem heutigen Präsidenten Marc Ravalomanana im Anfang des Jahres 2002. Ravalomanana der damals Bürgermeister von Antananarivo war, vertrat die Überzeugung, er habe die Präsidentenwahlen mit absoluter Mehrheit gewonnen (50% plus eine Stimme), weshalb keine neue Wahlrunde notwendig war, und beschuldigte den scheidenden Präsidenten des Wahlbetrugs. Nach offiziellen Angaben sollten 46,21% der Stimmen an Ravalomanana und 40,89% an Ratsiraka gegangen sein. Es folgten zahlreiche Unruhen, bei denen 6 Provinzen die Unabhängigkeit proklamierten und ihre Treue zum ehemaligen Präsidenten bekräftigten, der sich unterdessen nach Taomasina zurückgezogen hatte, seine persönliche Hochburg. Die Auseinandersetzungen wurden im Sommer 2002 mit der Bestätigung des Wahlsiegs von Ravalomanana beigelegt.
„Was die Abrechnung mit der Vergangenheit und den Blick in die Zukunft anbelangt, ist das Land gespalten“, so Pater Cosimo. „Auf der einen Seite fordern die Anhänger des ehemaligen Präsidenten eine Amnestie für Ratsiraka und seine Mitarbeiter und berufen sich dabei auf einen einheimische Gepflogenheit, das so genannte Fiavanan, in dessen Rahmen man versucht, Streitigkeiten durch eine für alle bequeme Lösung beizulegen. Wer diesen Weg befürwortet, hält ihn für die einzige Möglichkeit zur Versöhnung und Ausgangspunkt für einen dauerhaften Frieden auf der Insel“.
„Auf der anderen Seite“, so Pater Cosimo weiter, „erklären die Anhänger Ravalomananas, man wünsche zwar den sozialen Frieden, aber nicht auf Kosten der Justiz. Deshalb müssten die Verfahren ihren Lauf nehmen und die ausgesprochenen Urteile auch vollstreckt werden“.
„Auf diese Weise ist eine gewisse Spannung im Land entstanden, nicht zuletzt auch, weil die Anhänger Ratsirakas auch ethnische Konflikte schüren“, erklärt Pater Cosimo. „Ein ehemaliger Verbündeter Ravalomananas, der heutige Bürgermeister von Fianarantsoa, Pety Rakotoniaina, kündigte an, man werde die Mitglieder des Betsileo-Volks zu einem Marsch auf Antananarivo auffordern, wo die Freilassung des ehemaligen Premierminister Ratsirakas, Tantely Andrianarivo, gefordert werden soll, der sich seit einem Jahr in Haft befindet. Rakotoniana beschuldigt die Volksgruppe der Imerina, der auch der gegenwärtige Präsident angehört, man verfolge die Betsileo, zu denen auch Ratsiraka und der ehemalige Premierminister gehören.“ (LM) (Fidesdienst, 19/12/2003 – 41 Zeilen, 434 Worte)


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