AFRIKA/ÄTHIOPIEN - NACH DEN JÜNGSTEN AUSEINANDERSETZUNGEN HERRSCHT WIEDER RUHE IN GAMBELLA. MINDESTENS 200 MENSCHEN HABEN IN DER MISSION DER SALESIANER ZUFLUCHT GESUCHT, HUNDERTE RISKIEREN DEN HUNGERTOD

Mittwoch, 17 Dezember 2003

Addis Abeba (Fidesdienst) – In der Region Gambella im Südwesten Äthiopiens herrscht nach den Stammeskonflikten der vergangenen Woche (vgl. Fidesdienst vom 16. Dezember 2003) nun wieder Ruhe. Wie einheimische Beobachter gegenüber dem Fidesdienst berichten, „haben die von der Regierung entsandten Einheiten die Ordnung wieder hergestellt und kontrollieren nun die Straßen, um weiteren Unruhen vorzubeugen“.
Nach Angaben des UN-Flüchtlingshochkommissariats sollen bei den jüngsten Auseinandersetzungen 30 Menschen getötet worden sein. Die UN-Einrichtung hat ihr Personal zum Teil aus der Region zurückgezogen.
„Mindestens 200 Menschen haben in der Mission der Salesianerpatres Zuflucht gesucht“, so die Fidesquellen. „Doch dies ist nur ein Teil der Menschen, die infolge der Auseinandersetzungen ihre Wohnung verloren haben. Den Menschen, die sich in Schwierigkeiten befinden, werden Lebensmittelhilfen zur Verfügung gestellt. Viele haben zusammen mit ihrer Wohnung auch die Lebensmittelvorräte verloren. Die Erntezeit war gerade zu Ende und nun wurden die Getreidespeicher geplündert. Hunderte Menschen, wenn nicht sogar Tausende haben seit vier oder fünf Tagen nichts zu essen, sie sind ernsthaft vom Hungertod bedroht.“
Die Unruhen sollen infolge eines Streits um das Weideland zwischen den Mitgliedern des Anouak-Volkes und den Bewohnern der regionalen Hochebene ausgebrochen sein. Der äthiopische Minister für regionale Angelegenheiten erklärte jedoch, es handele sich um Destabilisierungsmanöver ausländischer Kräfte. Wie die französische Nachrichtenagentur Agence France Press berichtet, soll der Minister in diesem Zusammenhang verschiedene separatistische Bewegungen (Oromo Befeiungsfront OLF, Eritreische Befreiungsfront EPLF, Al-Itihad) genannt haben.
In ganz Äthiopien leben in den verschiedenen Landesteilen über 25 Millionen Oromo Seit vielen Jahren fordert die OLF Autonomie für ihre Herkunftsregion Oromia. Die Eitreische Befreiungsfront (EPLF) regiert derzeit das seit 1993 unabhängige Eritrea, für dessen Unabhängigkeit sie jahrzehntelang gekämpft hatte. Vor kurzem war es erneut zu Spannungen zwischen Äthiopien und Eritrea gekommen, nachdem Verhandlungen über die Kontrolle über die Stadt Badme gescheitert waren. Dieses Dorf war auch der „casus belli“ für den blutigen Krieg, den die beiden Länder in den Jahren von 1998 bis 2000 gegeneinander geführt hatten.
Al-Itihad Al-Islamia ist eine somalische Extremistenbewegung, die Verbindungen zu Al-Qaida unterhalten soll.
(LM) (Fidesdienst, 17/12/2003 – 38 Zeilen, 357 Worte)


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