VATIKAN - EMMANUEL KARIM DELLY, DER NEUE CHALDÄISCHE PATRIARCH SPRICHT MIT DEM FIDESDIENST ÜBER SEIN PROGRAMM: „ANGESICHTS DER SCHWIERIGEN LAGE IM IRAK FORDERN WIR FRIEDEN UND SICHERHEIT. MEIN PROGRAMM BESTEHT VOR ALLEM DARIN, DER GANZEN WELT DIE BOTSCHAFT DER HOFFNUNG DES EVANGELIUMS ZU VERKÜNDEN“

Donnerstag, 4 Dezember 2003

Vatikanstadt (Fidesdienst) – “Mein Programm besteht vor allem darin, vor der ganzen Welt von Christus Zeugnis abzulegen und der Welt die Botschaft der Hoffnung des Evangeliums zu verkünden“, so beschreibt der 76jährige neue chaldäische Patriarch Emmanuel Karim Delly im Gespräch mit dem Fidesdienst die Richtlinien für sein neues Amt. „Deshalb bitte ich alle um ihr Gebet, damit der Herr durch die Fürsprache Marias, mich auf diesem Weg begleiten möge“, so Bischof Delly.
Zur gegenwärtigen Situation im Irak erklärt das Oberhaupt der chaldäischen Gläubigen, dessen Amtssitz sich in Bagdad befident: „Ich mache mir Sorgen um alle Iraker. Seit 1500 Jahren leben wir Christen im Irak friedlich mit unseren muslimischen Brüdern zusammen. Heute leben wir alle unter schwierigen Bedingungen und wünschen uns Frieden und Ruhe. Deshalb müssen die Sicherheitsbedingungen umgehend wieder hergestellt werden, den sie sind Voraussetzung für die Rückkehr zu einem normalen Leben“.
„Die Gewalt, die im Irak zu Blutvergießen führt“, so Bischof Delly weiter, „muss ausdrücklich verurteilt werden. Was derzeit geschieht ist gegen alle religiösen und menschlichen Prinzipien“, so der Patriarch, „Ich möchte Italien erneut mein Beileid für den Verlust der vielen Soldaten, die in Nassirija sterben mussten, mein Beileid aussprechen. Ich bete zum Herrn, dass er ihnen das ewige Leben und ihren Angehörigen Beistand schenken möge“.
Bischof Delly wurde am gestrigen 3. Dezember vom Synod der chaldäischen Bischöfe, der vom 1. bis 3. Dezember im Vatikan tagte, in das Amt des Patriarchen gewählt. An der Wahl nahmen insgesamt 22 Bischöfe teil, die zum Teil aus dem Irak, aber auch aus anderen Teilen der Welt kommen, in denen es chaldäsiche Gemeinden gibt, wie zum Beispiel im Nahen Osten, den Vereinigten Staaten, Europa und Australien.
Der Prokurator der chaldäischen Kriche beim Heiligen Stuhl, PhilipNajim, erklärte zur Wahl des neuen Patriarchen im Gespräch mit dem Fidesdienst: „Er ist ein Mann mit viel Erfahrung, die er im Laufe seiner 40jährigen Pastoraltätigkeit in Bagdad sammeln konnte. Bischof Delly wurde mit großer Mehrheit gewählt. Die Bischöfe sind sehr zufrieden: sie halten ihn für den richtigen Mann, der die chaldäische Kirche in der gegenwärtigen schwierigen Zeit im Irak in eine bessere Zukunft führen kann.“
Der neugewählte Patriarch war bisher emeritierter Weibischof des Patrairchats mit Sitz in Bagdad und folgt in seinem Amt Mar Raphaeil Bidawid I. Nach, der am 7. Juli dieses Jahres nach langer Krankheit im Libanon gestorben war.
Bischof Emmanule Karim Delly wurde am 6. Oktober 1927 ind Telkaif im Nordirak geboren. Am 21. Dezember 1952 wurde er zum Priester geweiht und am 7. Dezember 1962 wurde er im Alter von nur 35 Jahren zum Weihbischof des Patriarchats ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 19. April 1963. Damit war er Weihbischof der Patriarchen Paul II. Chierkho (1958-1989) und Raphael I. Bidawid (1989-2003).
Nach jahrzehntelanger Pastoralarbeit in Bagdad trat er am 24. Oktober 2002 im Alter von 75 Jahren von seinem Amt zurück und war seither als emeritierter Weihbischof weiterhin vor allem während der schwierigen Momente des Krieges im Dienst der irkaischen Bevölkerung tätig.
Im Irak leben insgesamt rund 800.000 Christen (etwa 3% der Gesamtbevölkerung), die sich aus chaldäischen Gläubigen und Orthodoxen zusammensetzen. Dabei handelt es sich bei über 70%, d.h. etwal 500.000-600.000 Gläubigen um Chaldäer. Die größte chaldäische Glaubensgemeinschaft gibt es in Bagdad mit über 350.000 Gläubigen.
Die chaldäsiche Kirche widmet sich vor allem der Katechese, dem Bildungswesen und der Betreuung amrer Familien, darunter Christen und Muslime. In der chaldäischen Liturgie wird offiziell Aramäisch benutzt, doch da die chaldäsichen Gläubigen fließend Arabisch sprechen wird der Gottesdienst meist zweisprachig gestaltet. Im Jahr 2000 wurde in Rom eine Prokur der Chaldäischen Kirche beim Heiligen Stuhl eingerichtet. Auf der ganzen Welt leben insgesamt rund eine Million chaldäische Christen. (PA) (Fidesdienst, 4/12/2003 – 57 Zeilen, 644 Worte)


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