AFRIKA/DSCHIBUTI - „Der Frieden in Somalia ist möglich, denn wenn wir diese Hoffnung aufgeben, dann ergeben wir uns dem Reich des Todes“, so der Bischof von Dschibuti anlässlich des Ad limina-Besuchs im Gespräch mit dem Fidesdienst

Freitag, 18 Januar 2008

Rom (Fidesdienst) - „Es handelt sich um eine politische Frage, die die Beziehungen zwischen zwei Staaten anbelangt“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu und Bischof von Dschibuti Giorgio Bertin zur Inhaftierung des Vikars seiner Diözese, Don Sandro De Pretis, der sich seit dem vergangenen 28. Oktober im Gefängnis befindet (vgl. Fidesdienst vom 14. Dezember 2007). Bischof Bertin hält sich anlässlich seines Ad-limina-Besuchs in Rom auf und betonte im Gespräch mit dem Fidesdienst die dringende Notwendigkeit der Friedensarbeit in Somalia.

Exzellenz, wie schätzen Sie die Angelegenheit der Festnahme von Don Sandri ein?
Es handelt sich um ein politisches Problem. Ich habe den Eindruck, dass es um Probleme zwischen der Regierung in Dschibuti und der französischen Regierung geht. Don Sandro wurde in eine komplizierte Angelegenheit verwickelt. Ich glaube jedoch, dass es nicht rechtmäßig ist, wenn man Unschuldige in eine solche Situation bringt, denn es handelt sich um Probleme, bei denen Gelassenheit und Aufrichtigkeit gefordert ist, ohne dass man Unschuldige damit in Verbindung bringt.

Welche Folgen hat die Festnahme des Vikars für das Leben der Diözese Dschibuti?
Die Kirche in Dschibuti besteht aus mir, Don Sandro und aus einem anderen Priester. Ich habe an die Kirchen in Frankreich, Belgien und der französischen Schweiz appelliert und auch die Kongregation für die Evangelisierung der Völker um die „vorübergehende“ Entsendung für etwa zwei oder drei Monate von mindestens zwei Priestern gebeten, in der Hoffnung, dass sich die Situation bessert und es zukünftig einen Priester geben wird, der hier bleiben kann. In Dschibuti brauchen wir nicht viele Priester: ich sage immer, dass es reicht, wenn wir zu viert sind. Von einem Priester, der nur vorübergehend bei uns ist, verlange ich nicht, dass er zur Inkulturation fähig ist, wie ich dies im Fall eines Priesters tun würde, der längere Zeit im Land bleibt. Ich haben in letzter Zeit öfter an die Schaffung einer Art „Priester ohne Grenzen“ oder „Missionare ohne Grenzen“ gedacht, denn ich habe den Eindruck, dass es Situationen wie bei uns auch in anderen Diözesen in anderen Teilen der Welt gibt. Wir brauchen eine gewisse Mobilität, wenn es um Notsituationen geht, denn dann wäre es notwendig, dass Priester ein paar Monate lang, höchstens drei, in eine andere Diözese gehen und dort aushelfen, wo es plötzlich keinen Priester mehr gibt. Ich bin mir jedoch bewusst, dass so etwas gut durchdacht sein will.

Sie sind auch Apostolischer Administrator von Mogadischu. Gibt es noch Hoffnung auf Frieden in Somalia?
In einem Artikel, den ich vor kurzem für eine Wochenzeitung der Diözese Troyes geschrieben habe, mit der wir ausgezeichnete Beziehungen unterhalten, stelle ich genau diese Frage: Sollen wir in Somalia noch Friedensarbeit leisten? Insgesamt 14 internationale Friedenskonferenzen für Somalia sind gescheitert. Sollen wir Somalia angesichts dieses Scheiterns nicht sich selbst überlassen? Meine Antwort lautet: Nein! Denn wir müssen uns weiterhin um Frieden bemühen, sehen, was zum Scheitern der 14 bisherigen Konferenzen geführt hat und wir dürfen die Hoffnung auf die Rückkehr des Friedens nicht aufgeben. Der Frieden ist möglich, denn wenn wir diese Hoffnung aufgeben, dann ergeben wir uns dem Reich des Todes. Deshalb müssen wir alle unsere Ärmel hochkrempeln und versuchen, den Frieden nach Somalia zurückzubringen. Es haben sich bei mir auch somalische Oppositions-Gruppen aus Asmara (Eritrea) bedankt, die mir geschrieben haben: „Wir haben gesehen, dass Papst Benedikt XVI. im vergangenen Monat dreimal über Somalia gesprochen hat. Wenn Sie Ihn treffen, danken sie in unserem Namen“. Diese Menschen schätzen den Beitrag der Kirche, wenn es darum geht, die Hoffnung auf Frieden auch in Momenten der Bedrängnis am Leben zu erhalten, wenn man den Mut verliert.

In den vergangenen Tagen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Somaliland, das sich als vom Rest des Landes unabhängig erklärt und der halb-autonomen Region Puntland. Weshalb kam es zu diesen Auseinadersetzungen?
Somaliland erhebt Anspruch auf die alten Grenzen des britischen Protektorats, wie sie bis 1960 gültig waren. Punktland beruft sich auf eine Aufteilung unter den Clans beim Grenzverlauf. In diesem Sinn besteht Punktland darauf, dass der Osten Somalilands von zwei Stämmen bewohnt wird, die zum Clan der Darod mit Sitz im Zentrum von Puntland gehören. Deshalb kommt es zu Streitigkeiten hinsichtlich der Kontrolle der Gebiete zwischen den beiden politisch-territorialen Parteien in Somalia. (LM) (Fidesdienst, 18/01/2008 - 61 Zeilen, 720 Worte)


Teilen: