VATIKAN - DIE WORTE DER GLAUBENSLEHRE von Don Nicola Bux und Don Salvatore Vitiello - Die Liturgie, vollkommene Beziehung der Kirche zu Jesus Christus, dem Mediator Dei

Donnerstag, 6 Dezember 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) - Wie man weiß, ist dies das incipit der Enzyklika des Dieners Gottes, Papst Pius XII: die organischste Stellungnahme des Lehramtes der Kirche zur Liturgie, die bisher erarbeitet worden ist. Die Liturgiekonstitution der Zweiten Vatikanischen Konzils selbst gründet sich auf ihre doktrinalen Prinzipien, nimmt ihre Struktur auf und erweitert sie. Die Überraschung beim Lesen eines sechzig Jahre alten Dokumentes ist, seine Aktualität zu entdecken: es ist von pastoralen Bemühen bewegt und hat den Weg für die “liturgische Pastoral” eröffnet, wie die “instaurationes” oder die im darauf folgenden Jahrzehnt durchgeführten Reformen beweisen. Die berühmteste ist jene des Ordo der Karwoche (1955), die 1951 mit der Restaurierung der Osternacht in seiner antiken Form eingeweiht wurde.
Die pastorale Sorge wird auch durch die Methode dokumentiert: nicht plötzlich eine Ordnung auferlegen, die den Aufbau der “liturgischen Einheit” (Hl. Messe, Stundengebet, Kalender) durcheinanderwirft, sondern eine stufenweise Restaurierung der älteren Teile vorschlagen ohne jedoch die Entwicklungen zu eliminieren, da die Liturgie als Leib der Kirche ein lebendiger Organismus ist: man kann keine Teile amputieren, nur weil sie bei der Geburt noch nicht vorhanden waren. Das ist in etwa die Methode die man auch bei Kunstwerken anwendet. Einige Studien haben die Grundsätze hervorgehoben, die den grossen Papst gelenkt hatten: vor allem jener der Erneuerung in der Kontinuität, was bei weitem nicht Archäologismus und Kreativismus ist (Vgl. dazu:C.Braga, La riforma liturgica di Pio XII. Documenti-1.La ‘Memoria sulla riforma liturgica’, Roma 2003, CLV, BEL 128; N.Giampietro, Il Card.Ferdinando Antonelli e gli sviluppi della riforma liturgica dal 1948 al 1970, SA, Roma 1978.).
Johannes der XXIII und Paul VI hatten die Absicht in den Spuren und mit der Methode Pius XII´ weiterzuarbeiten, wie die Auflagen des Römischen Messbuches von 1962 und 1965 beweisen. Das Motu proprio von Benedikt XVI knüpft an jene traditionelle und gleichzeitig erneuernde Art an.
Der Satz Dostoevskjs in den “Brüdern Karamazov” ist bekannt: “Wenn jemand mir beweisen könnte, dass die Wahrheit außerhalb von Christus existiert, würde ich es vorziehen bei Christus zu bleiben als bei solch einer Wahrheit”. Das ist wahrscheinlich theologisch nicht korrekt, aber es drückt das für den Christen Wesentliche aus: die Unvergleichbarkeit zwischen Kirche und Welt, so wie zwischen dem Salz und der Speise, die es würzt. Die Welt mag die Tradition, das Gedankengut, die Kunst, die Werte des Christentums annehmen, vielleicht sogar das ethische Beispiel Christi: aber der Geist der Welt wird es nie zulassen, sich vom Geist Christi besitzen zu lassen, denn er drängt unaufhörlich zur Autonomie. Die Kirche hingegen ist absolut relativ zu Christus: sie wäre nicht mehr Kirche ohne diese Beziehung.
Der Kultus oder die Liturgie der Kirche zeigt vollkommen diese Beziehung auf, wie deren Oberhaupt in der Enzyklika Mediator Dei feststellt. Wenn dem nicht so wäre, würde etwas dem christlichen Kultus ähnliches geschaffen werden, aber ohne Christus. Oder ein Kultus der weit davon entfernt wäre, Gott Ehre zu erweisen und dem Menschen zum Heil zu verhelfen. Statt dessen wäre er damit beschäftigt, sich selbst zu feiern, die eigene Gemeinde, den Priester oder einen Kultus, der an eine verschwommenen “spirituelle” Dimension gebunden ist, in der Bewusstsein und Erfahrung gegen eine rein ästhetische Befriedigung getauscht werden. In beiden Fällen wurde die wesentliche Methode des Christentums abgelehnt: Jene einer Gemeinschaft zu der man steht und der man gehorcht - was die nötige Voraussetzung ist für eine anfängliche Annäherung und eine spätere Teilnahme des Menschen am Kultus.
Ein italienischer Bischof, der zu den aufmerksamsten gegenüber der Liturgie zählt, schreibt unter anderem: Das Pelagianismus in seinen verschiedenen Abstufungen ist immer eine Gefahr für die Kirche (auch wenn man fast nie von der Gnade spricht und auch wenn man fast nichts über die Umstände weiß, in denen es entstanden ist und akute Erscheinungsformen hatte).
Wenn die pelagianische Mentalität auf die Liturgie angewendet wird dann kommt es dazu, dass man mehr Gewicht auf die äußere Handlung legt, die der Mensch vollbringt, als auf jene die Christus durch die dienstleistende Handlung derer vollbringt, die Er selbst fähig gemacht hat “in persona Christi et Ecclesiae” zu handeln durch das verkündete Wort und durch die gesetzten Zeichen. Es kommt dazu, dass man vergißt, dass das, was zählt, die göttliche Handlung ist, das Handeln des Geistes, der Gnade und nicht jenes des Menschen - sei es, dass es sich um den einzelnen Gläubigen handelt, um die Gemeinde oder um den Priester selbst” ( vgl. Mons. Mario Oliveri, La Divina Liturgia, Albenga 2007, p 7) .
Die Hochnäsigkeit eine neue Liturgie zu schaffen und die existentielle und kulturelle Schwachheit der Kirche haben zu einem Klima beigetragen, in dem Mißbräuche und Zeichen der Rebellion und des Ungehorsams Wurzeln fassen können, die so sehr dem Gehorsam Christi bis zum Tod am Kreuz, den die Liturgie im Wesentlichen verkündigen soll, entgegengesetzt sind.
Und so blieben jene draußen, die durch die Kirchenreform in die Kirche eintreten sollten, wie es jemand ausgedrückt hat. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber wir Christen haben die Verantwortung zu bezeugen, dass der Nihilismus und der Relativismus, die in die Liturgie eingedrungen sind, nicht siegen werden, denn sie sind schon besiegt worden von Ihm, der beständig “alles neu macht” (Offb. 21,5).
Wenn all das in der liturgischen Reform nach dem Konzil mehr berücksichtigt worden wäre, dann hätte man so manche Traumas und Gegensätze verhindern können. Nun eröffnet sich eine Zeit, in der der klare und friedfertige Austausch von Ideen überwiegen muss. Denn niemand stellt allein die ganze Kirche dar, außer dem Bischof Roms. Die Hilfe verdienter liturgischer Institutionen, allen voran jener der Benediktiner, darf nicht fehlen; unter Leitung der Kongregation für den Kultus, der höchsten maßgebenden Autorität der Liturgie - um die Versöhnung und die Einheit zu wahren oder zu erringen (vgl. Brief Benedikt XVI an die Bischöfe, der das Motu proprio Summorum Pontificum begleitet). (Fidesdienst 6/12/2007; Zeilen 63, Worte 943)


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