AFRIKA - „Wir werden sehen müssen, was sich für die Menschen hier ändert, um zu beurteilen, ob es im Verhältnis zwischen Europa und Afrika einen tatsächlichen Wandel gibt“, so ein Missionar im Gespräch mit dem Fidesdienst

Montag, 10 Dezember 2007

Rom (Fidesdienst) - Zum Gipfeltreffen der Vertreter der Europäischen Union und Afrikas in Lissabon veröffentlichen wir einen Kommentar von Pater Gerardo Caglioni, der als Xaverianer Missionar seit 12 Jahren in Sierra Leone tätig ist.
„Seit jeher sind sich Europa und Afrika begegnet: zuerst im Mittelmeerraum, später bei den Endeckungen und schließlich in der Kolonialzeit. Heute geht es vorwiegend um Geschäfte. Ich glaube der Kern der Frage besteht genau darin: es geht um die wertvollen Bodenschätze und die billige Arbeitskraft auf der einen Seite und die gefährliche Konkurrenz der asiatischen Länder auf der anderen Seite. Noch immer brauchen afrikanische Regime ihre besten Kunden und Europa möchte nicht auf den günstigen Markt verzichten und vor allem auf die wertvollen Bodenschätze.
Der EU-Afrika-Gipfel in Lissabon stellte sich als Treffen gleichberechtigter Partner dar und wird dies offiziell und den Worten nach auch gewesen sein, doch die tatsächlichen Ergebnisse werden wir (kurz- und mittelfristig) anhand der tatsächlichen Auswirkungen auf das Leben der Menschen beurteilen können: werden sich die Lebensbedingungen von Millionen von Afrikanern tatsächlich ändern oder wird dies - wie bisher - nur ein leeres Versprechen bleiben. Die Menschen in Afrika setzen jeden Tag ihr leben aufs Spiel, damit sich wirklich etwas ändert (Migrationen und sinkenden Boote zeigen es uns auf traurige Weise Tag für Tag), die Reichtümer der afrikanischen Länder gehen normalerweise in die Taschen einiger Weniger (und sie sind es, die heute in Europa am Verhandlungstisch sitzen) und die Auswirkungen auf das Leben der Menschen sind gleich Null.
Die Verhandlungen finden also nicht mit den Völkern Afrikas statt, sondern mit den Vertretern von Regimes die eher opportunistisch handeln und den größten Vorteil in möglichst geringer Zeit anstreben. Man braucht dabei nur an die berühmte Auslandsverschuldung afrikanischer Länder zu denken. Wer hatte hier Vorteile? Bestimmt nicht die Bevölkerung der Länder, denen die Schulden erlassen wurden, sondern gewisse Regierende, die sich einen Teil der Gelder in die eigenen Taschen geschoben und dann vergessen haben, was sie für die Entwicklung der eigenen Bevölkerung tun wollten.
Gewiss könnte ein größeres Engagement Europas zur Lösung der allgemeinen Konfliktsituation in Schwarzafrika beitragen, doch auch dies kann allein nicht helfen, denn eine dauerhafte Lösung muss von innen kommen. Menschenrechte werden gefordert aber nicht auferlegt; Migrationsströme korrigiert aber nicht eingestellt; Entwicklung begünstigt aber nicht implementiert; Frieden angeregt aber nicht erzwungen; die Sicherheit verbessert, was nicht immer heißt, dass dies gesünder ist; der Handel gleichberechtigt geführt, was nicht immer heißt, dass er gerechter ist, usw.
Afrika wird sich die Partner aussuchen können, die es wünscht, doch es wird davon überzeugt sein müssen, dass die eigene Zukunft allein in den eigenen Händen liegt … und bei der göttlichen Vorsehung“. (LM) (Fidesdienst, 10/12/2007 - 39 Zeilen, 467 Worte)


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