VATIKAN - BOTSCHAFT VON PAPST JOHANNES PAUL II. ZUM ZWEITEN AMERIKANISCHEN MISSIONSKONGRES: „SEID BEREIT FÜR DEN RUF DES HERRN! SEID FREUDIGE ZEUGEN UND BEGEISTERTE APOSTEL DES EVANGELIUMS BIS AN DIE ÄUSSERSTEN GRENZEN DER ERDE“

Mittwoch, 26 November 2003

Vatikanstadt (Fidesdienst) – Anlässlich des Zweiten Amerikanischen Missionskongresses, der vom 25. bis 30. November 203 in Guatemala City stattfindet, sandte Papst Johannes Paul II. eine Botschaft an den Erzbischof von Guatemala City und Vorsitzenden des Kongresses, Kardinal Rodolfo Quezada Toruño. Es folgt der Wortlaut der Botschaft in eigener Übersetzung:

„Der Zweite Amerikanische Missionskongress, der in Guatemala City unter dem Motto „Kirche in Amerika, dein Leben ist die Mission“ gefeiert wird, bietet mit Gelegenheit, alle Anwesenden herzlich zu grüßen und mich dankbar an den herzlichen Empfang zu erinnern, der mir als Pilger der Liebe und der Hoffnung bei meinem letzten Besuch auf diesem Kontinent bereitet wurde, in dessen Verlauf ich unseren Bruder Pedro de San José Betancurt heilig gesprochen habe.
Die Heiligsprechung dieses außergewöhnlichen Missionars war in gewisser Weise eine Vorbereitung auf den jetzigen Kongress. Seine Fürsprache und das Zeugnis von seiner Heiligkeit werden euch bei dieser Veranstaltung leiten, von der sich die Weltkirche mit großer Hoffnung reiche Früchte des Glaubens, der Heiligkeit und der missionarischen Hochherzigkeit erwartet.
An erster Stelle grüße ich den Erzbischof von Guatemala City, Herrn Kardinal Rodolfo Quezeda Toruño, und die zahlreichen Brüder im Bischofsamt, die sich in diesem kontinentalen missionarischen „Abendmahlssaal“ begegnen. Mein herzlicher Gruß gilt auch allen, die an der Vorbereitung des Kongresses beteiligt waren und jedem einzelnen Teilnehmer: Priester, Ordensleute, Laiengläubige und insbesondere Jugendliche und Kinder. Mein Sondergesandter, Herr Kardinal Crescenzio Sepe, Päfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, wird euch meine spirituelle Nähe und mein Interessa an diesem wichtigen Ereignis übermitteln. In besonderer Weise wende ich mich an euch, die ihr berufen seid, den Herrn unter allen Völkern zu verkünden. Diese Berufung zum Engagement und zur Heiligkeit wird euch in den Dienst aller Menschen und Völker dieser Erde stellen. „Wie willkommen sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten, der Frieden ankündigt, der eine frohe Botschaft bringt und Rettung verheißt, der zu Zion sagt: Dein Gott ist Krönung“ (Js, 52,7). Die Geschichte der Evangelisierung des amerikanischen Kontinents, liebe Schwestern und Brüder, zeigt die innite Verbindung zwischen Heiligkeit und Mission. Wenn man dieses Missionswerk aus einer historischen Perspektive betrachtet, ist es schön, wenn man sieht, welch großen Einfluss das Evangelium und das Leben der ersten christlichen Gemeinden hat und wie viele heilige Missionare aus ihnen hervorgegeangen sind.
Seit Beginn der Evangelisierung und während ihrer gesamten Geschichte hat der Geist des Herrn in diesen gesegneten Ländern wunderbare Früchte der Heiligkeit in den Männern und Frauen reifen Lassen, die enstprechend der Sendung des Herrn, ihr eigenes Leben der Verkündigung der christlichen Botschaft gewidmet haben, oft auch under heldenhaften Umständen. Grundlage dieser wunderbaren missionarischen Dynamik war zweifellos ihre persönliche Heiligkeit und die ihrer Gemeinden. Damit die Mission ad gentes in Amerika und aus Amerika neue Impulse erhält, sind auch heute heilige Missionare und heilige kirchliche Gemeinschaften notwendig.
Die Berufung zur Mission ist eine Berufung zur Heiligkeit, denn diese ist „grundlegende Voraussetzung und unersetzbare Bedingung zur Verwirklichung der Heilssendung der Kirche“ (vgl. Redemtoris Missio, 90).
Angesichts dieser universalen Sendung müssen wir uns unserer eigenen Verantwortung für die Verbreitung des Evangeliums bewusst werden. In diesem Zusammenhang ist die Zusammenarbeit bei der Mission ad gentes Zeichen eines reifen Glaubens und eines fruchtbaren christlichen Lebens, damit die bedürftigeren Ortskirchen jene Impulse sowie menschliche und geistliche Untertützung erhalten, die sie brauchen, damit sie iheren Weg gemeinsam mit ihren Hirten beschreiten können.
Deshalb „ genügt es weder die pastoralen Methoden zu erneuern noch die kirchlichen Kräfte besser zu organisieren bzw. zu koordinieren oder etwa die biblischen und theologischen Glaubensgrundlagen mit größerer Klugheit zu erforschen: es gilt, ein neues »glühendes Verlangen nach Heiligkeit« unter den Missionaren und in der ganzen christlichen Gemeinschaft zu wecken, besonders unter den engsten Mitarbeitern der Missionare.“ (ebd.)
Nach meinen Besuchen in verschiedenen Ländern – wo das Evangelium zum Teil erst seit kurzem verkündet worden war – bin ich zu der festen Überzeugung gelangt, dass die Menschheit mit immer größerer Sehnsucht auf das “Offenbarwerden der Söhne Gottes” warten (Röm 8,19). In der Tat hegen viele Menschen den Wunsch, das Geheimnis der Heiligkeit und der Gemeinschaft kennenzulernen, das in der Kirche von grundlegender Bedeutung ist und gleichsam Ausdruck “jener Liebe des ewigen Vaters, die ausgegossen ist durch den Heiligen Geist, der uns von Jesus gegeben ist (vgl. Röm 5,5) und der uns alle zu ‚einem Herzen und einer Seele’ (Offbg 4,32) werden lässt. (Novo Millennio ineunte, 42).
Millionen von Männern und Frauen, die Christus nicht kennen, oder die ihn nur oberflächlich kennen, leben in der Erwartung, derer sie sich manchmal gar nicht bewusst sind, die Wahrheit über den Menschen und über Gott zu erfahren, über den Weg der zur Befreiung von Sünde und Tod führt. Für diese Menschheit, die sich nach der Schönheit Gottes sehnt, nach seinem hellen Licht, das die Erde erleuchtet, ist die Verkündigung der Frohbotschaft eine lebenswichtige und unaufschiebbare Aufgabe.
Dieser Kongress ist auf diese Aufgabe ausgerichtet. Seid deshalb bereit, dem Ruf des Herrn zu folgen. Äußert der Wunsch, freudige Zeugen und begeisterte Apostel des Evangeliums bis an die äußersten Grenzen der Erde zu sein und zwar durch das Zeugnis von einem heiligen Leben!
Die freudige Erfahrung des Heiligen Jahres 2000 hat uns den Weg der Heiligkeit als Grundlage für unsere heutigen Pastoralprogramme in allen Ortskirchen erkennen lassen. Es geht dabei darum „allen erneut mit Überzeugung dieses ‚hohe Maß’ des ordentlichen christlichen Lebens zu präsientieren“ (vgl. Novo Millennnio ineunte, 30). Dies, liebe Schwestern und Brüder, erfordert eine geduldige und angemessene pastorale Pädagogik – eine Schule der Heiligkeit – die sich dadurch auszeichnet, dass die Person Jesu Christi im Mittelpunkt, das Hören und das Verkünden des Wortes, die volle und aktive Teilnahme an den Sakramenten und die Pflege des Gebets als persönliche Begegnung mit Gott im Mittelpunkt stehen.
Jede seelsorgerische Tätigkeit muss auf die christliche Initiation und Ausbildung gründen, die dabei helfen, den Glauben jener zu reifen zu lassen und zu stärken, die sich ihm schon genähert haben und all jene anzuziehen, die ihm noch fern stehen. Dies ist auch die beste Garantie dafür, dass die amerikanischen Ortskirchen ein wirksames Werk der missionarischen Zusammenarbeit und Animation ausüben. Denn dieses ist in der Tat „ein Hauptelement der ordentlichen Seelsorge“ (RM 83).
Bewegt vom Heiligen Geist und vom Zeugnis der steigenden Zahl der Missionare ad gentes, die aus euren Ländern kommen, möchte ich vor dieser großen Versammlung – Zeichen der Einheit der Völker eures Kontinents – noch einmal wiederholen, was ich bereits in meinem nachsynodalen Apostolischen Schreiben Ecclesia in America hinsichtlich eurer christlichen Gemeinden betont habe: Außerdem sind die amerikanischen Teilkirchen auch dazu berufen, ihren Impuls der Evangelisierung über die Grenzen des Kontinents hinaus auszuweiten. Sie dürfen den immensen Reichtum ihres christlichen Kulturerbes nicht für sich allein behalten, sondern sie müssen es in die ganze Welt hinaus tragen und es denen mitteilen, die es noch nicht kennen. Es handelt sich hier um die vielen Millionen von Männern und Frauen, die ohne Glauben sind und daher die schlimmste Form von Armut erleiden. Angesichts dieser Armut wäre es falsch, eine Evangelisierung über die Grenzen des Kontinents hinaus nicht zu fördern mit dem Vorwand, daß es in Amerika selbst noch viel zu tun gibt oder in der Hoffnung, vorher noch eine Situation zu schaffen, die im Grunde genommen utopisch ist, nämlich die volle Verwirklichung der Kirche in Amerika“. (Nr. 74)
Die Verantwortung eurer Ortskirchen für die Evangelisierung der heutigen Welt ist groß. Groß ist die Frucht, die diese in dieser Zeit des neuen missionarischen Frühlings tragen können, „wenn alle Christen und insbesondere die Missionare der jungen Kirchen mit Hochherzigkeit und Heiligkeit den Appellen und Herausforderungen unserer Zeit folgen“. (vgl. RM 92). Geliebte Schwestern und Brüder, es ist für mich Grund zu großer Freude, wenn ich weiß, dass euer Kongress, auf den ihr euch gemeinschaftlich während des Heiligen Jahres der Mission vorbereitet habt, diesem Appell folgen wird und dass er wirkkräftige und konkrete Antworten auf die Sendung der Mission geben kann, die das Leben der Kirche in Amerika ist. Wie bei den vorausgegangenen Missionskongressen, bitte ich den Herrn darum, dass er euch eine reiche Erfahrung der Gemeinschaft schenken möge, und dass die Gottesmutter von Guadalupe, Mutter und Evangelisatorin Amerikas und „Beispiel jener mütterlichen Liebe, die all jene bewegen sollte, die bei der apostolischen Sendung der Kirche zur Wiedergeburt der Menschen zusammenarbeiten“ (vgl. RM 92), euch ihren Beistand schenke und Fürsprache für euch einlegen möge. Indem ich jeden einzelnen unter euch ermutige, in der eigenen Ortskirche im Geist der Gmeinschaft und des Dienstes zu leben, erneuere ich meine Bitte, der Sendung in der heutigen Welt nachzukommen, dazu erteile ich meinen Apostolischen Segen.
Aus dem Vatikan, am 25. Oktober 2003, Johannes Paul II.
(Fidesdienst, 26/11/2003- 117 Zeilen, 1.443 Worte)


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