VATIKAN - AVE MARIA von Mgr. Luciano Alimandi - „Mit Jesus ist die Geschichte nicht mehr dieselbe“

Mittwoch, 28 November 2007

Vatikanstadt (Fidesdienst) -Die persönliche Geschichte eines Glaubenden erfährt, von dem Moment an, in dem er Jesus wirklich begegnet, eine tiefgehende Veränderung, sie ist nicht mehr dieselbe: sie wird zur Geschichte des Heils! Es ist nicht mehr eine nur aus irdischen Ereignissen bestehende Geschichte, denn die Begegnung mit dem Übernatürlichen, die Verflechtung mit der göttlichen Gnade hat ihn bis in den Himmel erhoben: vom Himmel aus wird sie vom Herrn „verfasst“ und in eine Geschichte der Gnade verwandelt.
Wie schön ist es, wenn man die Gewissheit besitzt, dass Christus der König des Universums, das Leben des Christen beherrscht, dass er der Hauptakteur wird, denn ihm vertrauen wir und ihm vertrauen wir unsere Gegenwart, unsere Vergangenheit und unsere Zukunft an: alles wird sein und Christus wird ganz unser.
Auch für uns Christen des dritten Jahrtausends gilt, was der heilige Paulus an die Kolosser schrieb: „die Wirklichkeit aber ist Christus!“ (Kol 2,17). Die Geschichte der Welt ist für uns Glaubende nur ein Schatten unseres zukünftigen Lebens. Der Strom der irdischen Ereignisse - der die Menschheit oft wie ein überquellender Fluss mitzureißen scheint - kann uns nicht in seinen Strudel ziehen, denn wir glauben, dass Gott uns von der Last der Sünde befreit hat und uns in die Geschichte der Erlösung aufnimmt. „Er hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden“ (vgl. Lk 23, 35-43).
Wenn wir unser ganzes Leben ohne Vorbehalt in die Hände Christi legen, dann werden wir in erster Person von einer anderen Geschichte Zeugnis ablegen, die mit der ohne Ihn gelebten Geschichte nicht verglichen werden kann. Was Jesus verspricht, das hält er immer, und wenn er uns versichert, dass er „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist, wenn wir ihm vertrauen, dann schenkt er uns die Erfahrung dieses neuen Weges, dieser neuen Wahrheit und dieses neuen Lebens, das bereits hier auf Erden beginnt. Der Christ, ist in der Tat kein Träumer, der vor den Ereignissen flieht oder der, indem er auf etwas wartet, das nach dem Tod geschieht, alles andere missbilligt.
Der Christ erlebt bereits die Erfahrung eines von Gott erneuerten Lebens, er spürt, dass die Geschichte zur Erlösung führt, dass ihm Freude geschenkt wurde, dass die Ewigkeit bereits begonnen hat … gewiss, in einem im Verhältnis zum irdischen Geschöpf stehenden Maß, jedoch in der Erwartung, in den Genuss einer unvorstellbaren Herrlichkeit zu gelangen, die er im Reich Gottes erleben wird, das das Paradies ist. Der Christ ist „schon aber noch nicht“ begnadet.
Damit Jesus in die eigene Geschichte „eingehen“ kann, bedarf es keiner großen Anstrengungen, denn im Grunde ist das Herz des Menschen nach dem Seinen bemessen; unsere Liebe ist ein Derivat der Seinen; wir sind nicht die Quelle des Seins, sondern Er ist es! Es reicht eine kleine Öffnung, damit er eintritt, ein kleiner Spalt unserer Freiheit, mit der wir ihn suchen, mit der wir ihn anrufen …
Es gibt zahlreiche Episoden im Evangelium, die von Geschichten berichten, die durch die Begegnung mit der Person Christi verwandelt wurden. Am Christkönigsfest, das wir vor kurzem begangen haben, haben wir die Geschichte vom guten Verbrecher gehört (vgl. Lk 23, 35-43). Er hing am Kreuz, weil er schuldig war, seine Geschichte schien ein elendes Ende zu nehmen, und auch, was sich vor seinen Augen abspielte war elend. Denn die menschliche Bosheit gegenüber dem Gekreuzigten, dessen Blick eine majestätische Schönheit und einen unbeschreiblichen Frieden ausstrahlte, war groß: doch trotz grausamer Schmerzen klagte er nicht, sondern er verzieh und sagte jene geheimnisvollen Worte zu Johannes: „Siehe, deine Mutter“.
Ja, die Mutter und der gekreuzigte Sohn hatten den Blick und das Herz des guten Verbrechers eingenommen und in ihm die Sehnsucht nach einer Unschuld geweckt, die auf den beiden von unsagbarem Schmerz gezeichneten Gesichtern zu sehen war, ein Schmerz, der sich jedoch auf außergewöhnliche Weise von dem rein menschlichen Schmerz unterschied: es war ein Schmerz, der ihn erlöste! Deshalb öffnete sich sein Herz einen Spalt weit, ein Durst nach Ewigkeit erleuchtete seine Gedanken und bewegte seinen Willen, der bis dahin von der Angst gelähmt wurde, und mit seinen letzten Kräften, seinen letzten Worten vertraute er seine Geschichte des Unheils dem Herrn der Geschichte des Heils an: „Jesus denk an mich, wenn du in dein Reich kommst“ (Lk 23,42). Von diesem Augenblick an wurde alles anders. Die Geschichte eines zum Tode Verurteilten im Kontakt mit der Geschichte der Erlösung, wurde die Geschichte eines geheiligten Menschen: „Amen, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43)! (Fidesdienst, 28/11/2007 - 59 Zeilen, 675 Worte)


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