AFRIKA/SOMALIA - Die Zivilbevölkerung ist erschöpft“: der Apostolische Administrator von Mogadischu im Gespräch mit dem Fidesdienst

Dienstag, 13 November 2007

Mogadischu (Fidesdienst) - „Wir erhalten weiterhin dramatische Nachrichten aus Mogadischu. Die Menschen sind erschöpft und die Gefechte gehen weiter. Man kann inzwischen von einem wahren Aufstand sprechen“, so der Apostolische Administrator von Mogadischu und Bischof von Dschibuti, Giorgio Bertin, im Gespräch mit dem Fidesdienst. In der somalischen Hauptstadt Mogadischu kämpfen seit Tagen Soldaten der Übergangsregierung mit Unterstützung äthiopischer Soldaten gegen regierungsfeindliche Milizen. Die einheimische Bevölkerung ist auf der Flucht: Wie aus Daten der Vereinten Nationen hervorgeht haben allein in der vergangenen Woche 24.000 Menschen die Hauptstadt verlassen, wo es weder Wasser noch Lebensmittel oder Medikamente und elektrischen Strom gibt. Die Flüchtlinge erhalten keine Hilfe und leben am Rand der Straßen, auf denen an einen Ort flüchten, der ihnen Schutz bietet.
„Ich habe Kontakt zur Krankenstation der Caritas in Baidoa, wo die örtliche Bevölkerung und die Vertriebenen aus Mogadischu versorgt werden“, so Bischof Bertin. „Diese Menschen berichten von heftigen Gefechten, unter denen vor allem die Zivilbevölkerung leidet.2
Bischof Bertin erinnert daran, dass sich die Zahl der Flüchtlinge in wenigen Monaten verdoppelt hat. „In Somalia gab es bisher rund 400.000 Binnenflüchtlinge, seit Mai dieses Jahres ist die Zahl auf 800.000 angestiegen.
Der Apostolische Administrator in Mogadischu ist der Ansicht, dass „eine Lösung derzeit nicht leicht zu finden ist. Nach 15 Friedenskonferenzen, die letzte fand im August in Mogadischu statt, sind die politischen Kräfte in Somalia noch nicht in der Lage sich auf Vereinbarungen für einen dauerhaften und stabilen Frieden zu einigen. Ich frage mich, ob die Somalier, die im Ausland leben, und es sind rund eine Million, vielleicht neue Ideen haben“.
Die dramatische Lage in Somalia müsse jedoch auch vor dem regionalen und internationalen Hintergrund betrachtet werden. Die erneute Spannungen zwischen Äthiopien und Eritrea, die Lage im Sudan, Rivalitäten zwischen externen Kräften im Zusammenhang mit der Erdölförderung und den Erdölpipelines beeinflussen die Situation in Somalia direkt oder indirekt. „Man kann von einer Krise sprechen, die sich vom Sudan bis nach Somalia ausdehnt“, so Bischof Bertin auf die Frage des Fidesdienstes. „Die verschiedenen Krisensituationen in Ostafrika haben mindestens zwei gemeinsame Elemente: auf der einen Seite die Verbreitung eines gewissen Fundamentalismus, der die Religion auf unverantwortliche Weise manipuliert, und dabei nur die eigenen Ziele verfolgt, auf der anderen Seite der Machtkampf mit Blick auf die Kontrolle der Ressourcen vor Ort“.
In seinem jüngsten Bericht zur Lage in Somalia hatte auch der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon darauf hingewiesen, dass derzeit die Voraussetzungen für die Stationierung von Friedenseinheiten der Vereinten Nationen nicht gegeben sind. Ban Ki-moon betont in diesem Zusammenhang, dass man eine panafrikanischen Einheit unterstützten werde, die es konkret jedoch noch nicht gibt. (LM) (Fidesdienst, 13/11/2007 - 38 Zeilen, 440 Worte)


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